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Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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sie plante, den dort wartenden Burton Horn nach dem neuesten Klatsch auszufragen - und dass Horn es ebenso machen würde. Seiner Ansicht nach hatte keiner der beiden eine sonderlich große Erfolgschance, doch die Bemühungen würden sie beide bei Laune halten.
    Tara Campbell hatte alles andere als guter Laune. Ihr Gespräch mit Damien Redburn war offensichtlich schlecht verlaufen. Das Gesicht der Countess wirkte fahl, bis auf eine verräterische Röte an den Jochbeinen. Die vollen Lippen waren zu einem Strich zusammengepresst, und all ihre Bewegungen schienen knapp und kontrolliert, als müsste sie sich durch schiere Willenskraft an einem Wutausbruch hindern.
    Die Countess of Northwind hat also ein aufbrausendes Temperament, dachte er. Nicht sonderlich überraschend, wenn man bedenkt, dass sie eine geborene Aristokratin mit einem Erbanspruch auf die Herrschaft über eine ganze Welt ist. Aber sie kann es kontrollieren, und das ist eine Überraschung.
    Tara Campbell nahm in dem breiten Plüschsessel auf der anderen Seite des kleinen Kamins Platz. Die simulierten Holzscheite brannten mit kleiner Flamme. Der Winter neigte sich dem Ende zu. Ihre Hände umklammerten die Holzenden der Armstützen so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    Jonah erkannte, dass es an ihm war, das Gespräch zu eröffnen. »Ich habe mir eine Aufzeichnung Ihrer ersten Botschaft an den Exarchen angehört.«
    »Freut mich, dass wenigstens einer das getan hat.«
    Aus ihrem Tonfall schloss er: Die Countess war nicht gewohnt, dass man einfach verwarf, was sie sagte - oder es auch nur anzweifelte. Jonah war jedoch immer weniger geneigt zu glauben, dass Tara Campbell log. Es gab Politiker in der Republik der Sphäre, die diese Art gerechter Empörung vortäuschen konnten. Nichts in Tara Campbells Hintergrund deutete aber auf die geringste Neigung oder auch nur ein Talent für eine solche Hinterlist.
    Noch war er allerdings nicht bereit, dies auch laut auszusprechen. Stattdessen sah er sie mit ernster Miene an. »Soweit ich es verstanden habe, besitzen Sie Beweise dafür, dass Ezekiel Crow Northwind verraten und Sie im Stich gelassen hat und möglicherweise sogar für die Stahlwölfe arbeitete.«
    »Ja«, antwortete Campbell. Jonah spürte beträch-lichte Gefühle hinter der knappen Entgegnung, ein Hinweis auf eine über das Politische hinausgehende Verletzung. Es fiel ihr zunehmend schwerer, sich unter Kontrolle zu halten. Sie stand auf, verschränkte die Hände auf dem Rücken und tigerte durch den Salon. »Wir haben uns auf ihn verlassen, und er hat uns verraten.«
    Möglicherweise mehr als nur verlassen?, fragte sich Jonah. Falls dem so war, hätte der Verrat doppelt geschmerzt. Aber niemand in der Republik würde wohl je die Wahrheit erfahren, außer den beiden Menschen, die - möglicherweise - eine Beziehung gehabt hatten. Er setzte die Befragung fort.
    »Und wo sie sind diese Beweise?«
    »Ich habe sie dem Exarchen geschickt, per Kurier.«
    Ihre Wut kam wieder zum Ausdruck und war diesmal noch stärker als zuvor. Vielleicht lag das Problem nicht allein darin, dass man ihr Wort anzweifelte. Jonah schüttelte den Kopf.
    »Ich versichere Ihnen, der Exarch hat keine derartigen Beweise gesehen. Haben Sie Kopien?«
    »Ja.«
    »Dann sollte es kein Problem sein...«
    Die porzellanglatten Wangen der Countess röteten sich stärker. Sie senkte den Blick. »Die Kopien befinden sich auf Northwind, im Regimentsarchiv des Forts.« Sie hob den Kopf und fixierte Jonah, als wolle sie ihn herausfordern. »Zur Sicherheit.«
    Er nickte verständnisvoll. Es hatte keinen Sinn, sie auf einen Fehler hinzuweisen, dessen sie sich offensichtlich sehr bewusst war und den sie zutiefst bedauerte. »Es würde Wochen, wenn nicht Monate dauern, sie zu beschaffen.«
    »Zeit, die Sie - die wir nicht haben! Die Stahlwölfe sind im Anflug! Ich bin überrascht, dass sie noch nicht hier sind. Es ist mir gleichgültig, ob Sie mir glauben, was Ezekiel Crow betrifft, solange Sie mir glauben, dass Terra in Gefahr ist!«
    »Unglücklicherweise«, erwiderte Jonah, »wird man -und das schließt den Exarchen ein - Ihnen entweder beides oder nichts glauben. Und bei einer so gewaltigen Anschuldigung - Verrat durch einen der angesehensten Paladine der Republik - werden die meisten mehr verlangen als Ihr durch nichts unterstütztes Wort.«
    Sie reckte das Kinn, und ihre blauen Augen glühten. »Bezeichnen Sie mich als Lügnerin?«
    »Erstaunlich genug, Countess, aber nein. Doch entweder

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