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Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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Gefechtsrationen.
    Trotzdem war Will Elliot unzufrieden. Er drehte den schweren Keramikbecher in den Händen, löffelte zusätzlichen Zucker in den Tee, rührte um, drehte den Becher erneut. Dann schob er ihn weg. Schließlich sagte er: »Hier gefällt es mir nicht.«
    »Könnte schlimmer sein«, stellte Lexa fest. »Wenigstens haben wir wieder Winteruniformen.«
    Jock für sein Teil schaute Will fragend an. »Ich hätte gedacht, du wärst derjenige von uns, dem Schnee am wenigsten ausmacht. Nachdem du all die Jahre Touristen durch die Berge geführt hast und all das.«
    »Habe ich auch. Genau da liegt das Problem.« Er starrte mürrisch aus dem Messezelt hinaus in den schiefergrauen Himmel. »Es ist März. Irgendwann wird es April. Hier fängt im April der Frühling an. Und was passiert im Frühling?«
    Lexa antwortete: »Der Schnee sc hm ilzt?«
    »Korrekt.«
    »Bei dir hört sich das an, als wäre es was Schlechtes.«
    »Der Schnee schmilzt«, erläuterte Will, »und der Boden taut.«
    »Taut?«
    »All das Wasser in der Erde, das im Winter zu Eis gefroren ist, verwandelt sich in der Erde zurück zu Wasser«, erklärte er geduldig und erinnerte sich in Gedanken, dass Lexa in der Gluthitze des Kearny-Hinterlands aufgewachsen war. Bevor sie zum Militär gekommen war und kämpfen musste, hatte sie niemals Schnee zu Gesicht bekommen. »Manchmal reicht die Frostschicht zwei bis drei Meter tief. Dann versickert all das Wasser, das vorher Schnee war, im
    Boden und verbindet sich mit dem geschmolzenen Eis, das schon da ist. Und das gibt...«
    Zumindest auf diese Frage wusste der Bauernbursche Jock die Antwort: »Schlamm.«
    »Schlamm«, bestätigte Will.
    Lexa starrte auf ihre Fußspitzen und dann mit wachsender Bestürzung hinaus auf die vielen Panzer, Mechs und Soldaten. »Scheiße.«
    »Und wir haben nicht genug Schweber für alle«, fuhr Will fort. »Allein schon das Marschieren wird übel werden, wenn wir lange genug warten müssen. Und was das Kämpfen betrifft: Glaubt mir, es wäre besser, ihr zieht die Stiefel aus, bindet die Schnürsenkel zusammen und hängt sie euch über die Schultern, bevor ihr barfuß in den Kampf zieht. So habt ihr am Abend wenigstens noch ein Paar.«
    Das Schweigen, das dieser Eröffnung folgte, war lang und düster. Schließlich meinte Lexa: »Vielleicht brauchen wir gar nicht zu kämpfen.«
    »Ist das dein Ernst?«, fragte Will.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Nur weil wir Glück hatten und vor der Wolfsschlampe auf Terra angekommen sind, wird sie ja wohl nicht ausbleiben.«
    »Vielleicht ko mm t sie erst, wenn der Boden wieder trocken ist«, schlug Jock vor.
    »Vergiss es«, winkte Lexa ab. »So viel Glück hat niemand. Will hat Recht. Wir werden bis zu den Achseln im Schlamm für Ehre, Ruhm und den Traum Devlin Stones kämpfen.«
    »Vielleicht bis zu deinen Achseln«, lästerte Jock.
    »Freu dich nicht zu früh«, gab sie zurück. »Du wirst nur weiter rausragen und ein größeres Ziel abgeben.«
    Jock fragte: »Warum kampieren wir überhaupt hier draußen am Arsch Terras? Was ist los?«
    »Wer weiß?«, antwortete Will. »Soweit ich gehört habe, hat der Exarch die Countess sofort nach Genf befohlen, sobald er erfuhr, dass unsere Schiffe im System waren. Und wir haben schon verfluchtes Glück, dass er uns erlaubt hat, hier aufzusetzen, statt in der Umlaufbahn bleiben zu müssen.«
    »Irgendwie bekomme ich das Gefühl, wir sind nicht erwünscht«, stellte Lexa fest.
    »Aye«, bestätigte Jock. »Dabei waren wir es, die auf Northwind geblutet und gestorben sind, und jetzt sind wir hierher gekommen, um uns das alles noch mal anzutun.«
    »Man sollte meinen, das ist wenigstens ein Lächeln und eine Umarmung wert«, beschwerte sich Lexa. »Statt behandelt zu werden, als erwartete man, dass wir bei der ersten Gelegenheit mit dem Familiensilber abhauen.«
    »Warte lieber nicht darauf«, riet Will. »Wir machen das hier nicht, um Dankbarkeit zu ernten.«
    »Ein Glück, denn die ist wohl ohnehin Mangelware.«
    »Wir tun es, weil es unser Job ist.« Er machte eine Pause. »Und wenn du schon mal dabei bist: Bete um einen späten Frühling.«
    Büro des Exarchen, Genf, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
    März 3134, Winter
    Tara Campbell nahm das nächste Orbitalflugzeug nach Genf, sobald die Landungsschiffe in Belgorod aufgesetzt hatten, und nahm sich nur die Zeit, die Gefechtsmontur, die sie an Bord getragen hatte, gegen ihre Ausgehuniform zu tauschen. Den kurzen Flug in die Hauptstadt

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