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Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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verbrachte sie in einem Zustand unterdrückter Ungeduld, den sie nur durch jahrelanges diplomatisches Training verbergen konnte.
    Die Reaktion auf ihre auf dem Flug vom Sprungpunkt abgeschickte Nachricht war unfassbar bitter ausgefallen. Der Exarch hatte ihr praktisch untersagt, ihre Truppen zu landen. Hätte sie nicht direkt gefragt, ob die terranischen Verteidigungseinheiten vorhatten, sie als Freund oder Feind zu behandeln, hätte er ihr die Genehmigung möglicherweise tatsächlich verweigert.
    Es war schlimm genug, dass der Exarch und die Ritter der Sphäre mit Erlaubnis und Unterstützung des Senats gefordert hatten, dass die Highlanders ein Lager in der gottverlassenen Steppe Sibiriens aufschlugen, statt sie in einem der Militärstützpunkte Terras einzuquartieren. Es war schlimm genug, dass sie selbst zu einem Gespräch mit dem Exarchen ge-laden worden war - wie ein Schulmädchen, das zum Direktor musste, um sich einen Tadel abzuholen. Aber das Schlimmste... Während des Fluges von Northwind ins Solsystem hatte sie geglaubt, das Schlimmste, was passieren konnte, sei, zu spät einzutreffen, Genf, Paris und London ebenso verwüstet vorzufinden wie Tara - und Anastasia Kerensky als Eroberin.
    Sie hatte sich geirrt. Es war noch schlimmer, vor dem U nh eil einzutreffen und darum kämpfen zu müssen, dass man ihr glaubte.
    Tara fing sich wieder. Das war nichts weiter als verletzter Stolz. Eine verärgerte und gedemütigte Präfektin - oder Gräfin - war gar nichts, verglichen mit dem, was die Stahlwölfe auf Northwind bereits angerichtet hatten und was sie hier wiederholen würden, falls sie niemand aufhielt.
    Andererseits, dachte sie verbittert, wenn es mir nicht gelingt, mit dem Exarchen und dem Senat zu reden und sie zu überzeugen, wird das, was hier geschieht, schlimmer werden als eine Verspätung. Denn dann werde ich zusehen müssen und wissen, ich hätte es verhindern können.
    Nach der Ankunft in Genf n ahm sie eine Schwebelimousine zu Damien Redburns Arbeitsbüro. Das Gebäude war kein berühmtes Wahrzeichen der Stadt oder ein Glanzpunkt des Städtebaus. Nur ein viele Stockwerke hoher Kasten aus Glas und Stahl, in dem die Verwaltung einiger Ämter der Republik untergebracht war. In den Tagen vor dem Zusammen-bruch des HPG-Netzes - als es noch weit einfacher und alltäglicher gewesen war als heute, Genf zu besuchen - hatte Tara häufig gehört, wie es als Bürohengstpalast bezeichnet wurde.
    Zumindest einen Vorteil hatte ihr Rang noch: Als sie am Haupteingang aus der Limousine stieg, wurde sie sofort erkannt und eingelassen. Sie nahm den Aufzug direkt zu Redburns Büro. Das Büro war eine Zimmerflucht auf einem nur mit Codekarte erreichbaren Stockwerk, und der Portier rief jemanden heran, der sie hinaufbegleitete und den Zugang öffnete, sobald sie das Gebäude betrat.
    Die Verwaltungsassistentin in Redburns Vorzimmer winkte sie wortlos durch. Das war ein schlechtes Zeichen. Die Frau unternahm nicht den geringsten Versuch, sich einzuschmeicheln. Allerdings war es immer noch besser, als wäre Tara ins Wartezimmer abgeschoben worden, um über ihre Sünden nachzudenken, bis sie ausreichend eingeschüchtert war.
    Noch bin ich nicht restlos abgeschrieben, sagte sich Tara. Immerhin etwas.
    Redburn saß an seinem Schreibtisch, als sie das Zimmer betrat. Er hatte gearbeitet - sie sah Papiere, Akten und einen Compblock -, aber er hatte alles beiseite gelegt, bevor sie eintraf. Er deutete auf den freien Stuhl vor dem Schreibtisch und sie setzte sich.
    »Das ging schnell«, sagte er.
    »In der Botschaft hieß es >so schnell ich es ermöglichen kann<. Also bin ich sofort gekommen.«
    Redburn musterte sie über den Schreibtisch und wirkte erst recht wie ein Schulmeister, der sich anschickte zu fragen, wer das neonviolette Färbemittel in sämtliche Waschmaschinen des Südflügels geschüttet hatte.
    Ich war es nicht, ehrlich, dachte sie, in einem Anflug stiller Panik. Und ich habe die violette Unterwäsche, die es beweist.
    »Erzählen Sie mir von der Lage auf Northwind«, forderte Redburn sie auf. »Ich weiß, dass Sie die Stahlwölfe mit Paladin Crows Hilfe zurückgeschlagen haben, als sie letzten Sommer angriffen.«
    »Ja.« Sie wollte protestieren, dass General Michael Griffin mehr zur damaligen Niederlage der Stahlwölfe beigetragen hatte als Ezekiel Crow. Anastasia Kerenskys Mech zum Duell zu stellen, wie Crow es getan hatte, war die Sorte spektakuläre Einzelaktion, die Medienleute liebten. Griffin aber hatte nur

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