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Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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begraben gehalten hatte: die Tatsache, dass niemand den wahren Namen des berüchtigten Verräters von Liao je ausgesprochen hatte.
    Aber ein so starker Hass konnte dem Drang, sein Gesicht zu zeigen, nicht ewig widerstehen. Früher oder später würde der Feind im Dunkel nicht länger darauf warten, dass sich Ezekiel Crow selbst das Messer in die Eingeweide stieß. Er würde aus dem Schatten treten und es eigenhändig in der Wunde umdrehen wollen.
    Bis dieser Tag jedoch kam, würde sich Crow wehren - weil es nicht in seiner Natur lag, sich durch die Worte oder das Schweigen anderer bestimmen zu lassen. Und er würde weiter Albträume haben.
    Aus dem jüngsten schreckte er hoch, als das Zimmerkomm schrillte. Noch immer halb schlafend, streckte er den Arm aus und nahm das Gespräch an.
    »Hallo?«
    »Ezekiel. Mein Freund.«
    Diese Stimme hatte er erst vor Kurzem gehört, und sie gehörte ganz entschieden keinem Freund. Crow war nicht so dumm, Alexej Suworows Namen über eine nicht abhörsichere Verbindung auszusprechen. »Was ist?«, fragte er.
    »Ich wollte Sie nur bezüglich des Päckchens vorwarnen, um das sich meine Firma letztens für Sie gekümmert hat.«
    Päckchen, dachte Crow. Tara Campbells Kurier.
    »Ja?«
    »Es gab in jüngster Zeit Versuche, es erneut zuzustellen. Es wird Sie freuen, dass der letzte Versuch erfolgreich war.«
    Freuen? Wohl kaum.
    »Haben Sie eine Unterschrift des Empfängers?«, fragte er.
    »Die haben wir allerdings.« Suworow klang, als mache ihm dieses Gespräch Spaß. Falls dem so war, überraschte es Crow nicht im Mindesten. Dadurch, dass Crow den Footfall-Schmugglerring zerschlagen hatte, hatte der Unterweltfürst einige Millionen Stones verloren und war nur knapp einer Verhaftung entgangen. »Paladin Jonah Levin.«
    »Danke.«
    Crow unterbrach die Verbindung, und eine Woge der Verzweiflung brach über ihn herein. Jonah Levin war die denkbar schlimmste Person, in deren Hände die Beweise für Tara Campbells Geschichte hätten fallen können. Soweit Crow das sagen konnte, war der Paladin von Kervil der einzige wirklich unbestechliche Mensch, den Crow je getroffen hatte. Levin würde sich nicht davon abbringen lassen, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Und dass Crow ihn persönlich belogen hatte, würde ihn mit Sicherheit noch zusätzlich anspornen.
    Vielleicht, dachte Crow, wird es Zeit, an Schadensbegrenzung zu denken und mich abzusetzen.
    Er entschied, gleich am Morgen nach Belgorod zu fliegen und alle nötigen Vorbereitungen zu treffen, um einen Mann und einen Schwert-BattleMech zu verschiffen.
    Irgendwohin, weit entfernt von der Republik der Sphäre.
    Der Tag des Gerichts
    Highlander-Heerlager, Belgorod, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
    April 3134, Frühling
    Die Nachricht von den unbekannten Landungsschiffen, die vom Sprungpunkt aus Kurs auf Terra genommen hatten, sorgte im Heerlager der Northwind Highlanders bei Belgorod für Alarmstufe Eins. Noch hatte niemand zweifelsfrei bestätigt, dass es sich um Anastasia Kerensky und die Stahlwölfe handelte, aber keiner war so dumm, daran zu zweifeln. Als bekannt wurde, dass eine zweite Staffel unidentifizier-ter Landungsschiffe der ersten folgte, wurde die Situation noch schlimmer, denn die wahrscheinlichste Erklärung war, dass es sich bei den neuen Schiffen um zusätzliche Stahlwölfe handelte, die für eine zweite Angriffswelle in Reserve gehalten wurden.
    Die Unsicherheit sorgte für allgemeine Anspannung. Der Anbruch etwas wärmeren Wetters verschlimmerte die Probleme der Soldaten nur noch, denn es verwandelte den Boden unter ihren Füßen in einen klebrigschwammigen Schlamm mit der Konsistenz - und der Hartnäckigkeit - besonders dicken Leims.
    Nach dem Abendessen des achten Tages saßen Will Elliot und seine Freunde an einem Tisch im Zelt der Unteroffizier smesse. Inzwischen hatte jeder der drei seine eigene Methode entwickelt, den Stress abzubauen. Will schrieb einen Brief nach Hause, Jock Gordon flickte eine eingerissene Taschenpatte an seiner Montur, und Lexa Mclntosh hatte die Stiefel und Socken ausgezogen und lackierte sich die Zehennägel dunkelblau - mit winzigen silbernen Glitzersternen.
    Liebe Mutter [schrieb Will] Bis jetzt habe ich von Terra noch nicht viel gesehen. Belgorod ist, verglichen mit Liddisdale, sehr flach, aber das Wetter war bis jetzt genauso kalt. Inzwischen setzt das Frühlingstauwetter allerdings ein, und Du kannst Dir vorstellen, was das bedeutet. Noch hat der Schlamm nichts Wichtiges

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