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Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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verschluckt, nur einen Scoutwagen und mehrere Paar Stiefel.
    Apropos Schuhe und Füße, dachte er und schaute über den Tisch zu Lexa. Sie war jetzt mit den Zehen des rechten Fußes fertig und dabei, mit einem Ausdruck intensiver Konzentration silbernen Glitzerstaub auf dem Nagel ihres linken großen Zehs anzubringen. »Ich verstehe immer noch nicht, warum du das tust.«
    »Weil ich mir die Fingernägel nicht lackieren darf.« Lexas Tonfall deutete an, dass die Erklärung ja wohl auf der Hand lag.
    Jock schaute von seiner Näharbeit auf. »Sobald du die Stiefel wieder anhast, sieht das kein Mensch.«
    »Aber ich weiß es. Und darauf kommt es an.«
    »Versteh ich nicht.«
    »Kampfmoral«, stellte Will entschieden fest, bevor die Debatte ausufern konnte.
    »Ah«, nickte Jock zufrieden und widmete sich wieder seiner Kampfmontur.
    »Gut so, Will«, säuselte Lexa mit einem frechen Grinsen und machte sich an den nächsten Stern.
    Meinen Freunden geht es gut. Ich soll mich bei Dir dafür bedanken, dass Du an sie gedacht hast. Falls ich je die Gelegenheit bekomme, bringe ich sie ganz bestimmt einmal auf einen Besuch mit. Aber es kann noch eine Weile dauern, denn niemand weiß, wie lange wir hier blei...
    Aus dem taktischen Kommunikator an Wills Gürtel gellte das ohrenbetäubende Pfeifen, das einen Rundspruch auf allen Frequenzen ankündigte. Er legte den Stift beiseite und drehte den Lautstärkeregler auf, als eine unbekannte Stimme aus dem Gerät drang.
    »Bewohner Terras!«, sagte sie.
    »Oh-oh«, stieß Lexa aus und stellte den Nagellack beiseite. »Wettet jemand dagegen, dass es die Wolfsschlampe ist?«
    »Nein«, lehnte Will ab.
    Jock schüttelte nur stumm den Kopf. Die Stimme sprach weiter.
    »Wir sind die Stahlwölfe, und wir sind gekommen, um zurückzuholen, was von Rechts wegen un-ser sein sollte. Niemand kann unser Anrecht leugnen.«
    »Und ob wir das können.« Lexa machte eine obszöne Geste himmelwärts. »Fick dich selbst, Kerensky.«
    »Still«, sagte Will. »Hört zu.«
    Eine zweite Stimme drang aus dem Funkgerät. Diesmal klang sie vertrauter. »Ich bin Tara Campbell, Präfektin der Präfektur III und Countess of Northwind, und ich leugne euer Anrecht.«
    »Wollt Ihr gegen mich darum kämpfen, Countess?«
    »Mit Vergnügen«, erwiderte Tara Campbells Stimme. »Deswegen bin ich hier. Ich hatte schon den Verdacht, Sie würden mich enttäuschen und nicht kommen.«
    »Das würde ich nie tun, Wo wollen wir uns treffen?«
    »Hier. Auf der Ebene vor dem Raumhafen Belgorod. Nur wir zwei. Mech gegen Mech.«
    »O nein, Countess. Ich werde meinen Wölfen die Schlacht nicht verweigern, nicht, nachdem wir so weit gekommen sind.«
    Lexa schnitt ein Gesicht. »Tu uns einen Gefallen, du Schlampe.«
    »Du sollst still sein«, herrschte Will sie an.
    Wieder erklang die Stimme der Countess, ruhig und tief. »Dann bringen Sie Ihr Heer. Meine Highlanders stehen mir zur Seite, für die Republik der Sphäre.«
    »Die Republik ist eine leere Hülse und bereits tot. Wir kämpfen um den Besitz Terras. Kerensky aus.«
    In der Unteroffiziersmesse herrschte lange Schweigen. Irgendwann sagte Jock Gordon: »So.« »Aye«, stimmte Lexa ihm zu. »Es wird lustig.« Will nahm den Stift wieder in die Hand und setzte seinen Brief fort.
    ...ben müssen. Die nächsten paar Tage versprechen recht hektisch zu werden, deshalb werde ich das jetzt abschicken, solange ich die Chance habe, und versuchen, später mehr zu schreiben. Liebe Grüße an alle. Will
    Raumhafen Belgorod, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
    April 3134, Frühling
    Wäre Ezekiel Crow ein anderer gewesen, hätte er ein beträchtliches Potenzial für Galgenhumor darin gesehen, dass nur das bevorstehende Eintreffen Anastasia Kerenskys und der Stahlwölfe es ihm gestattete, unbemerkt von Genf nach Belgorod zu kommen.
    Als er am Morgen nach Suworows Anruf erwacht war, hatte ihn die Nachricht begrüßt, dass eine Flotte Landungsschiffe auf Terra zuhielt. Wiederholte Bemerkungen durch den Sprecher, wonach »hochrangige Stellen zugeben, die Schiffe könnten feindselige Absichten haben«, verbunden mit beruhigenden Hinweisen auf die bei Belgorod kampierenden Highlander-Truppen, bestätigten, dass Damien Redburn und der Rest der Republikführung Tara Campbeils Version der Ereignisse akzeptiert hatten.
    In den ersten entscheidenden Stunden jedoch waren die terranischen Medien zu sehr mit der aufziehenden Gefahr beschäftigt, um auf den damit verbundenen Skandal einzugehen, und Crow

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