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Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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konnte unbemerkt aus dem Hotel >Duquesne< auschecken und die Hauptstadt verlassen.
    Lange hielt dieses Glück jedoch nicht an. Während er in Belgorod das Terminal verließ und sich zu Fuß auf den Weg zum Raumhafen machte, kaute das Tri-vid bereits ein neues Thema durch: ihn.
    Als Erstes sah er es auf dem Werbebildschirm über einem Zeitungskiosk. Die reißerische Überschrift prangte über einem Archivfoto: VERRAT IN DER KRISE! Er sah die Bildunterschrift Paladin der Sphäre Ezekiel Crow (Dritter von links, in Schwarz) und andere beim Erhalt der Auszeichnung des Exarchen für ihre Rolle bei der Zerschlagung des Footfall-Schmugglerkartells. Der erste Textabsatz lautete:
    Terras schwerste Krise seit der Errichtung der Republik der Sphäre wurde heute Morgen noch verschlimmert, als Anschuldigungen öffentlich wurden, einer der geachtetsten Paladine der Republik könnte ein furchtbares Geheimnis verbergen. Forscher und Opfer gleichermaßen spekulieren seit Jahren über die wahre Identität des berüchtigten Verräters von Liao... (Fortsetzung in Druckversion: Münze einwerfen)
    Crow zahlte, und der automatische Zeitungskiosk spuckte mit einem leisen Brummen eine druckfrische Zeitung aus. Er ging damit in ein kleines Café am Raumhafen und setzte sich in eine Nische, um zu lesen.
    Es war noch schlimmer, als er befürchtet hatte. Die Zeitung druckte nur Auszüge, doch die reichten aus, um ihm zu zeigen, dass die Redaktion über das ganze Material verfügte, und dies aus mindestens zwei Quellen.
    Ein Teil musste von Tara Campbell stammen. Es gab keine andere Möglichkeit, woher die Niederschrift der Aussage des jungen Wachsoldaten vor einer Untersuchungskommission auf Northwind stammen konnte:
    F rage : Haben Sie den Krieger in dem Mech erkannt? A ntwort : Ja, Ma'am. Es war Paladin Ezekiel Crow. F rage : Woher wussten Sie das? Sind Sie sicher? A ntwort : Ja, Ma'am. Es war ein Schwert, und jeder, der bei der großen Schlacht im letzten Sommer dabei war, weiß, dass Paladin Crow ein Schwert steuert.
    F rage : Sind Sie sicher, dass es niemand anders war, der den BattleMech des Paladins steuerte?
    A ntwort : Ja, Ma'am. Er hat sich als Paladin Crow, unterwegs im Auftrag der Republik, identifiziert.
    F rage : Für die Unterlagen: Die Stimmanalyse der an der Straßensperre erfolgten Aufzeichnung bestätigt die Aussage von Rekrut Higgins.
    Aber die Northwind-Daten waren nicht das Schlimmste. Crow hätte die Interpretation des Zwischenfalls an der Straßensperre bestreiten können. Das Urteil eines Paladins darüber, was ein Auftrag der Republik abdeckte und was nicht, besaß erhebliches Gewicht. Nur waren auch diese verfluchten capellanischen Memoiren wieder aufgetaucht, und ebenso die medizinischen und genetischen Aufzeichnungen, die sein unbekannter Feind von dem vermeintlich toten Daniel Peterson, gebürtiger Einwohner Liaos, gesammelt und dann mit den öffentlich einsehbaren Daten des Ezekiel Crow, Paladin der Sphäre, abgeglichen hatte.
    Wenn die Medien das hatten, dann hatten sie auch alles andere. Und früher oder später würden sie alles veröffentlichen.
    Am Abend seines ersten Tages in Belgorod wechselten sich auf den Trividkanälen Ausschnitte eines Videointerviews mit den Northwind-Posten und Archivmaterial über die Kämpfe auf Liao inklusive der furchtbaren Folgen ab. Es wurde gemeldet, dass Ezekiel Crow aus Genf verschwunden war und -mehr oder weniger gleichzeitig - in London, Addis Abeba und Santa Fe gesehen worden war.
    Er hatte Glück, dass sich Alexej Suworows zweifelhafte Freundschaft auch auf dessen Kontrolle der Transport-, Verlade- und Lagermöglichkeiten am Raumhafen Belgorod erstreckte. Dass in einem der dortigen Privathangars ein Schwert-BattleMech stand, blieb - vorerst - eines der wenigen wohlgehüteten Geheimnisse, die es in Ezekiel Crows Leben noch gab.
    Aber Suworows Kontrolle über den Betrieb am Boden des Raumhafens hatte Grenzen. Der Hafen selbst war wie sämtliche Raumhäfen Terras für die Dauer der so genannten >Invasionskrise< auf Befehl des Exarchen für kommerzielle Starts und Landungen gesperrt.
    Aus all diesen Gründen hatte sich Ezekiel Crow nicht in einem der Hotels der Stadt einquartiert. Er besuchte auch keines der hiesigen Restaurants. Statt-dessen kampierte er in seinem angemieteten Mech-hangar und schlief am Fuß seines Schwert auf einem Stapel Kartons - mit dem Seesack als Kopfkissen. Er wollte Suworows Freundschaft nicht über Gebühr strapazieren.
    Diese Vorsichtsmaßnahmen

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