Denen man nicht vergibt
wissen.
Mr. Latterley schüttelte zögernd den Kopf. »Sonst besucht ihn niemand. Jedenfalls habe ich nie jemand anderen gesehen. Wir haben hier zwar eine Alarmanlage, aber ein Krimineller aus Captain DeLoachs Vergangenheit hätte sich wohl trotzdem Zutritt verschaffen können, denke ich.«
»Der müsste aber ein sehr langes Gedächtnis haben«, sagte Dane trocken. Er erhob sich. »Ich möchte mit Daisy sprechen.«
Sie fanden Daisy im Gemeinschaftsraum, wo sie diesmal in einer ziemlich alten Time blätterte und ein verächtliches Grunzen über Monicas samenbeflecktes blaues Kleid ausstieß und wie der Präsident sich deswegen wand und zierte. »Das war echt zum Brüllen, damals«, sagte Daisy. »Er wollte als ein wer weiß wie guter Präsident in die Geschichte eingehen« - sie lachte noch mehr -, »und jetzt wird man sich an ihn erinnern als den Trottel, der seine Hosen nicht oben behalten konnte.«
Daisy trug ein anderes Schürzenkleid, dazu Sandalen. Ihre Zehennägel waren, passend zum Lippenstift, korallenrot lackiert.
»Ich bin Spezialagent Carver, und das ist Mrs. Jones.« Dane zeigte ihr seinen Dienstausweis.
»Ich erinnere mich an euch beide. Ihr wart gestern schon
hier. Ich bin Daisy Griffith«, sagte sie und grinste zu den beiden hinauf, wobei sie eine makellose Reihe weißer Zähne zeigte. Nick hielt sie für echt. »Also, Sie sind sicher wegen dem armen alten Ellison hier. Ist wohl mal wieder auf den Schädel gefallen, was? Der hatte noch nie einen besonders guten Gleichgewichtssinn, der alte Elly. Immer wirft er sich in seinem Stuhl herum, wenn er wütend wird. Na ja, natürlich ist er so alt wie Methusalem - hm, vielleicht sogar noch älter.« Daisy hielt einen Moment inne, trommelte mit den Fingerspitzen auf ein Foto von Clinton, wie er der Presse gerade mit dem Finger drohte, und sagte: »Ich habe gehört, wie sich ein paar Schwestern unterhielten; sie behaupten, es war kein Unfall, jemand hätte ihm einen Schlag versetzt. Stimmt das?«
»Das wissen wir nicht«, antwortete Dane. »Haben Sie Weldon DeLoach eigentlich mal kennen gelernt?«
»O ja, ein netter Junge. Immer höflich und aufmerksam, nicht bloß zu Elly, zu uns allen.« Sie schwieg einen Moment und seufzte. »Elly redet oft über ihn, sagt, er wäre echt talentiert, hätte eine blühende Fantasie, ist ein guter Schriftsteller. Er ist irgendwas in Hollywood, wissen Sie.«
»Ja. Hat Ihnen Captain DeLoach je was anderes über seinen Sohn erzählt als das, womit er sich den Lebensunterhalt verdient?«
»Na klar. Elly sagt, er war einfach zu alt, als Weldon auf die Welt kam, und dass das überhaupt nicht geplant gewesen wäre. Der Junge hätte einen jüngeren Vater gebraucht, und dann ist auch noch seine Mutter gestorben, und er musste den Jungen allein aufziehen, ein alter Polizist mit einem Kind am Hals.
Erst letzte Woche, glaube ich, hat er gesagt, der Junge wäre nicht so geworden, wie er es sich gewünscht hätte, aber was sollte er schon tun? Er würde gerne allen sagen, wie es in Wahrheit ist. Er sagt, dann würde ich einen Mords-
schrecken bekommen. Ich hab ihn gefragt, was er damit meint, aber da hat er gedroht, mir eine Billardkugel an den Kopf zu werfen. Morde fand das unheimlich komisch, der alte Geier.«
Mortie, der alte Geier, kratzte sich unaufhörlich an den Unterarmen. Er sagte, natürlich hätte er in all den Jahren ein paar Worte mit Weldon gewechselt. »Klar hat Elly ’n paar Mal von ihm geredet, aber ich hatte das Gefühl, dass die zwei nicht gerade dicke sind. Wussten Sie, dass Elly mal ’n echt fieser Billardspieler war? Dann hat er das Zittern in den Händen gekriegt, und die Arthritis hat ihm schließlich den Garaus gemacht.« Mortie schüttelte den Kopf und kratzte sich.
»Möchten Sie gerne einen Queue, Sir?«, erkundigte sich Nick. Sie rieb die Spitze eines Stocks mit Kreide ein und reichte ihn Mortie. Der alte Mann grinste und trat an den Billardtisch. Als Dane und Nick den Raum verließen, schoss er laut knallend Kugeln herum.
»Ich dachte, es würde ihn vielleicht davon abhalten, sich dauernd zu kratzen«, sagte Nick. »Und was jetzt?«
»Auf zu Schwester Carla.«
Sie fanden sie auf der Schwesternstation, wo sie ein Klemmbrett studierte und leise »Stille Nacht« vor sich hin pfiff. »O ja«, sagte sie, »das ganze Personal kennt und mag Weldon. Er ist ein sehr guter Sohn - nett und rücksichtsvoll, kommt regelmäßig zu Besuch. Nein, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er
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