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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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nehme ich zurück. Nick ist nicht dumm. Wartet, ich schau mal nach.« Er rannte zurück in sein Zimmer. Nach ein paar Sekunden rief er: »Hat jemand von euch Handschellen da?«
    »Ich nicht«, sagte Savich.
    Dane tauchte schwer atmend wieder auf. »Also, wenn ich sie erwische, kann sie was erleben. Erinnert mich daran, dass ich mir ein paar Handschellen von Detective Flynn borge. Also, folgende Sachlage: Sie hat nicht nur die Wagenschlüssel mitgehen lassen, sondern auch noch meine American Express Card und meine SIG Sauer.« Verblüfft schwieg er. Dann sagte er: »Aber wieso ist sie gerade jetzt abgehauen? Es hat sich doch im Grunde nichts geändert. Wieso bloß?«
    Es dauerte keine zehn Minuten, und Detective Flynn hatte eine Suchmeldung nach dem Pontiac und der Fahrerin herausgegeben. Junge Frau mit schulterlangen, dunkelblonden Haaren, grauen Augen, Gewicht ca. 115 Pfund. Na ja, nicht einfach bloß grau, überlegte Dane, sie waren tiefgrau und riesig, mit langen, dichten Wimpern. Aber sie war immer noch zu dünn, obwohl sie zum Glück schon besser aussah als bei ihrer ersten Begegnung. Mein Gott, das war ja erst letzten Dienstag gewesen. Und sie trug eine dunkelbraune Hose und einen hellbraunen Pulli; er hatte nachgesehen. Handtasche? Schwarzes Leder, so wie ihre Schuhe. Größe neununddreißig, ja genau, Schuhgröße neununddreißig. Da bei einer Suchmeldung Genauigkeit sehr wichtig war, erwähnte er auch, dass ihre Augenbrauen dunkelbraun und hübsch geschwungen waren. Mann, er hatte sie ja nicht mehr alle. Sie war etwa eins sechsundsiebzig, eher noch ein bisschen größer, da sie ihm bis zur Nase reichte. Jeder Polizeibeamte in LA wurde detailliert in Kenntnis gesetzt.
    Sie hatte alle ihre Klamotten mitgenommen - die Klamotten, die er ihr gekauft hatte. Dane merkte ziemlich schnell, dass er noch nie im Leben so eine Angst gehabt hatte. Sie war ganz allein da draußen. Und sie wusste nicht, wie sie sich schützen sollte. Sie hatte sein Auto, und sie hatte seine Pistole. Sie war, Gott sei Dank, nicht ganz wehrlos. Wenn er sie gefunden hatte, würde er sie an die Leine nehmen, jawohl. Er würde nur noch mit ihr rausgehen, wenn sie an Handschellen an ihm dranhing.
    Seine Armwunde, die allmählich heilte, juckte wie verrückt. Als zehn Minuten später sein Handy klingelte, hätte er sich fast den Hals gebrochen, in seiner Hast, ranzugehen.
    Nick ließ den Mietwagen drei Meilen vom Holiday Inn in einem Wohngebiet vor einem Apartmentblock in einer langen Reihe abgestellter Wagen stehen. Sie sperrte ab und legte den Schlüssel oben auf den Vorderreifen. Ein ziemlich offensichtliches Versteck, aber angesichts der Ressourcen, die Dane zur Verfügung standen, dürfte die Polizei den Wagen wohl schneller entdecken als ein Dieb. Wenn einer überhaupt dumm genug war, einen solchen Wagen zu stehlen,
    Seine SIG Sauer lag schwer in ihrer Handtasche. Sie hatte sich das Magazin angeschaut. Ganze fünfzehn Kugeln wa-ren drin. Davon abgesehen besaß sie noch zwölf Dollar und Danes American-Express-Karte. Nun, sie war zwar kein weiblicher Rambo, aber viel fehlte nicht.
    Es würde erst in ein paar Stunden hell werden. Vom Holiday Inn war ihr niemand gefolgt. Es war dunkel, und sie war bewaffnet. Mit jeder verstreichenden Minute wuchs die Distanz zwischen ihr und den bösen Jungs. Aber auch den guten.
    An der Ecke Pickett und Longsworth lungerten ein paar Jugendliche in weiten, ausgebeulten Hosen herum. Wahrscheinlich Drogendealer. Ohne mit der Wimper zu zucken, drehte sie um und ging Richtung Osten. Bis zum Freeway war es nur etwa eine Meile. Dort würde sie sicher ein Lastwagenfahrer mitnehmen. Auf diese Weise war sie auch nach San Francisco gelangt, in riesigen Lastern, hoch über der Fahrbahn; es waren fast ein halbes Dutzend gewesen. Sie hatte sogar gelernt, ein bisschen mit dem CB-Funk umzugehen.
    Falls sie diesmal an ein faules Ei geriete, war sie immerhin bewaffnet. Es dauerte nicht lange, und ein riesiger Laster von Foster Farms hielt an und nahm sie mit. Der Fahrer, ein fleischiger Kerl namens Tommy, erklärte ihr, er habe deswegen angehalten, weil er zu lange durchgefahren sei und kaum mehr die Augen offen halten könne. Ob sie etwas dagegen hätte, mit ihm zu singen und zu reden, bis er sie wieder absetzen würde? Nein, sie hatte nichts dagegen.
    Er nahm sie bis ins Ventura County mit. »He«, sagte er zum Abschied, »ich glaube, wir beide gäben ein richtig schräges Duett ab.«
    Eine Stunde später wurde sie von einem

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