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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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etwas kleineren Laster, der Bettwäsche und Handtücher an eines der großen Skihotels lieferte, mitgenommen. Nun ging es hinauf in Richtung Mount Pinos.
    Es war sehr kalt im Los Padres National Forest, aber weiter unten in der Höhe des Bear Lake lag bis auf eine dünne weiße Decke kaum noch Schnee, und die Luft war ebenso klar und frisch wie gestern.
    Der Fahrer setzte sie vor dem Snow House ab, einer kleinen Lodge, wo sie warten konnte, bis die Läden aufmachten. Sie hatte nicht vor, sich ein Zimmer zu nehmen. Sie wusste, dass man die Benutzung der Kreditkarte zurückverfolgen würde, und dann wüssten sie bald, wo sie war.
    Sie musste schnell vorgehen, oder Dane würde sie wieder einfangen. Sie holte tief Luft und betrat die Skilodge.
    Ihr Mann käme etwas später aus LA, erzählte sie dem Mann am Empfang, und sie wollten sich hier treffen. Hier hätten sie nämlich ihre Flitterwochen verbracht und wollten die alten Zeiten noch einmal aufleben lassen. Sie war bloß ein bisschen früh dran. Nein, sie wollte noch nicht einchecken. Sie würde hier in der Lobby warten, an diesem schönen, prasselnden Kaminfeuer. Ihre Geschichte wurde wie selbstverständlich akzeptiert.
    Als die Geschäfte öffneten, lächelte sie dem Mann am Empfang zu und verließ das Hotel. Sie ging in eine kleine Boutique und kaufte sich einen billigen Parka und Handschuhe. Was sie zu Essen brauchte, besorgte sie sich in einem Laden an einer Tankstelle.
    Eine Stunde später trampte sie zum Lakeview Home for Retired Police Officers.
    Allmählich begann sie sich zu fragen, ob ihr Plan überhaupt zu etwas führen würde. Aber sie musste es versuchen. Sie war fest davon überzeugt, dass Captain DeLoach mehr wusste, als er zugab. Jetzt war sie allein, und sie wusste, dass sie ihn zum Reden bringen konnte.
    Zumindest hoffte sie das inständig.
    Sie ging direkt zu Captain DeLoachs Terrassentür und klopfte an die Scheibe. Keine Antwort.
    Sie probierte den Türknauf. Es war zugesperrt.
    Sie klopfte lauter und zuckte heftig zusammen, als sie eine mürrische alte Stimme brummen hörte: »Wer, zum Teufel, will jetzt schon wieder rein? Bist du das, Weldon? Willste mir doch noch den Garaus machen, du kleiner Mistkerl?«
    Die Vorhänge wurden aufgerissen, und Captain DeLoach starrte grimmig zu ihr hinaus. Er sah blass aus. Um seinen Kopf war ein schmaler weißer Verband gewickelt. Aber seine alten Augen wirkten klar und hellwach.
    Er starrte sie einen Moment lang an, nickte dann und schloss die Tür auf. Sie wartete, bis er mit dem Rollstuhl ein wenig Platz gemacht hatte, dann öffnete sie die Tür einen Spalt und schlüpfte hinein. Sie sperrte wieder zu und zog die Vorhänge vor.
    Sie sagte: »Ich sollte eigentlich nicht hier sein, Captain DeLoach, aber ich bin sicher, dass, wenn noch was passieren sollte, es hier bei Ihnen passiert. Also betrachten Sie mich bitte als Ihren persönlichen Bodyguard.«
    »Na, Sie sind auch viel hübscher als dieser Idiot, den ich gestern Abend hier rausgeschmissen hab. Fetter alter Trottel. Hat immerzu nur Schwester Carlas Donuts gefuttert, und sie wurde allmählich sauer, und dann hackt sie immer auf mir rum. Haben Sie welche von den anderen Trotteln gesehen, die hier überall zu meinem Schutz rumstehen?«
    »Nein, niemanden, aber ich war auch sehr vorsichtig.«
    »Ja, ja. Ich wette, die pennen alle. He, jetzt erkenne ich Sie. Sie sind vom FBI, stimmt’s? Dieses Mädel, das mit Agent Carver zusammen war?«
    »Ja, das stimmt, ich war mit Agent Carver zusammen. Ich bin gekommen, um Sie zu beschützen. Sie brauchen die anderen Polizisten nicht. Aber Sie dürfen nicht sagen, dass ich hier bin, ja?«
    Der alte Mann überlegte gute fünf Sekunden lang, dann nickte er langsam. »Kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann das letzte Mal ein Mädel bei mir war, ohne mir mit ’ner Spritze auf den Leib zu rücken.«
    »Können Sie sich noch an viel erinnern?«
    »O ja. Muss man bei Ihnen salutieren?«
    »Ja«, sagte Nick. Der alte Mann salutierte langsam, und sie erwiderte den Salut. Sie sagte: »Erzählen Sie mir von der Zeit, an die Sie sich noch erinnern, Captain.«
    Captain DeLoach schwieg abermals, dann sagte er mit verträumter, fast singender Stimme: »Wissen Sie, junge Dame, ein paar von diesen Jahren sind mir noch so klar im Gedächtnis, als wäre es erst gestern gewesen. Ich weiß noch, was ich damals empfand, die überschäumende Erregung, die Spannung. Ich sehe ihre Gesichter noch vor mir, ich höre noch ihre

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