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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Augen und ihr Gesicht ab. »Bald geht’s Ihnen wieder gut, versprochen.«
    Es gelang ihr, mit dem Weinen aufzuhören. Sie holte ein paar Mal tief Luft, und auch ihr Herzschlag verlangsamte sich allmählich wieder. »Was ist passiert?«
    »Wahrscheinlich eine Lebensmittelvergiftung«, erklärte John besorgt. »Du hast irgendwas Schlechtes gegessen, aber wir haben dich, Gott sei Dank, noch rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht.«
    »Aber was ist mit dir? Und mit Albia? Seid ihr nicht krank?«
    »Nein, uns geht’s prima. Elliott auch.«
    »Es scheint«, sagte die Schwester, während sie Nicolas Puls fühlte, »dass nur Sie etwas von dem schlechten Essen gegessen haben.« Behutsam schob sie Nicolas Arm wieder unter die Bettdecke. »Der Senator glaubt, es könnte die Himbeervinaigrette gewesen sein. Sie müssen jetzt schlafen. Senator Rothman kümmert sich um alles.«
    Und warum hatte es dann nicht auch John oder Albia oder Elliott erwischt?
    John gab ihr einen Kuss auf die Stirn, nicht auf den Mund, was sie ihm keineswegs übel nahm. Sie wünschte, sie könnte etwas gegen den grässlichen Geschmack tun, aber sie war so müde, so leer, so niedergeschlagen, dass sie nur die Augen schließen konnte.
    Sie hörte, wie John zur Schwester sagte: »Morgen komme ich wieder und spreche mit dem Arzt, damit man sie so bald wie möglich entlässt. Ach nein, das geht ja gar nicht. Ich habe morgen früh ein Treffen mit dem Bürgermeister. Dann werde ich eben einen meiner Leute schicken.«
    Leise redend verschwanden sie im Gang. Das Deckenlicht ging aus, die Tür schloss sich.
    Jetzt umgab sie wieder Dunkelheit. Aber diesmal wusste sie, dass sie allein war, und es war warm. Nichts störte ihre
    Ruhe, außer einer kleinen, hartnäckigen Stimme in ihrem Hinterkopf: Lebensmittelvergiftung von einer Himbeervinaigrette? Blödsinn. Sie hatte nur ganz wenig von allem gegessen, weil sie wegen ihres Geschenks an Albia so aufgeregt gewesen war und weil sie sich so sehr wünschte, dass Albia und sie Freundinnen wurden. Während sie in den Schlaf abdriftete, fragte sie sich noch, ob sie wohl gestorben wäre, wenn sie mehr gegessen hätte.
    Sie hatte früher schon einmal eine Lebensmittelvergiftung gehabt, während eines Jagdausflugs mit ihrem Vater, als sie versehentlich verdorbenes Fleisch aß. Das war ganz anders gewesen.
    Am nächsten Tag konnten ihr die Ärzte nicht sagen, was genau sie so krank gemacht hatte. Man hatte ihr Blut abgenommen, wollte auch noch ihren Mageninhalt überprüfen, man hatte auch den Senator und seine Schwester untersucht, aber nichts gefunden.
    Unglücklicherweise hatte Mrs. Beasley, Johns Köchin und Haushälterin, sämtliche Essensreste bereits weggeworfen und das Geschirr gewaschen. Also gab es nichts mehr, um die Ursache ihrer Erkrankung festzustellen, meinten die Ärzte. Schließlich ließ man sie gehen.
    Sie wäre beinahe gestorben. Zum zweiten Mal innerhalb von nur anderthalb Wochen.
    San Francisco
    Nick berührte unwillkürlich ihren Hals, während sie an all das zurückdachte. Er hatte noch gut zwei Tage lang schrecklich wehgetan. Sie drehte sich zur Seite und sah Danes Umrisse auf dem viel zu kleinen Sofa, keine drei Meter von ihr entfernt. Er schlief tief und fest. Sie seufzte, und dann schlief auch sie endlich in dem Bett im Bennington Hotel ein. Sie hatte Angst, dass in der Dunkelheit diese irren schwarzen Augen wieder auftauchten, über ihrem Kopf, knapp außer Reichweite. Sie betete, dass sie keine Albträume mehr haben würde.
    Dane schlief auf dem Sofa wie ein Stein. Um sieben Uhr morgens erwachte er mit einem Ruck und sah Nick Jones in den Jeans und der weißen Bluse, die er ihr neulich gekauft hatte, barfuß vor ihm auf und ab gehen. Da merkte er, dass er sehr tief geschlafen haben musste, was ein Wunder war bei diesem kurzen, steinharten Sofa. Der Fernseher war an, was er im Spiegel der Schminkkommode sehen konnte, doch der Ton war abgedreht.
    »Endlich sind Sie wach!«
    Dane war ein Mensch, der nach dem Aufwachen immer sofort hellwach war. So auch jetzt. »Was ist los, Nick?«
    Sie stieß die Luft aus, spreizte in einer hilflosen Geste die Hände, trat einen Schritt näher und sagte: »Ich weiß jetzt, was los ist. Ich weiß es.«

11
    Dane schwang die Beine von der Couch und sprang auf, wobei seine Decken zu Boden fielen. »Wie - Sie wissen jetzt, was los ist?« Die Jogginghose, die er anstelle eines Schlafanzugs trug, drohte ihm von den sportlich schmalen Hüften zu rutschen, und er zog sie

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