Denen man nicht vergibt
sie.«
Bedauernd rief sie: »Ein Autounfall? Mein Gott, nein, das wusste ich ja gar nicht. Das tut mir so Leid. Das muss ja schrecklich für euch gewesen sein.«
»Nicht für meinen Vater«, bemerkte John.
Elliott wollte etwas sagen, klappte dann jedoch den Mund zu, säbelte sich stattdessen ein Stück von seinem Kalbsmedaillon herunter und starrte kauend das Bild an der gegenüberliegenden Wand des Esszimmers an.
Albia sagte: »Es war eine schlimme Zeit. Würdest du mir bitte die grünen Bohnen reichen, Nicola?«
Elliott erzählte Geschichten aus ihrer Studienzeit. In fast allen ging es dabei um irgendwelche Mädchen, hinter denen beide Männer her gewesen waren. Er sprühte vor Witz, und oft stellte er sich selbst als Trottel hin, dennoch fand Nick das Ganze reichlich seltsam. »Und dann war da natürlich noch Melissa«, sagte er, nur um sich sofort zu unterbrechen. »Ach nein, darüber wollen wir heute Abend lieber nicht reden. Tut mir Leid, John. Einen Toast auf unser Geburtstagskind, die charmanteste Dame von ganz Chicago.« Und während er auf die charmanteste Dame von ganz Chicago trank, ruhte sein berechnender Blick auf Nick. Sie hätte ihn am liebsten geohrfeigt.
Als sie beim Dessert waren - es gab Crème brûlée -, bekam Nick plötzlich einen heftigen Magenkrampf und kurz darauf einen zweiten, noch heftigeren. Sie entschuldigte sich hastig, rannte zur Toilette und erbrach sich. Doch danach ging es ihr nicht besser, im Gegenteil, sie hatte das Gefühl, gleich sterben zu müssen.
Die Bauchkrämpfe waren furchtbar, mehr als sie ertragen konnte. Sie erbrach sich, bis sie schweißgebadet und am ganzen Leib zitternd neben der Toilettenschüssel zusammensank. Sie erinnerte sich noch, dass Elliott, John und Albia aufgetaucht und ratlos um sie herumgestanden waren, bis Albia schließlich sagte: »Ich glaube, wir sollten den Notarzt rufen, John. Sie scheint ernstlich erkrankt zu sein. Elliott, geht nach unten und wartet dort auf die Sanitäter, los, alle beide. Schnell!«
Und jetzt lag sie hier im Krankenhaus, und man hatte ihr den Magen ausgepumpt. Sie erinnerte sich, dass man ihr das noch erklärte hatte, bevor sie, dank eines starken Schlafmittels, tief einschlief. Zumindest hatte sich ihr Magen mittlerweile beruhigt. Tatsächlich fühlte er sich vollkommen leer und hohl an, wie zusammengeschrumpft. Es tat weh, aber es war ein dumpfer Schmerz, wie ein lange ignoriertes Hungergefühl.
Ihr fiel wieder ein, dass sie sich, als man sie nach dem Auspumpen ihres Magens in ein Krankenzimmer verlegte, gefühlt hatte, als wäre sie mit mehreren Knüppeln geschlagen worden. Und, das wusste sie auch noch, sie hatte sich, kurz bevor sie sich dem Schlafmittel ergab, gefürchtet, dass diese irren Augen hinter den Skimasken sie wieder heimsuchen würden, dass sie abermals die Abgase des davonrasenden Autos riechen müsste, des Autos, das sie beinahe angefahren hätte.
Es war so schrecklich dunkel. Sie drehte den Kopf ein wenig und sah ein blinkendes rotes Licht. Was war das?
Dann hörte sie eine Bewegung. Da war jemand, hier bei ihr im Zimmer. Und er war ganz nah. Ihr blieb fast das Herz stehen.
Vom Schlauch in ihrem Hals behindert, flüsterte sie erstickt: »Wer ist da?«
Es war ein Mann, sie wusste, dass es ein Mann war. Sie konnte sein Atmen hören, so nahe. Viel zu nahe.
»Nicola.«
Gott sei Dank, es war nur John. Wieso hatte sie gedacht, es könnte Elliott Benson sein? Es bestand überhaupt kein Grund für ihn, hier zu sein.
Sie fing an zu weinen, konnte nicht anders.
Da spürte sie seine Hand auf ihrer Schulter. »Schon gut, Nicola, das wird schon wieder. Du musst aufhören zu weinen. «
Aber sie konnte nicht.
Er klingelte nach der Schwester, und nur wenige Sekunden später ging die Tür auf, und helles Flurlicht flutete herein. Das Deckenlicht ging an.
»Was ist los, Senator?«
»Sie weint, und sie wird ersticken, wenn Sie ihr nicht diesen Schlauch aus dem Hals ziehen.«
»Ja, das sollen wir sowieso tun, sobald sie aufwacht.« Sie beugte sich über Nicola und sagte: »Gar nicht angenehm, wie? Also gut, das hier wird noch ein wenig unangenehmer, Nicola, aber es ist rasch vorbei.«
Als der Schlauch entfernt war, tat ihr der Hals höllisch weh.
Die Schwester sagte: »Machen Sie sich wegen der Schmerzen in Ihrem Hals keine Sorgen, das ist ganz normal, nach allem, was Sie durchgemacht haben. Zwei, drei Tage, und es ist wieder vorbei.« Die Schwester nahm ein Papiertaschentuch und wischte damit Nicks
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