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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Buch über die Schriftrollen vom Toten Meer geschenkt, das Thema hat ihn schon immer fasziniert.« Er schwieg und fragte sich, was wohl jetzt mit Michaels Sachen geschehen würde. Er musste daran denken, Vater Binney zu fragen. Er wollte einen Blick in dieses Buch werfen, das Michael in der Hand gehabt hatte, auf die Widmung, die er ihm vorne reingeschrieben hatte, irgendwas Witziges, er wusste nicht mehr genau, was.
    Michael hätte mindestens achtzig Jahre alt werden sollen, vielleicht Erzbischof wie Lugano, dieser ehrwürdige alte Mann mit der weißen Löwenmähne. Aber er war tot, weil irgendein Irrer beschlossen hatte, ihn zu töten.
    Dane stand an der Kapellenwand, Nick daneben, beide schweigend, beobachtend. Sie hielt noch immer seine Hand. Es schien, als wäre jeder katholische Priester von San Francisco erschienen, und jeder kam irgendwann gemessenen Schritts an Dane vorbei, jeder sagte irgendetwas Freundliches und was für ein Schock seine Ähnlichkeit mit Michael doch wäre.
    Und die ganze Zeit über fragte sich Dane, wie sie es anstellen sollten, diesen Killer zu erwischen. Sie hatten nichts in der Hand, und das war die Wahrheit, auch wenn Chief Kreider der Presse mitgeteilt hatte, dass allen Hinweisen nach-gegangen würde, und einige davon wären durchaus viel versprechend. Alles Cop-Code für »wir haben einen Bockmist«, hatte Delion ihm zugeflüstert.
    Delion tauchte in diesem Moment auf, nickte Nick zu und stellte sich neben sie. Alle drei standen ganz in Schwarz da, genau wie die Priester.
    Dane sagte zu Delion: »Ich habe nachgedacht. Drei Morde in San Francisco - und keine uns bekannte Verbindung zwischen ihnen.«
    »Leider wahr. Aber das heißt nicht, dass es keine gibt. Wir müssen sie eben nur noch finden.«
    Dane blickte zum Sarg seines Bruders hinüber, der von etlichen Leuchtern mit brennenden Kerzen umgeben war. »Diese Morde - alles verlief so glatt, so fehlerlos, fast wie einstudiert, und das bringt mich ins Grübeln. Glauben Sie, der Mann könnte schon mal getötet haben?«
    Delion runzelte die Stirn und sagte dann: »Sie meinen, ob er so was Ähnliches schon mal in anderen Städten gemacht haben könnte?«
    »Genau.«
    »So ’ne Art Serienkiller? Er kommt in ’ne Stadt, sucht sich per Zufallsprinzip ein paar Opfer aus, bricht dann die Zelte ab und schlägt sie in ’ner anderen Stadt wieder auf?«
    »Nein, nicht ganz«, meinte Dane. »Er hat sich gezielt meinen Bruder ausgesucht, so viel ist klar, vielleicht sogar bevor er die alte Frau und den Schwulenaktivisten umbrachte. Wahrscheinlich sind die Morde wirklich reine Willkür. Was glauben Sie, Nick?«
    Er konnte sehen, wie überrascht sie war, dass er sie um ihre Meinung bat. Sie sagte: »Wenn das stimmt, dann muss es dabei um Vater Michael Joseph gegangen sein, glauben Sie nicht auch? Vielleicht hat er das alles nur gemacht, damit er Vater Michael Joseph erzählen konnte, was er getan hat, denn der durfte ja nichts weitersagen. Vielleicht war das so eine Art Spiel für ihn, sich Vater Michael Joseph auszusuchen und dann diese schrecklichen Dinge zu tun. Ich weiß nicht. Das haben Sie schon mal gesagt, und ich habe lange darüber nachgedacht. Ich glaube, Sie haben Recht.«
    Dane sagte: »Ja, ich habe auch das Gefühl. Ich glaube, es ging ihm vor allem um den Priester. Das Ganze war geplant, zumindest dass er sich meinen Bruder aussucht, bevor er all diese Morde begeht. Oder vielleicht hätte es auch jeder x-beliebige Priester sein können, und das mit Michael war auch nur ein Zufall.«
    Delion sagte: »Also denkt sich der Typ, ich würde gerne mal ’nen Priester killen, aber bevor ich das tu, nehme ich mir ein paar andere vor, und dann reibe ich das dem Pfaffen bei der Beichte unter die Nase, um zu sehen, wie er sich windet, weil er nichts weitersagen kann. Glaubt ihr wirklich, der Kerl ist so abnormal?« Dane stellte fest, dass Delion Nick mit einbezog. Ihr Gesichtsausdruck war äußerst konzentriert, als würde sie hart nachdenken. Das gefiel ihm, er wusste selbst nicht genau, warum.
    Dane sagte: »Ja, so ungefähr.«
    »Verdammt, Dane, dann müssen wir noch nach anderen Priestermorden fahnden.«
    Nick sagte langsam, die Brauen nachdenklich gerunzelt: »Ich weiß nicht. Das kommt mir doch recht unwahrscheinlich vor.«
    Keiner sagte mehr etwas. Dane sah, wie Erzbischof Lugano einen Moment lang auf seinen Bruder hinabblickte und dabei die Lippen im stummen Gebet bewegte. Dann bekreuzigte er sich mit geübten Bewegungen, beugte sich

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