Denen man nicht vergibt
Studio wird verlauten lassen, dass die Sendung abgesetzt wurde?«
Frank Pauley räusperte sich. »Lassen Sie mich ganz offen sein. Unsere Anwälte haben empfohlen, die Sendung sofort abzusetzen und Ihnen unsere vollste Unterstützung anzubieten. Natürlich ist das Studio entsetzt darüber, dass irgendein Irrer so etwas macht, das heißt, falls sich herausstellt, dass die Morde in San Francisco tatsächlich mit denen in der Sendung übereinstimmen.«
Dane sagte: »Wir sind Ihnen sehr dankbar. Natürlich müssen Sie jetzt möglicherweise mit Klagen rechnen.«
»Auf so etwas müssen wir immer gefasst sein«, antwortete Pauley resigniert. »Also, man wartet in der Area einundfünfzig auf uns.«
»Area einundfünfzig?«, fragte Nick.
»Kleiner interner Scherz, Mrs. Jones. Das ist unser privater Vorführraum. Wir können uns die erste und die zweite Folge ansehen, wenn Sie möchten.«
Delion meinte: »Und später dann vielleicht noch die dritte.«
»Kein Problem«, sagte Pauley und winkte lässig mit der linken Hand, an der, sage und schreibe, vier Diamantringe blitzten. Danes Reaktion war die typische Abneigung eines Mannes gegen Männer, die Ringe trugen. Nun ja, aber dies hier ist schließlich Los Angeles, sagte er sich. Wer weiß, vielleicht hat der Typ sie ja von vier verschiedenen Frauen geschenkt bekommen.
Sie saßen in dem kleinen, abgedunkelten Vorführraum und sahen sich die zweite Episode von The Consultant an. Schauplatz war Chicago, die Kirche hieß St. John’s, der Priester Vater Paul. Dane sah, wie Vater Paul einem Mann zuhörte, der ihm von dem Mord erzählte, den er gerade begangen hatte - eine alte Frau, die er mit einem Knüppel erschlagen hatte. Kaum eine Herausforderung, nicht wahr? Aber immerhin ein Schäfchen weniger, das dem guten Pater zur Last fiel. Zwei Nächte später ist es ein farbiger Aktivist, den er vor einem Nachtclub garrottiert hat - wieder ein Schäfchen weniger, nicht? Und es gab nichts, was der gute Pater dagegen tun konnte. Der Mörder macht sich über den Glauben des Priesters lustig, behauptet, die Kirche sei das perfekte Auffangbecken für lebensuntüchtige Männer, dass der Priester ein Feigling sei, ein mundtoter Feigling, denn er durfte ja nichts sagen, musste sich an Regeln halten, die doch höchst albern waren.
Beim vierten und letzten Treffen, nach weiteren zwei Morden, bricht der Priester schließlich zusammen. Er schluchzt herzzerreißend, fleht den Mörder an, aufzuhören, verflucht seinen Gott, dass er so einem Ungeheuer freie Hand lässt, wütet gegen seinen Glauben, der ihn zu dieser Hilflosigkeit verurteilt. Der Mörder lacht nur und sagt, wer lebt wie ein Feigling, soll auch sterben wie ein Feigling, und dann erschießt er den Priester, ein glatter Kopfschuss.
Dane beugte sich vor und schaltete den Projektor ab. Er sagte zu Pauley: »Eure Schreiber haben da einen Fehler gemacht. Ein Priester ist nur dann an das Schweigegelübde gebunden, wenn der Sünder aufrichtige Reue zeigt, wenn es also eine echte Beichte ist. In Fällen wie diesen, wenn sich jemand über das Sakrament lustig macht, ist der Priester nicht an das Schweigegelübde gebunden.«
Pauley starrte ihn erstaunt an. »Aber ich dachte -«
»Ich weiß«, unterbrach ihn Dane. »Alle denken das. Aber die Kirche macht diese Ausnahme. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich bin draußen im Gang.«
In Wahrheit hätte er es keine Minute länger ertragen. Er lehnte sich mit geschlossenen Augen an die Wand und versuchte, sich wieder zu fassen. Aber vor seinem inneren Auge sah er wieder und wieder, wie der Mann seine Pistole hob und den Priester erschoss.
Er spürte ihre Hand auf seinem Arm. Lange standen sie so da, ohne ein Wort zu sagen. Schließlich holte Dane ein paar Mal tief Luft und hob den Kopf. »Danke«, sagte er.
Sie nickte nur.
Da tauchte Delion aus dem Vorführraum auf. »Ihr habt nicht viel verpasst. Da kam noch dieser tolle Beratertyp von irgend ’ner mysteriösen Agency aus Washington - dieser Kerl ist hypersensibel, spürt die Schmerzen anderer Leute, all so ’nen Kram - also, der klärt alles auf, weil die örtlichen Bullen ja zu blöd sind und keine übernatürlichen Kräfte haben, aber er kann Dinge >sehen<, >intuitiv erfassen<, sie dagegen nicht. Ist gut ausgegangen, bis auf die fünf Leichen.«
Dane sagte: »Er hat im Film zwei Menschen mehr umgebracht als in San Francisco.«
»Stimmt. Und das könnte bedeuten, dass Ihr Bruder sich nicht ans Skript gehalten und dass
Weitere Kostenlose Bücher