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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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verband. Nick berührte mit den Fingerspitzen ihr eigenes Pflaster, dort, wo sie den Streifschuss abbekommen hatte. Dann strich sie ihre Haare wieder darüber.
    Carla sagte: »Captain DeLoach? Können Sie mich hören? Machen Sie die Augen auf.«
    Der alte Mann antwortete nicht und regte sich nicht, stöhnte nur gelegentlich.
    »Er hat mit mir gesprochen«, sagte Dane. »Er schien ganz klar zu sein. Er sagte, jemand hätte ihn geschlagen. Könnte es sein, dass er die Wunde daher hat?«
    Carla schnaubte verächtlich. »Wohl kaum. Der einzige Mensch, der ihn je besucht, ist sein Sohn, und Weldon war erst letzte Woche hier. Weldon ist das reinste Uhrwerk. Es vergehen keine zwei Wochen, und er ist da.« Sie blickte stirnrunzelnd zu Dane auf. »Sie sagten, er war ganz klar? Aber wie ist das möglich? Er ist schon seit Tagen kaum ansprechbar. «
    »Doch, das war er. Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment, ich möchte mich mal kurz umsehen.«
    »Wie Sie wollen«, sagte Carla. Dann schaute sie Nick an. »Haben Sie auch gehört, dass er klar redete?«
    »Nein. Als ich ihn blutend am Boden liegen sah, bin ich sofort Hilfe holen gegangen.«
    »Tja, das ist ja alles höchst interessant. Captain DeLoach? Jetzt kommen Sie, machen Sie die Augen auf.« Sie schlug ihm leicht ein, zwei Mal auf die Wange.
    Er öffnete die Augen und blinzelte.
    »Tut Ihnen was weh?«
    Er stöhnte wieder und schloss die Augen.
    Carla seufzte. »Es ist echt hart, wenn Sie nicht mehr ganz klar sind. He, was machen Sie da?«
    Nick sagte: »Ich schaue mir den Rollstuhl an; ganz schön schwer, das Ding. Wie schafft es der Captain bloß, den umzukippen?«
    »Gute Frage, aber er hat’s schon öfter gemacht. Keiner hat je gesehen, wie, immer erst hinterher. Also gut, die Wunde ist versorgt. Wenn der Arzt kommt, werde ich ihn bitten, nach ihm zu sehen. Und jetzt werde ich dem Captain noch ein Beruhigungsmittel geben, um ihn ein bisschen ruhig zu stellen.«
    »Also, auf mich wirkt er schon ziemlich ruhig«, sagte Nick und trat ein wenig näher, um sich das blasse Gesicht des alten Mannes anzuschauen.
    Carla verschränkte die Arme und sagte mit misstrauisch verengten Augen: »Was verstehen Sie schon von Medizin? Also halten Sie sich bitte raus. Und jetzt würde ich gerne wissen, was zwei FBI-Agenten von Captain DeLoach wollen.«
    »Bedaure«, sagte Nick, »das geht nun wiederum Sie nichts an.«
    Schwester Carla schnaubte erneut und legte Captain DeLoach die Hand auf die Stirn. Dann nickte sie, zog ein kleines Notizbuch aus ihrer Tasche und notierte sich etwas. Sie sagte nichts weiter.
    Nick wünschte, Dane würde zurückkommen. Sie wusste, dass er nach Spuren, nach Anzeichen eines Einbruchs suchte, nach Anzeichen dafür, dass Weldon DeLoach hier gewesen war.
    Zehn Minuten später standen sie in Mr. Latterleys Büro, mit Blick auf den Bear Lake. Dane war gerade erst zurückgekommen und keuchte noch.
    »Haben Sie Weldon DeLoach kürzlich gesehen, Mr. Latterley?«
    »Nein. Soweit ich gehört habe, war er vor etwa einer Woche da, aber ich habe ihn nicht persönlich getroffen. Er ist sehr verlässlich, aber das haben Ihnen sicher schon alle erzählt. Alle zwei, drei Wochen kommt er, um nach seinem Vater zu schauen und dafür zu sorgen, dass es ihm an nichts fehlt. Manchmal kommt Weldon auch öfter.«
    Dane beugte sich vor. »Haben Sie kürzlich irgendwelche Fremden gesehen? Genauer gesagt, heute?«
    Mr. Latterley schüttelte den Kopf. »Na ja, ich hatte was in der Stadt zu erledigen, also müssen Sie das Personal fragen. Aber ich will Ihnen was sagen, Agent Carver, es gibt keinen Grund, wieso jemand hierher kommen sollte. Sicher, es kommen gelegentlich Wanderer vorbei oder Touristen, die die falsche Abzweigung genommen haben, aber heute? Nicht, dass ich wüsste, Agent Carver.«
    Nick sagte: »Captain DeLoachs Terrassentür war nicht zugesperrt, Mr. Latterley. Es hätte jeder reinkommen können.«
    »Ja, und wieso auch nicht? Sie glauben doch nicht, dass jemand reinkam und über Captain DeLoach herfiel? Er ist ein sehr alter Mann. Wieso sollte ihm jemand was tun wollen?«
    »Ich hab ihn gefragt, wer ihn geschlagen hat, und er hat gesagt, es war sein Sohn.«
    Mr. Latterley blinzelte verblüfft. »Da müssen Sie ihn miss-verstanden haben«, sagte er. »Oder der alte Mann war nicht ganz bei sich und hat einfach irgendwas dahergeredet. Nein,' nicht Weldon. Das ist lächerlich.«
    Er schüttelte den Kopf, einen interessanten Kopf, wie Nick fand, die ihn unverhohlen

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