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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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die alten Leutchen hier einfallen, damit sie geistig fit bleiben, verstehen Sie.«
    »Aha«, sagte Nick und schaute Dane an. Wie konnte Weldon DeLoach der Mann sein, den sie in der Kirche gesehen hatte? Aber wenn nicht, wieso benutzte der Mann dann Namen, die dem von Weldon so ähnlich waren?
    Dane schritt den breiten, gepflegten Korridor entlang. An den weiß gestrichenen Wänden hingen Landschaftsgemälde. Er grübelte über Weldon DeLoach nach. Wie passte er in diese ganze Sache? Hasste ihn jemand so sehr, dass er ihm diese Morde in die Schuhe schieben wollte?
    Leise, damit Mrs. Weaver es nicht hörte, sagte Nick zu
    Dane, wobei sie nicht ihn, sondern die Landschaften anschaute: »Wie könnte Weldon dieses Monster sein? Ist er ein so guter Schauspieler?«
    »Das werden wir rausfinden.«
    »Hier ist Captain DeLoachs Zimmer«, sagte Mrs. Weaver und hob die Hand, um zu klopfen. In diesem Moment drang ein lautes Stöhnen durch die Tür, und Dane zögerte keine Sekunde und rannte ins Zimmer.

20
    Der alte Mann lag auf dem Boden neben seinem umgestürzten Rollstuhl. Ein dünnes Rinnsal halb getrocknetes Blut zog sich über sein Kinn und war auf den Teppich getropft.
    Dane wandte sich zu Nick um, aber sie war bereits verschwunden, wahrscheinlich mit Mrs. Weaver, um Hilfe zu holen.
    »Captain DeLoach«, sagte Dane und beugte sich über den alten Mann, »können Sie mich hören? Können Sie mir sagen, was passiert ist?«
    Der alte Mann öffnete die Augen. Er schien keine Schmerzen zu haben, wirkte bloß verwirrt.
    »Können Sie mich hören, Sir? Sehen Sie mich?«
    »Ja, ich sehe Sie. Wer sind Sie?«
    »Ich bin Spezialagent Dane Carver vom FBI.«
    Langsam, ganz langsam hob der alte Mann eine zitternde, mit dicken blauen Adern durchzogene Hand und salutierte.
    Dane war fasziniert. Er salutierte ebenfalls, dann ergriff er sanft die zerbrechliche alte Hand. »Sind Sie aus dem Stuhl gefallen?«
    »O nein, Spezialagent«, sagte er mit einer Stimme, die so hauchdünn war, dass sie nicht von dieser Welt zu sein schien.
    »Er war wieder da, und ich hab ihm gesagt, dass ich nicht länger den Mund halte, und da hat er mich geschlagen.«
    »Wer, Captain? Wer hat Sie geschlagen?«
    »Mein Sohn.«
    »He! Was ist hier los?«
    Eine Schwester sank neben Captain DeLoach auf die Knie, fühlte ihm den Puls und legte die Hand an seine faltige Wange. »Captain, ich bin’s, Carla. Sind wohl mal wieder aus dem Rollstuhl gefallen, wie?«
    Der alte Mann stöhnte.
    »Also gut. Ich wische Ihnen erst mal das Blut ab, dann sehen wir schon, wie schlimm es ist. Sie müssen wirklich vorsichtiger sein, das wissen Sie doch. Wenn Sie irgendwohin wollen, dann sagen Sie uns Bescheid, und wir schieben Sie. Und wenn’s ein Rennen werden soll, dann rennen wir eben. Aber jetzt mal ganz still liegen, ich kümmere mich schon um Sie, Captain.«
    Captain DeLoach fielen die Augen zu. Dane konnte ihn nicht mehr wach bekommen.
    Sein Sohn?
    Weldon DeLoach hatte seinen Vater geschlagen und mitsamt dem Rollstuhl umgeworfen? Aber Velvet hatte gesagt, Weldon sei schon seit einer Woche nicht mehr hier gewesen. Außerdem hatte sie gesagt, dass der alte Mann die meiste Zeit über nicht mal seinen Namen wüsste. Dane hielt die Hand des Alten, bis Carla wieder zurückkam. Ein Pfleger, ein massiger Filipino, hob ihn auf und trug ihn zum Bett. Der alte Mann sah aus wie ein Häuflein Knochen, das nur noch von faltiger Haut zusammengehalten wurde. Sein blasser, magerer Körper steckte in einem leuchtend blauen Flanellhemd und einer weiten, schlabberigen Hose. An den Füßen trug er dicke Socken und nur einen Hauspantoffel. Der andere lag beim Fernseher. Der Pfleger legte den alten Mann auf den Rücken und streckte behutsam seine zerbrechlichen Glieder aus.
    »Also gut, Velvet sagt, ihr seid vom FBI«, sagte Schwester Carla, ohne sie anzusehen. »Würden Sie mir bitte sagen, was hier los ist? Was wollen Sie von Captain DeLoach?«
    Dane sagte: »Wir standen vor der Tür, hörten ein Stöhnen, ich bin sofort rein, und da lag Captain DeLoach auf dem Boden, so wie Sie ihn gesehen haben.«
    »Das ist nicht das erste Mal, dass er seinen Rollstuhl umkippt und rausfällt«, sagte sie. »Aber es ist das erste Mal, dass er sich dabei verletzt hat. Hässliche Kopfwunde, muss aber nicht genäht werden. Ich hoffe bloß, er hat sich keine Gehirnerschütterung geholt, das könnte ihm noch das letzte bisschen Verstand rauben.«
    Dane und Nick sahen zu, wie sie die Wunde reinigte, desinfizierte und

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