Denen man nicht vergibt
wirklich nicht, wovon du redest, Nicola. Ich habe zwar ein Tagebuch, aber da steht doch nicht so was drin! Soll das ein Witz sein? Das ist absurd. Nein, Moment mal. Steckt Albia dahinter?«
»O nein, John, kein Witz. Und auch keine Albia. Nein, bleib, wo du bist. Keinen Schritt näher. Siehst du das hier?« Sie wedelte mit den drei Briefseiten. »Das ist Cleos Brief an mich und die zwei Seiten, die sie aus deinem Tagebuch kopiert hat. Das hier stammt von der Frau, die ich als Wahlhelferin bei dir kennen lernte, eine Frau, die ich sehr mochte. Als sie dich sitzen ließ, dachte ich wie alle anderen, dass du außer dir wärst vor Kummer, aber sie schreibt hier, dass sie wegrannte, weil sie um ihr Leben fürchtete. Ich weiß noch, wie sehr alle dich bedauert haben. Nein, zurück mit dir!«
Sein Blick hing an den Briefseiten. Er wollte sie haben, mehr als alles andere. Er sagte: »Ja, Cleo hat mich sitzen lassen, das wusstest du doch, Nicola. Zeig mir diesen Brief, zeig mir diese lächerlichen Tagebuchseiten. Ich werde dir beweisen, dass das nie und nimmer von Cleo stammt. Das ist unmöglich.«
»Wieso sollte es unmöglich sein? Der Brief ist von Cleo. Ich kenne ihre Handschrift. Ich habe genug Memos von ihr gelesen, als ich noch für dich arbeitete. Sie schreibt, du hättest nicht nur versucht, sie zu töten - deshalb sei sie weggerannt, wegen diesem Tagebuch -, sondern dass du auch versuchen würdest, mich zu töten, weil du glaubst, ich würde mit Elliott Benson schlafen.
Ich frage dich noch einmal, John: Wie viele Frauen hast du schon getötet?«
»Um Himmels willen, Nicola. Dieser Brief ist von jemand anderem, von jemandem, der ihre Handschrift nachgemacht hat, jemand, der mich hasst, der unsere Beziehung zerstören will. Diese Tagebuchseiten sind frei erfunden. Du darfst dich nicht davon beeinflussen lassen, Nicola. Komm, zeig mir den Brief. Gib ihn her.«
Nicola trat einen Schritt zurück. Sie stieß jetzt fast an den Kamin. Sie spürte die Hitze des Feuers in ihrem Rücken. Sie sagte: »Cleo schreibt, sie will nicht, dass ich sterbe. Sie schreibt, ich soll wegrennen, so wie sie. Sie wollte auch nicht sterben.«
»Das ist doch verrückt.« Er wirkte regelrecht betäubt, als könne er nicht fassen, was sie da sagte. Und die ganze Zeit über klebte sein Blick an den Briefseiten in ihrer Hand. »Jetzt zeig mir schon diesen gottverdammten Brief.«
»Nein, du würdest ihn doch bloß zerreißen und auch die Tagebuchseiten. Das darf ich nicht zulassen.«
»Also gut, also gut. Hör zu. Ich habe niemanden umgebracht - weder meine Mutter, noch Melissa, noch sonst jemanden. Das ist doch verrückt.« Noch immer starrte er wie „ hypnotisiert die Papiere in ihrer Hand an. Seine Pupillen waren kleine schwarze Stecknadelköpfe, und er war so weiß wie sein tadellos gebügeltes Hemd. »Du musst mir diesen
Brief zeigen. Er kann nicht von Cleo sein. Sie liebte mich, sie würde nie so etwas über mich sagen.«
»Sie hat dich verlassen, weil du sie umbringen wolltest und weil sie merkte, dass du krankhaft eifersüchtig bist. Du glaubtest, sie wäre dir untreu.«
»Sie hat mich wegen Tod Gambol verlassen, das weiß doch jeder. Jetzt hör mal, Nicola, setzen wir uns doch hin und reden wir in Ruhe darüber. Wir fangen noch mal ganz von vorne an. Wir werden das schon klären. Ich liebe dich doch.«
»Ich werde zur Polizei gehen, John. Ich wollte aber zuerst einmal hören, was du zu diesem Brief zu sagen hast. Ich habe so gehofft, ich könnte dir glauben -«
»Verdammt, jetzt hör mir doch mal zu«, sagte er, doch sein Blick hing immer noch an dem Brief. »Gib mir doch ’ne Chance. Ich hatte nichts mit dem Tod meiner Mutter zu tun. Ich war damals doch erst sechzehn. Sie war Alkoholikerin, Nicola, und man hat damals allgemein angenommen, dass sie betrunken am Steuer saß und deshalb von der Straße abkam. Was Melissa betrifft, mein Gott, ich habe sie wirklich geliebt, und sie hat mit Elliott geschlafen - der Scheißkerl wollte schon immer alles, was mir gehört -, aber ich habe sie deswegen nicht umgebracht. Ich habe einfach mit ihr Schluss gemacht. Es war ein verdammter Unfall, nichts anderes. Dieser Brief und diese Tagebucheinträge - das müssen Fälschungen sein. Gib mir den Brief, Nicola, lass ihn mich ansehen.«
»Nein. Ich glaube, ich werde ihn der Polizei übergeben, sollen die daraus schlau werden.«
»Das würde mich politisch ruinieren, Nicola, das weißt du doch. Hasst du mich so sehr, dass du meine Karriere
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