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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sagte er und schloss die Augen. Wenigstens hatte Savich ihm beim Ausziehen geholfen. Er trug jetzt ein weißes Unterhemd und eine Jogginghose, keine Socken. Das Gefühl der kühlen Laken unter seinen nackten Füßen war herrlich. Nick zog ihm die Bettdecke ans Kinn hoch und strich sie noch glatt.
    Er wäre ihretwegen beinahe gestorben.

24
    Chicago
    Sie hörte, wie er die Haustür aufschloss, die große Eingangshalle betrat und kurz stehen blieb, um seinen Mantel aufzuhängen. Er murmelte irgendwas über einen Wahlspender vor sich hin. Als er das Wohnzimmer betrat und sie in einem der eleganten braunen Ledersessel sitzen sah, verharrte er eine Sekunde, und dann ging ein Leuchten über seine Züge.
    »Nicola, was für eine wunderbare Überraschung. Ich wollte dich sowieso gerade anrufen. Du hast Feuer im Kamin gemacht, das ist gut. Es ist wirklich kalt draußen.«
    Sie erhob sich langsam, stand da, starrte ihn an und fragte sich, was wohl wirklich in ihm vorging, wenn er sie ansah.
    »Was ist los? Mein Gott, dir ist doch nicht etwa schon wieder etwas zugestoßen? Niemand hat mir was gesagt, ich -«
    »Nein, es ist nichts. Oder ja, vielleicht doch: Ich habe einen Brief von deiner Ex gekriegt, in dem sie mich vor dir warnt, du würdest versuchen mich umzubringen, weil du glaubst, ich schlafe mit Elliott Benson.«
    »Von wem? Von Cleo? Du hast einen Brief von Cleo bekommen?«
    »Ja, genau. Sie schreibt, du glaubst, ich schlafe mit Elliott Benson, und dass du auch glaubst, sie hätte ebenfalls mit ihm geschlafen.«
    »Aber natürlich schläfst du nicht mit ihm. Herrgott, Nicola, du schläfst ja nicht mal mit mir. Im Übrigen ist er alt genug, um dein Vater zu sein.«
    »Du auch.«
    »Sag nicht so was. Ich bin nicht mal annähernd so alt. Du weißt, dass ich schon seit Monaten mit dir schlafen will, aber du wolltest ja nie, und jetzt bist du erst recht auf dem Rückzug.«
    »Ja, das stimmt, aber darum geht’s hier nicht, John.«
    »Da stimme ich dir zu. Also, was soll dieser Unsinn über einen Brief von Cleo? Das ist unmöglich, das weißt du genau. Sie ist doch längst weg, nicht mit Elliott Benson, dem Himmel sei Dank, aber mit Tod Gambol, diesem Mistkerl, dem ich acht lange Jahre vertraut habe. Was, zum Teufel, soll das alles?«
    »Ich habe den Brief vorhin erst gekriegt. Sie warnt mich vor dir, du würdest versuchen, mich zu töten, so wie du versucht hast, sie zu töten. Sie schreibt, ich soll abhauen, so wie sie abgehauen ist. Ich möchte auch gerne wissen, was das soll, John. Sie hat ein paar sehr ernste Anschuldigungen gegen dich vorgebracht. Sie erwähnte den angeblichen Unfalltod deiner Mutter und den Tod deiner Jugendliebe - beides Autounfälle. Ihr Name war Melissa.«
    Sein Gesicht lief vor Zorn rot an, doch seine Stimme blieb erstaunlich ruhig, die Stimme eines vernünftigen, sympathischen Herrschers, der einen Untertan, oder in diesem Fall einen treuen Wähler, beruhigt. Der perfekte Politiker, vom Scheitel bis zur Sohle. »Das ist Unsinn. Einfach lächerlich. Ich weiß nicht, wer dir diesen Brief mit all diesen hirnrissigen Anschuldigungen geschrieben hat, aber es war sicher nicht Cleo. Sie ist seit drei Jahren spurlos verschwunden, und ich habe kein einziges Wort von ihr gehört. Wieso sollte sie ausgerechnet dir schreiben? Soweit ich weiß, mochte sie dich nicht mal sonderlich. Sie war eifersüchtig auf dich, denn, um die Wahrheit zu sagen, ich fand dich schon damals ziemlich toll. Versteh mich nicht falsch. Ich liebte Cleo, sehr sogar, aber ich fand dich blitzgescheit, und du warst so, ja, frisch, so begeisterungsfähig.«
    Darauf wollte sie gar nicht erst eingehen. Es stimmte, in jenen Anfangstagen hätte sie ihm auf Wunsch vielleicht sogar noch die Stiefel geküsst. Sie sagte: »John, ich hätte den Brief an sich auch als Blödsinn abgetan, aber da war noch mehr.«
    »Was meinst du, zum Teufel?«
    »Sie hat ein paar Seiten von deinem Tagebuch beigefügt.«
    »Mein Tagebuch? Wieso sollte sie?«
    »Sie schrieb, sie fand es zufällig in deinem Bibliothekssafe. Sie hat’s gelesen, auch die Stelle, wo du gestehst, Melissa umgebracht zu haben. Ja, John, es steht dort schwarz auf weiß - in deiner Handschrift. Wie viele Frauen hast du eigentlich schon auf dem Gewissen?«
    Er stand so steif da wie der Schürhaken, der nur einen knappen Meter hinter ihr neben dem Kamin lehnte, wo sie ihn jederzeit ergreifen konnte, falls sie sich wehren musste. Langsam, mit weit aufgerissenen Augen sagte er: »Ich weiß

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