Denen man nicht vergibt
ruinieren willst? Dass ich meinen Senatorposten verliere? Für den Rest meines Lebens vor der Presse davonlaufen muss? Ich bin unschuldig, verdammt noch mal! Du kannst doch nicht einfach einem einzigen lächerlichen Brief und ein paar noch lächerlichen Tagebuchseiten glauben, die wer weiß von wem stammen und mich zum Mörder abstempeln, ja mich beschuldigen, ich hätte meine eigene Mutter ermordet! Ich war erst sechzehn! Ein halbes Kind! Welches Kind ermordet denn seine eigene Mutter!«
Leise sagte sie: »Wenn dieses Kind ein Psychopath ist, dann schon.«
»Ein Psychopath? Herrgott, Nicola, das ist mehr als verrückt. Jetzt hör mir mal zu. Dir muss doch selbst klar sein, wie lächerlich das alles ist, wie unmöglich. Du darfst nicht zur Polizei gehen.« Er richtete sich auf, ganz der Ehrfurcht gebietende, aristokratische Gentleman, groß, schlank, elegant - und wütend. Seine Hände, zu Fäusten geballt, hingen an seinen Seiten herunter. Sein Blick wechselte zwischen ihr und dem Brief in ihrer Rechten hin und her. Leise sagte er: »Du wirst nirgendwo hingehen, du undankbares kleines Biest. Was habe ich alles für dich getan - Herrgott, ich wollte dich sogar heiraten! Du wärst eine der am meisten beneideten Frauen Amerikas geworden. Du bist jung, schön, intelligent, eine College-Professorin und - zu meiner großen Erleichterung, muss ich sagen - keine Linke. Mit dir an meiner Seite, unter meiner Anleitung, hätten wir alles erreichen können - vielleicht sogar den Einzug ins Weiße Haus. Was ist bloß los mit dir, Nicola?«
»Ich will nicht sterben, John, ich will leben. Warst du das in dem Auto, mit der Skimaske über dem Kopf? Wolltest du mich überfahren?«
»Dieser Kretin, der dir diesen Brief geschickt hat, will dich gegen mich aufhetzen. Wieso kannst du das nicht sehen? Das sind doch alles Lügen. Das war ein Betrunkener, der dich beinahe überfahren hätte, nichts weiter.«
»Und diese Lebensmittelvergiftung, John? War das auch bloß ein dummer Zufall?«
»Aber sicher war’s das! Du brauchst bloß im Krankenhaus anrufen und dich noch mal erkundigen. Dieser verdammte Brief ist nicht von Cleo!«
»Wieso nicht? Was macht dich so sicher, dass Cleo mir nicht schreiben könnte? Sie will mich vor dir beschützen, vor dir retten. Du wolltest sie doch umbringen, oder, John? Hast du wirklich geglaubt, sie ist dir untreu, oder war das bloß eine krankhafte Wahnvorstellung, eine perverse Fantasie von dir?«
»Ich bin weder pervers noch verrückt, Nicola«, sagte er, und seine Stimme zitterte dabei vor Wut. Auf einmal hatte sie Angst vor ihm, große Angst sogar. Verstohlen schob sie ihre freie Hand in ihre Jackentasche und spürte dort das beruhigende Gewicht der Pistole.
»Die Wahrheit ist, dass die Schlampe es mit Tod Gambol getrieben hat, einem meiner wichtigsten Mitarbeiter. Der Scheißer hatte tatsächlich den Nerv, mit meiner Frau ins Bett zu steigen! Immer wenn ich in Washington war oder manchmal sogar hier, in einem Meeting, sind sie zu irgendeinem Motel rausgefahren. Ich habe die Motelquittungen sogar noch. Ich bin hier derjenige, dem Unrecht getan wurde, nicht Cleo. Verdammt, du weißt doch, dass das jeder weiß. Weißt du denn nicht mehr, wie traurig du meinetwegen warst? Du hast sogar geweint, daran erinnere ich mich noch genau. Und was Elliott Benson angeht, ich weiß nicht, ob sie mit ihm geschlafen hat, und es ist auch egal. Und du glaubst diesen ganzen Irrsinn, bloß weil dir jemand einen Brief schickt und ein Geständnis zusammenpfuscht. Herrgott, Nicola, sei doch nicht so dumm.«
»John, ich hab’s dir schon mal gesagt. Cleo schreibt, dass sie dir nie untreu war, dass sie keine Ahnung hat, wo Tod Gambol ist, aber dass es sie nicht wundern würde, wenn er tot wäre.«
Er sagte ganz ruhig: »Nicola, wieso glaubst du, was in
diesem Brief steht, obwohl du mich jetzt schon seit vier Jahren kennst? Ich war immer rücksichtsvoll und zuvorkommend dir gegenüber, allen gegenüber. Hast du je erlebt, dass ich einmal die Beherrschung verliere? Hast du je auch nur etwas in der Richtung über mich gehört? Irgendwas Schlechtes? Dass ich Cleo je untreu gewesen wäre?«
»Warum hast du mir dann nie von deiner Mutter erzählt? Und deiner toten Verlobten?«
»Wieso sollte ich, verflucht noch mal? Das waren sehr harte Zeiten für mich und gehen niemanden etwas an. Vielleicht, nachdem wir verheiratet gewesen wären. Ja, vielleicht hätte ich dir dann davon erzählt. Ich weiß es nicht.«
»Es stimmt,
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