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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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soll ich einfach so reingehen?«
    »Warten Sie!«
    »O nein, dies ist eine Polizeiangelegenheit. Wir warten nie.« Savich zwinkerte Sherlock zu, die die Hand aufs Herz legte und mit den Lippen die Worte »mein Held« formte.
    Savich machte die Tür auf, betrat das riesige, fast kahle Büro und blieb wie angewurzelt stehen.
    Linus Wolfinger lag ausgestreckt auf seinem Schreibtisch und sah aus, als würde er schlafen oder als wäre er bewusstlos. Oder tot.

26
    »Sollen wir’s mit Wiederbelebung versuchen?«, fragte Nick.
    »Könnte schon zu spät sein«, meinte Dane. »He, er sieht gar nicht schlecht aus für einen Toten. Bloß schade, dass er so jung sterben musste.«
    »Ich finde, er sieht richtig friedvoll aus«, meinte Sherlock. »Sollte ich ihn vielleicht küssen? Vielleicht erwacht er dann ja?«
    »Du meinst, er ist so eine Art Schneewichser?«, fragte Dane.
    Jay Smith stand händeringend hinter ihnen. Er flüsterte. »Das ist überhaupt nicht witzig. Er ist nicht tot, und das wissen Sie ganz genau. Er meditiert gerade. Um Himmels willen, Sie können ihn doch nicht bei seiner Meditation stören. Er wird mich feuern, wenn Sie’s tun. Mein Gott, und ich hab diesen Anzug noch nicht mal abbezahlt.«
    Sherlock tätschelte beschwichtigend den Ärmel des teuren Anzugs. »Guten Morgen, Mr. Wolfinger«, rief sie und trat dann einfach an Jay Smith vorbei, der aussah, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. »Man wird mich feuern. Er wird mich bestimmt dafür rausschmeißen. Was soll ich dann meiner Mutter sagen? Sie denkt, ich wäre hier ein wer weiß wie hohes Tier.«
    Linus Wolfinger rührte sich nicht, lag einfach nur da und sah tot aus.
    Da trat Sherlock ganz nah an seinen Schreibtisch und sagte, das Gesicht nur Zentimeter von seinem entfernt: »Haben Sie die dritte Episode an Norman Lido von KRAM geschickt?«
    Linus Wolfinger setzte sich ganz langsam auf und sprang vom Schreibtisch. Seine Bewegungen waren geschmeidig wie die eines Tänzers. Er streckte sich genüsslich. Dann sah er plötzlich wieder wie ein kleiner Studiosus aus, dürr und ungelenk, mit drei Stiften in der Brusttasche seines weißen Hemds und schmutzigen Turnschuhen an den Füßen. »Nein«, sagte er, »das habe ich nicht. Ich hatte gar keine Ahnung davon, bis Frank mich vor einer Weile anrief. Er ist außer sich, denn offenbar hat jemand versucht, ihm die Sache in die Schuhe zu schieben und hat seinen Namen benutzt. «
    Savich sagte: »Mr. Wolfinger, was haben Sie in dem Jahr nach Ihrem Abschluss an der UC Santa Barbara gemacht?«
    Linus Wolfinger zog einen Stift aus seiner Brusttasche und begann damit auf die Schreibtischplatte zu klopfen, tapp, tapp, tapp, immer wieder. »Das ist schon so lange her, Agent Savich.«
    »Ja, ganze zweieinhalb Jahre«, sagte Savich trocken. »Versuchen Sie doch bitte, sich zu erinnern.«
    Linus schaute Dane an. »Was ist denn mit Ihnen passiert?«
    »Eine Harley.«
    »Sie wurden von ’ner Harley umgenietet?«
    »Nee, von dem Typen auf der Harley.«
    Linus blickte nachdenklich drein. »Für mich war eine Harley schon immer so was wie ein billiger Porsche, aber mindestens genauso sexy. Jetzt passen Sie auf. Ich weiß, dass Sie vollkommen durcheinander sind und nicht wissen, wo Ihnen der Kopf steht, aber ich weiß auch nichts. Das alles ist ein ziemlicher Schock. Ich muss Ihnen wohl nicht sagen, dass Mr. Burdock deswegen ziemlich verärgert ist. Überall wimmelt die Presse herum und schnüffelt in jedermanns Privatleben, besonders in seinem. Und unsere Anwälte haben sich wimmernd in ihren Büros eingeschlossen.«
    »Sagen Sie uns bitte, was Sie in dem Jahr nach ihrem Studium gemacht haben, Mr. Wolfinger.«
    Tapp, tapp, tapp machte der Stift. Linus erwiderte schulterzuckend: »Nichts Besonderes. Bin rumgezogen, hab mir die westlichen Bundesstaaten angesehen - Sie wissen schon, Wyoming, Nevada, all so was. Ein Selbstfindungstrip.«
    Savich fragte: »Wovon haben Sie in dieser Zeit gelebt?«
    »Von nicht viel. War ganz allein, hab nicht viel gegessen, bin bloß rumgefahren.«
    Nick sagte: »Sie sagten, Sie wären in Wyoming gewesen. Der Bryce Canyon gefällt mir am allerbesten. Waren Sie dort? Wie fanden Sie’s?«
    »Umwerfend schön«, sagte Linus nickend. »Hab sogar ein paar Wochen dort verbracht. Was kann ich sonst noch für Sie tun?«
    Savich hatte keine Zeit, weiter auf Linus einzugehen, denn in diesem Moment sprang die Tür auf, und Jon Franken platzte herein. Sein attraktives Gesicht war rot angelaufen.
    Als

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