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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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er die vier Besucher sah, deren Köpfe ihm zugewandt waren, blieb er wie angewurzelt stehen. Er riss sich zusammen, holte tief Luft und sagte: »Ich habe gerade erfahren, dass diese Idioten von KRAM gestern Abend die dritte Episode vom Consultant gezeigt haben. Wie konnten Sie zu so etwas nur Ihr Okay geben?«
    »Guten Morgen, Mr. Franken.«
    »Ach, sparen Sie sich das«, fauchte Franken. »Wieso haben Sie das getan?«
    »Habe ich nicht. Irgendjemand hat es hingeschickt und behauptet, es komme von Frank.«
    »Das ist doch Quatsch«, sagte Jon und fuhr sich mit den Fingern durch seine perfekt gestylte Haarpracht. Neben Linus Wolfinger sah Jon Franken aus wie ein Fotomodell. Ein Fotomodell mit Stil und Geschmack. Er sah typisch Hollywood aus, mit seiner weißen Leinenhose, dem dunkelblauen Hemd, den italienischen Mokassins, natürlich ohne Socken. Er war groß und schlank und elegant. Und er war wütend. Auch schien er sich von Linus Wolfinger, der ihn jederzeit
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    feuern konnte, nicht im Geringsten eingeschüchtert zu fühlen.
    Linus Wolfinger klopfte noch immer mit dem Stift auf die Tischplatte.
    Jon sagte zu Savich: »Tut mir Leid, dass ich hier einfach so hereinplatze, aber ich hab’s eben erst gehört. Belinda hat mich angerufen. Was ist passiert, zum Teufel? Bitte sagen Sie jetzt nicht, es hätte schon wieder Morde gegeben.«
    »Noch nicht«, sagte Sherlock.
    »Gott sei Dank. Vielleicht war das ja nur ein Ablenkungsmanöver«, sagte Jon und fuhr noch einmal durch seine dichten Haare, die so perfekt frisiert waren, dass sie sofort wieder an die richtige Stelle fielen.
    Wolfinger schien bei dieser Bemerkung lebendig zu werden. »Vielleicht hat Jon Recht. Vielleicht war dies nur noch so ein Ablenkungsmanöver für die Polizei, um alle in Panik zu versetzen. Was denken Sie?«
    »Ich denke, Sie könnten Recht haben«, sagte Savich. »Dane, setz dich, bevor du umkippst.«
    Dane sank auf einen der beiden höchst unbequemen Stühle in dem fast kahlen Büro. Er umschloss seinen linken Arm mit der Rechten.
    »Was ist Ihnen passiert?«, fragte Jon.
    Linus sagte: »Eine Harley.«
    »Was?«
    Aber Jon Franken wartete nicht erst auf eine Antwort, sondern begann hektisch auf und ab zu gehen. »Hören Sie, das muss ein Ende haben. Sie müssen diesen Irren aufhalten. Alle sind schon am Ausflippen.«
    Savich sagte: »Mr. Franken, Sie haben uns erzählt, dass Weldon DeLoach so um die dreißig ist. Als sie uns das Video zeigten, waren wir uns alle einig, dass er mindestens vierzig sein muss.«
    Jon zuckte mit den Schultern. »Das hat er mir jedenfalls gesagt. Er hat ein hartes Leben hinter sich. Was soll ich sagen? Diese Stadt frisst ihre Kinder - manche jedenfalls. Und Weldon ist einer davon. Sie verstehen das nicht - es klingt wie ein Witz, aber es ist nur zu wahr. Leute, die beim Fernsehen arbeiten, sterben jung, weil sie sich bei dem Job völlig kaputtmachen. Ein Achtzehn-Stunden-Tag ist hier eher die Regel als die Ausnahme. Viele schlafen einfach hier, am Drehort oder in ihrem Trailer. Einmal hab ich einen Typen gefunden, der es sich in Scullys Bett in Studio Fünf bequem gemacht hatte. Seine Füße ragten über den unteren Rand der Pritsche hinaus. Was Weldon angeht - hören Sie, ich hatte nie einen Grund, ihm nicht zu glauben. Wollen Sie damit sagen, er ist viel älter, als er mir erzählt hat?«
    »Er ist einundvierzig, fast zweiundvierzig«, sagte Sherlock. »Sie kennen ihn schon seit acht Jahren, sagen Sie?«
    »Ja, so ungefähr. Hab nie sonderlich darauf geachtet. Wen kümmert das schon?«
    »Es könnte sogar sehr wichtig sein«, meinte Sherlock. »Wir wissen es noch nicht.«
    Savich wandte sich wieder an Linus Wolfinger. »Zeit für ’ne Geografiestunde, Linus. Der Bryce Canyon ist in Utah, nicht in Wyoming. Also, was haben Sie in diesem Jahr gemacht?«
    Jon Franken schaute Linus verblüfft an. »Sie wissen nicht mal, wo der Bryce Canyon liegt? Menschenskind, Linus, ich dachte, Sie wissen alles.«
    Savich wünschte, Jon Franken würde sich verpissen.
    Linus lächelte nur und klopfte weiter mit dem Stift an die Tischkante. »Diese Agentin hier erzählte, wie sehr ihr der Ort gefiel und dass er in Wyoming liegt. Ich wollte sie nicht als ungebildet hinstellen. Das wäre doch unhöflich, oder?«
    Scheiße noch mal, dachte Dane. Die Politiker in Washington könnten von diesem Haufen hier noch was lernen.
    Danes Handy klingelte, als Nick gerade dabei war, ihn auf dem Rücksitz von Savichs Mietwagen, einem dunkelblauen

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