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Deniz, die Lokomotive

Deniz, die Lokomotive

Titel: Deniz, die Lokomotive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Landesverband bringen kann, ihr wisst schon, dem in der Brienner Straße, dann schreiben sie ihn am selben Tag um. Dann bin ich schon beim nächsten Spiel der Wilden Kerle dabei.“
    Meine Eltern hielten sich an der Tischkante fest, als würden sie sich sonst auf mich stürzen.
    „Ich bitte euch. Sie bra-hauchen mich doch!“, sagte ich kleinlaut, und dann grinste ich frech. „Wisst ihr, wegen mir ha-haben sie Leon und Fabi aus der Mannschaft geworfen. So wichtig bin ich!“
    „Ab in dein Bett!“, befahl mein Vater. Doch so streng das auch klang, so stolz war er auf mich.

Die Wilden Kerle e.W. gegen die SpVg Solln
    Mein Vater und meine Mutter enttäuschten mich nicht. Sie taten alles, worum ich sie bat. Ich bekam meinen Spielerpass, und auch das Training lief sauber und glatt. Am Anfang war die Stimmung im Teufelstopf zwar etwas gedrückt, weil Leon und Fabi nicht kamen. Doch die Wilden Kerle nahmen ihre Entscheidung deshalb nicht zurück. Selbst ihre Anführer durften die Mannschaft niemals erpressen, egal wie gut oder wichtig sie waren.
    Aber am Samstag war das alles vergessen. Am Samstag ging es gegen die SpVg Solln, und das, beim fliegenden Orientteppich, sollte ein Schützenfest werden. Die Sollner waren das Tabellenschlusslicht der Gruppe 8. Sie hatten überhaupt noch keinen Treffer erzielt, und wenn wir sie heute Zwölf zu null schlugen, wären wir auf Platz zwei. Dann hätten wir unsere Chancen auf die Herbstmeisterschaft gewahrt. Das erklärte mir mein Vater immer wieder genau, als er mit mir und meiner Mutter zum Teufelstopf fuhr.
    Es war ein heißer Indianersommertag im Oktober, und die große Motorradjacke von meinem Opa war viel zu warm. Ich war froh, als ich sie im Teufelstopf endlich ausziehen konnte, und dann lief ich zum ersten Mal in Nachtschwarz auf den Platz. In Nachtschwarz mit knallorangen Stutzen und dem Wilde Kerle -Logo auf meiner Brust. Nur der Rücken meines Trikots war noch blank. Weder Nummer noch Name standen darauf. Doch das würde sich sehr bald ändern.

    Davon war ich fest überzeugt. Meine Probezeit war schon heute Mittag vorbei. Dafür legte ich beide Füße ins Feuer, und ihr wisst, wie wichtig die für mich sind.
    Dann rief uns Willi zusammen und verkündete die Anfangsaufstellung. Markus, der Unbezwingbare, stand natürlich im Tor. Davor Juli „Huckleberry“ Fort Knox, die Viererkette in einer Person. Maxi „Tippkick“ Maximilian, der Mann mit dem härtesten Schuss auf der Welt, und Marlon, die Nummer 10, regierten im Mittelfeld. Im Sturm lauerten Felix, der Wirbelwind, Rocce, der Zauberer, und zum ersten Mal ich.
    Ich schaute zu Willi und lächelte stolz. Willi trug seinen Nadelstreifenanzug, und der war völlig zerknittert. Ich wusste sofort, er hatte das Rennen nach Camelot, zum Baumhaus der Wilden Kerle in Julis und Joschkas Garten am letzten Samstag verloren. Aber das war ihm jetzt völlig egal. Willi hatte andere Sorgen.
    „Deniz!“, wandte er sich an mich, schob die Baseballkappe in den Nacken und runzelte seine Stirn. „Deniz, du musst heute besonders gut spielen. Du spielst heute für zwei: für Fabi und Leon. Die beiden haben blind zusammengepasst. Jeder wusste immer, was der andere tat. Dass musst du heute mit Rocce versuchen, und mit Felix, Deniz. Deshalb ist es ganz wichtig: Spiel bitte ab!“
    Ich nickte ohne zu zögern. Natürlich wollte ich das, und deshalb vergaß ich den Nebel, der mich doch immer umgab.
    Dann wurde es Zeit.
    Willi legte das Traineramt nieder und wurde Schiedsrichter für das Spiel. Jetzt waren wir auf uns allein gestellt. Doch das waren die Wilden Kerle gewohnt. Sie bildeten einen Kreis, legten die Arme um die Schultern des Nachbarn, und dann zählte Marlon, der Mannschaftskapitän, langsam bis drei.
    „Eins, zwei, drei!“
    „RAAAHHH!“, erklang der markerschütternde Schrei.
    Die Sollner zuckten erschrocken zusammen, und beim Anstoß waren sie immer noch völlig konfus. Der Mittelstürmer stolperte über den Ball, und im nächsten Augenblick war ich bereits da. Ich hatte die Kugel, und mit ihr lief ich direkt auf das Sollner Tor zu.
    Die Abwehr des Gegners stand verdattert herum. Mit meinem Angriff hatte ich sie total überrumpelt.
    Dann zog ich aus zehn Metern ab und traf direkt in den Winkel.
    Eins zu null! Ich riss meine Arme hoch und rannte direkt zu der V.I.P.-Lounge vor Willis Kiosk. Dort sprangen meine Eltern von ihren Sitzen und nahmen mich begeistert in den Arm.
    „Wil-ha-hilli!“, rief ich überglücklich. „Das

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