Denk doch, was du willst
könne der Kranke geheilt werden. Mesmer machte magische Bewegungen über den Körpern der Kranken, um sie gesund zu machen. Zuerst mit Magneten, später mit bloßen Händen. Er wusste schon zu seiner Zeit, dass Showeffekte eine große Wirkung haben. Seine Sitzungen waren immer eine Sensation: Er trat in violetten Gewändern auf und ließ im Hintergrund der Vorführungen Musikerinnen auf einer Glasharfe musizieren.
Seine Patienten ließ er mit zusammengepressten Knien um einen Wasserbottich herum Platz nehmen. So könne die Energie, das magnetische Fluidum, besser fließen, betonte Mesmer dabei. Aus dem Bottich ragten Eisenstangen, an denen Drähte befestigt waren. Die Teilnehmer der Sitzung sollten diese Eisenstäbe in den Händen halten, um die magnetische Energie von einem zum anderen gelangen zu lassen. Während der Sitzungen streichelten die sehr attraktiven Assistentinnen Mesmers die Patienten an sensiblen Körperstellen – einige der Patienten waren derart «mesmerized», dass sie ekstatische Zuckungen bekamen. Dann erschien der Meister selbst, um die gebannten Sitzungsteilnehmer mit einem der Eisenstäbe zu beruhigen, indem er damit ihre Gesichter, den Magenbereich und die Brüste berührte – da kann ich nur sagen: Augen auf bei der Berufswahl, ich schüttele meinen Zuschauern gerade mal die Hand. Schließlich wurde vom französischen König eine Kommission eingesetzt, um die Behandlungsmethoden Mesmers näher zu untersuchen.
Diese Kommission, bestehend aus Ärzten und Wissenschaftlern, befand seine Arbeit als unwissenschaftlich. Sämtliche Heilerfolge seien der Einbildungskraft der Patienten zuzuschreiben. Interessanterweise hatten die Wissenschaftler damit vollkommen recht, schließlich kommt alle Macht von innen … Den Wissenschaftlern war egal, dass gerade die übertriebene theatralische Aufmachung der Sitzungen bei vielen Patienten zur Heilung führte. Leider ist zunächst nicht weiter in diese Richtung geforscht worden. Stattdessen hat man Mesmers Arbeit verboten. Ich glaube, die Kommissionsmitglieder waren nur neidisch: Sie hätten sicher auch gern mal die Brüste der Pariser High-Society-Damenmit Eisenstäben gestreichelt. Das ist jedoch eine reine Mutmaßung meinerseits.
Dennoch, das Thema hat die Menschen weiterhin fasziniert. Im Jahr 1819 fand der Portugiese Abbé Faria (1746 – 1819) heraus, dass der Trance- oder hypnotische Zustand auch ohne Fluidum und allein durch überzeugende Suggestion herbeigeführt werden kann. Er trat einfach vor die betreffende Person, sah ihr konzentriert in die Augen und sagte plötzlich: «Schlaf!» Die Hälfte der angesprochenen Personen fiel daraufhin sofort in Trance. Heute ist dieses Phänomen als Blitzhypnose bekannt.
Der eigentliche Begriff «Hypnose» wurde von James Braid (1795 – 1860), einem schottischen Augenarzt, geprägt. Das war 1819. Er befasste sich intensiv mit der Technik – mit dem Ziel, sie zu entlarven. Zu seinem großen Erstaunen bemerkte er dabei, dass sie funktionierte. Zur Läuterung für seine Ungläubigkeit nannte er den Zustand «Hypnose», nach dem griechischen Wort «Hypnos» für Schlaf. Trotz seiner Erfolge erntete aber auch Braid nur Spott von seinen Kollegen.
In Frankreich prüfte dann der Arzt Ambroise-Auguste Liébault (1823 – 1904) die Wirkung von Braids Experimenten und konnte sie so bestätigen. So wurde Hyppolite Bernheim (um 1840 – 1919) darauf aufmerksam und führte die Hypnose und Suggestion als Behandlungsmethode in der Klinik von Nancy ein. Zusammen mit Liébault gründete Bernheim die sogenannte Schule von Nancy. Das war der Beginn der wissenschaftlichen Anwendung dieser Heilmethode.
Kurze Zeit später erregten die Arbeiten von Sigmund Freud (1856 – 1939) großes Aufsehen. Freud war selbst einSchüler der Schule von Nancy. Seine Werke über die Psychoanalyse schlugen ein wie eine Bombe. Zu dieser Zeit wurde die Methode als seriöse Therapieform noch kaum beachtet. Die Industrielle Revolution war in vollem Gange. Man hatte gerade andere Interessen. Neue Formen der Energiegewinnung (z. B. Dampfmaschine) sowie die Entwicklung neuer Maschinensysteme (z. B. Webmaschine) eroberten Wissenschaft und Technik.
Einen sollte ich aber noch nennen: Milton H. Erickson (1901 – 1980). Er gilt bei vielen Menschen als wahre Lichtgestalt, und ihm werden nahezu magische Fähigkeiten nachgesagt. Erickson ist nämlich der Vater der modernen Hypnotherapie. Er litt an
Weitere Kostenlose Bücher