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Denk doch, was du willst

Denk doch, was du willst

Titel: Denk doch, was du willst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Havener
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Allerdings nur, wenn auch eine Person mit roter Jacke und blonden Haaren anwesend ist. Diesen Satz sollten Sie also nicht auswendig lernen. Beschreiben Sie bitte die Person, die Ihnen von allen Anwesenden am geeignetsten erscheint, Ihnen zu helfen! Die betreffende Person merkt, dass sie gemeint ist, sie hat von Ihnen einen klaren Auftrag bekommen. Auf diese Weise erhöhen Sie Ihre Chancen drastisch, dass Ihnen jemand zur Seite steht.
    Echt sympathisch!
    Vor einigen Monaten war ich zu Gast bei «Menschen bei Maischberger». Das Thema der Sendung: «Übersinnliche Kräfte: Mysterium oder Mumpitz?» Stellen Sie sich hierzu folgendes Szenario vor: Auf der einen Seite die Front der absoluten Gegner von allem, was auch nur im entferntesten mit esoterischem Gedankengut zu tun hat, auf der anderen Seite standen Medien, Esoteriker und Mediziner, die auf alternative Heilmethoden schwören. Irgendwo in der Mitte saß ich. Die Sendung war für mich ein echtes Kabinettstückchen für Polemik und sinnlose Debattiererei. Hier prallten Aussagen wie «Ich kann mit jedem Verstorbenen kommunizieren» – geäußert vom Medium Kim Anne Jannes – auf Gegenargumente wie: «Es gibt in der Esoterikszene zwei Sorten von Anbietern: Die einen sind wirklich davon überzeugt,sie wären im Besitz übernatürlicher Fähigkeiten. Die anderen wissen genau, dass sie nichts können, machen aber ein echtes Geschäft mit den Sorgen anderer.» Bei den einen handele es sich um Fälle für die Psychiatrie, bei den anderen um solche für den Staatsanwalt, so Dr.   Colin Goldner. Heftiger können zwei Welten nicht aufeinanderprallen. Was beide Lager allerdings gemeinsam haben, ist ihre absolute Sicht auf die Wahrheit.
    Die eine Fraktion behauptet, sie könne auf ihrem Gebiet grundsätzlich alles möglich machen, die andere hält dagegen, dass alle, die sich mit diesem Gebiet auseinandersetzen, Spinner oder Kriminelle seien. Unter dem Gesichtspunkt der Polaritätsregel betrachtet, geben sie ein interessantes Bild ab: Beide Lager sind sich ähnlicher, als man auf den ersten Blick denken mag. Ganz objektiv betrachtet, wird hier ein absurdes Argument mit einem genauso absurden Gegenargument widerlegt. Die Katze beißt sich in den Schwanz, und es bewegt sich nichts, und man kommt keinen Millimeter weiter. Beide Seiten sind voreingenommen und haben einen verengten Blick auf die Argumente des Gegenübers. Genau das widerspricht aber dem wissenschaftlichen Anspruch, den zumindest die Esoterikgegner für sich reklamieren. Echte Wissenschaft kann nur aus einer unvoreingenommenen Geisteshaltung kommen, niemals aus Verbohrtheit. Meiner Meinung nach kann die Wahrheit nur irgendwo dazwischen liegen und nicht an einem der beiden Pole.
    Das Prinzip der Polarität besagt, dass jedes Ding zwei Seiten hat. Gegensätze sind so die Pole ein und derselben Sache. In unserem Beispiel sind es Liebe und Hass. Wo Liebe ist, ist schnell auch Feindseligkeit. Die eine Fraktion geht inihrem Lebensthema bedingungslos auf, die andere verachtet deren Weisheiten umso mehr. Alles endet in massiven Vorwürfen. Sobald wir uns von den Polen aus hin zur Mitte bewegen, wird aus den Extrem-Emotionen irgendwann Zuneigung bzw. Abneigung. Weiter zur Mitte hin sind dann «gerne mögen» oder «nicht so gerne mögen» angesiedelt. Alle diese Bewertungen sind nach dem Prinzip der Polarität verschiedene Grade von ein und demselben Ding. Der Grundsatz «Alles ist eins» gilt.
    Ich hoffe, Sie verzeihen mir, dass ich hier jetzt ein wenig aushole, um meine Meinung klarmachen zu können: Das eine Lager ist genau so verbohrt wie das andere. Keiner hat recht und keiner hat unrecht. Alle Fraktionen sind Gefangene ihrer Ideologien und verhalten sich somit genau gleich. Die einen stellen nichts in Frage, die anderen stellen alles in Frage außer sich selbst. Die einen sind verwundbar durch ihre absolute Offenheit, die anderen sind verwundbar durch ihren unumschränkten Wahrheitsanspruch. Mit sachlichem Abwägen hat das nichts mehr zu tun. Und beide Lager sind dadurch genau gleich, dass sie so anders sein wollen – wunderbar paradox. Beachtenswert waren für mich an diesem Auftritt zwei Tatsachen:
     
Ich verpasste nach der Aufzeichnung in Köln meinen Flug nach Nürnberg und saß stattdessen aufgrund von Nebel acht Stunden am Düsseldorfer Flughafen fest. Schließlich schaute ich mir eine komplette Staffel «Entourage» auf meinem Laptop an und verpasste schließlich meinen Auftritt in Nürnberg. Eine Premiere

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