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Denk doch, was du willst

Denk doch, was du willst

Titel: Denk doch, was du willst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Havener
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Dozenten.
    Je höher der Status der vorgestellten Person war, desto beeindruckender wurde seine Körpergröße empfunden. Der Student wurde auf 1,72   Meter geschätzt – also für weniger groß gehalten, als er in Wirklichkeit war, allein der Professorenstatus ließ den Menschen um zehn Zentimeter auf 1,82   Meter wachsen. Wie gesagt: Es handelte sich immer um ein und dieselbe Person! Malcolm Gladwell beschreibt in seinem Buch «Blink», wie der Präsidentschaftskanditat Warren Harding im Jahr 1921 allein aufgrund seines attraktiven Aussehens von eifrigen Strippenziehern zum Präsidenten gemacht wurde. Historiker sind sich einig, dass Harding zu den schlechtesten Präsidenten gehört, die die USA jemals hatten. Ohne sein Aussehen und seine beeindruckende Körpergröße hätte er dieses Amt nie bekleiden können, wäre dafür gar nicht in Frage gekommen. Die ungerechte Tatsache, dass Archetypen – und nach unserer Auffassung schöne Menschen – mehr Sympathien bekommen, nennt man aus diesem Grund auch Warren-Harding-Effekt. Der Anblick eines attraktiven Menschen beeinflusst unsere Wahrnehmung und unser Denken also maßgeblich. Gladwell drückt es so aus: «Sein Aussehen löst so viele Assoziationen aus, dass der normale Denkprozess zum Stillstand kommt.»
    Ich kenne noch weitere Beispiele dafür: In westlichenLändern werden glatt rasierte Männer für ehrlicher gehalten als solche mit Bart. Bärte werden mit mangelnder Hygiene, Verschlagenheit und dunklen Machenschaften assoziiert. Das ist objektiv gesehen zwar Unsinn, aber die Wirksamkeit ist wieder das Maß der Wahrheit. Vergleichen Sie mal in diesem Zusammenhang die Bilder von Saddam Hussein oder Osama bin Laden mit denen von Guido Westerwelle oder Angela Merkel. Schon gut, das Beispiel Frau Merkel ist ein kleiner Scherz. Alle Personen auf der
Forbes
-Liste der hundert reichsten Menschen der Welt sind glatt rasiert, und schon lange hatte kein erfolgreicher amerikanischer Präsidentschaftskandidat mehr einen Bart oder Schnurrbart. In Deutschland trug ein sehr bekannter Politiker in den dreißiger Jahren einen Schnauzbart. In diesem Fall konnte das Phänomen leider nicht verhindern, dass er an die Macht kam. Im Gegenteil.
    Gutaussehende Männer werden von Gerichten auch mit viel niedrigeren Strafen belegt als weit weniger attraktive (Stewart, 1980). Robert B.   Cialdini beschreibt Fälle, bei denen bei denselben Straftaten hässliche Angeklagte doppelt so oft ins Gefängnis kamen wie angenehm aussehende. Bei einer anderen Studie wurde die Höhe der Geldstrafe im Zusammenhang mit der Attraktivität der Angeklagten untersucht. Sie ahnen es bereits: Die Gollums mussten durchschnittlich 10   051   Dollar zahlen, die hübschen Kerle nur 5623   Dollar. Bei derselben Art von Verstößen gegen das Gesetz, wohlgemerkt.
    Das ist die dunkle Seite der Beeinflussung. Wir wissen natürlich, dass ein schöner Mensch nicht automatisch schlauer, integrer oder leistungsfähiger ist – trotzdem fallen wir immer wieder auf sein Aussehen herein. Das kann fataleFolgen haben, daran sollten Sie denken. Die beste Methode, nicht darauf reinzufallen, ist übrigens immer noch die, mental einen Schritt zurückzutreten und sich ins Gedächtnis zu rufen, dass es diesen Mechanismus überhaupt gibt. Anschließend sollten wir mal gründlich überlegen, ob wir gerade auf eine subtile Beeinflussung reinfallen oder nicht. Doch für jeden ist Schönheit etwas anderes.
    Ein weiterer Faktor für Sympathie ist die Ähnlichkeit. Sie ist sogar einer der wichtigsten, um sein Gegenüber zu überzeugen. Je ähnlicher uns ein Mensch ist, desto sympathischer werden wir ihn finden. Die Ähnlichkeit kann sich beispielsweise in Äußerlichkeiten wie dem ähnlichen Kleidungsstil äußern. Angenommen, Ihnen fehlen fünfzig Cent, um am Parkautomaten Ihre Gebühren zu bezahlen: Am besten halten Sie in diesem Moment Ausschau nach einer Person, die ähnlich angezogen ist wie Sie. Falls Sie genau die bitten, Ihnen Geld zu leihen, ist Ihre Chance, es zu bekommen, entschieden höher.
    Entzauberung der Autorität
    Eine Sache sollten Sie unbedingt beachten, falls Sie selbst mal Hochstapler werden wollen: Seien Sie niemals zu perfekt. Ich kann mir gut denken, dass Sie beim Lesen der ersten Beispiele dieses Abschnitts dachten: Auf teure Autos, Anzüge und eindruckschindende Titel falle ich nicht rein! Einerseits haben Studien bewiesen, dass Sie das doch tun. Und andererseits habe ich das ganz bewusst so

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