Denk doch, was du willst
Lebenseinstellung und unser Tun. Diese Tatsache können wir nutzen, wir können beispielsweise anderen einen Namen geben, der ihnen hilft. Stellen Sie sich vor, Sie vergeben Ihrem Kind einen Kosenamen, der positiv besetzt ist. Anstatt ein einfallsloses «Schatzelchen» zu wählen, könnten Sie den Namen ja nach seinen Neigungen aussuchen. Mein Sohn steht beispielsweise total auf Indiana Jones. Nicht, dass er alle Filme kennen würde, dafür ist er noch ein wenig klein, aber er fährt total auf das Image dieses Abenteurers ab. Ich kann das gut verstehen. Ich habe meinem Sohn deshalb erzählt, dassIndiana Jones nicht nur ein herausragender Abenteurer und Schatzsucher sei, sondern auch ein sehr intelligenter Professor. Seitdem nenne ich ihn ab und zu Dr. Jones. Ich finde, das ist nicht nur ein schöner Spitzname, sondern auch ein unterstützender. Er zeigt, dass ich ihm viel zutraue.
Ein anderes Beispiel: Meine Großmutter hatte eine Zwillingsschwester. Sie müssen wissen, dass meine Oma und ich uns sehr nahestanden. Ich wohnte sogar viele Jahre in einer Wohnung unter ihrer, und wir verstanden uns immer ausgezeichnet. Irgendwann beschwerten sie und ihre Schwester sich über das Älterwerden bei mir. Meine damalige Freundin – meine jetzige Frau – und ich nannten die beiden daraufhin nur noch die «Golden Girls». Irgendwann bezeichneten sie sich sogar selbst so. Dieser Name machte ihnen sicher mehr Freude als «alte Schachteln» und ignorierte zwar nicht ihr Alter, aber ergänzte es durch ein kleines Augenzwinkern. Die Variante gab uns und ihnen ein gutes Gefühl und machte unsere enge Beziehung noch enger. Und das alles liegt nur daran, dass wir von einem Wesensmerkmal auf viele weitere schließen, von einem Namen auf Charakterzüge.
Klar, auch das Aussehen eines Menschen beeinflusst seine Wirkung auf die Umwelt. So werden Leute mit einer Körpergröße von weniger als 1,65 Meter als nicht so leistungsfähig eingeschätzt wie größere Menschen. Rein objektiv muss das natürlich logischerweise nicht zwangsläufig stimmen. Das spielt aber auch keine Rolle. Allein die Tatsache, dass sich ein potenzieller Arbeitgeber möglicherweise durch so einen Eindruck unbemerkt beeinflussen lässt, reicht schon.
Von dieser Wirkung wusste wahrscheinlich auch GeorgeBush senior. Beim Fernsehduell in seinem Präsidentschaftswahlkampf im Jahr 1988 schüttelte er seinem Kontrahenten Michael Dukakis zu Beginn beispielsweise extrem lange die Hand. Es wird gemunkelt, dass dies eine genau ausgetüftelte Strategie seines Wahlkampfteams gewesen sei, um seine körperliche Überlegenheit zu dokumentieren. Irgendwo in unseren Köpfen läuft ein Programm ab, das uns bedeutet: Größere Menschen sind mächtiger, leistungsfähiger, belastbarer und auch attraktiver als kleinere.
Bei mir sieht es hier auch schlecht aus. Mit 1,72 Metern bin ich für einen Mann am unteren Rand der Skala der Normalverteilung. Das wird mir jedes Mal bewusst, wenn ich einen männlichen Zuschauer zu mir auf die Bühne bitte. Die sind fast immer größer als ich. Na ja, so ist das halt.
Diese Tatsache funktioniert übrigens in beide Richtungen. Wir denken nämlich auch, dass fähige Menschen groß sein müssten. Das ist natürlich Quatsch, aber sitzt als Vorurteil so fest, dass man nicht ohne Weiteres davon Abstand nehmen kann. Nachdem aber die Welt das ist, wofür wir sie halten, ist das eine Tatsache, die wir akzeptieren müssen. Das scheint sich sogar auf unserem Bankkonto niederzuschlagen: Eine Studie der Universität München aus dem Jahr 2004 konnte belegen, dass ein zusätzlicher Zentimeter Körpergröße im Schnitt 0,6 Prozent mehr beim Bruttomonatsgehalt bringt. Falls Sie jetzt wegen Ihrer Körpergröße ins Grübeln kommen: Nicolas Sarkozy, Dustin Hoffman, Tom Cruise und Madonna haben es ja auch zu etwas gebracht, obwohl sie alle unter 1,70 Meter groß sind.
Jetzt wird es wirklich erstaunlich: Je nachdem, mit welchen Attributen uns ein Mensch vorgestellt wird, schätzen wir seine Größe anders ein, als sie objektiv gesehen ist!Wenn jemand uns als Experte und Koryphäe vorgestellt wird, halten wir ihn für größer als einen vermeintlichen Verlierer oder Taugenichts (Wilson, 1968). An einer Universität stellte man verschiedenen Studentengruppen ein und dieselbe Person mit verschiedenen Titeln und Professionen vor. Einmal präsentierte man jemanden als Topwissenschaftler, einmal als Studenten, einmal als Assistenten und einmal als
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