Denk doch, was du willst
in meiner künstlerischen Laufbahn! Ich war zuvor noch nie zu spät gekommen, geschweige denn gar nicht.
Die Reaktionen der T V-Zuschauer auf die Sendung machten ganz schnell deutlich: Die Kritiker der Esoterikszene kamen schlecht weg. Ihre Meinung wurde als ewig gestrig und besserwisserisch abgewertet. Selbst Menschen aus meinem Bekanntenkreis, die mit Esoterik eigentlich nichts anfangen können, fanden die Vertreter dieser Szene sehr viel freundlicher und folgten ihrer Meinung dadurch eher als den Schimpftiraden der Skeptiker. Die hatten sich nämlich leicht aus der Fassung bringen lassen, die Andersdenkenden heftig beschimpft und deren Argumente manches Mal empört und kopfschüttelnd kommentiert. Es fiel sogar der Satz: «Ein Physiker glaubt nicht, er weiß.» Die Esoterikanhänger reagierten da sehr viel gelassener. Sie waren immer freundlich, gefasst und brachten ihre Argumente ruhig vor.
Stellen Sie sich mal vor, Sie schalten den Fernseher ein. Dort sehen Sie eine Gruppe von Menschen miteinander diskutieren. Die einen beleidigen, schimpfen und gestikulieren wild – die anderen stehen unter Dauerbeschuss und antworten aber stets mit Bedacht. Welches der beiden Lager ist Ihnen sympathischer?
Damit sind wir beim Thema: Sympathie. Meine These: Menschen, die Sie nett finden, werden Sie leichter überzeugen und beeinflussen können als solche, die vielleicht nachvollziehbare, gute Argumente haben, mit denen Sie aber nicht an einem Tisch sitzen wollen. Logisch. Es ist uns allen klar, dass wir lieber mit jemandem zusammen sind, der uns auch angenehm ist. Dessen Meinung greift bei uns automatisch stärker. Wie das möglich ist, darüber sollten Sie mehr wissen, um sich in solchen Situationen größere Klarheitüber Ihr eigenes Verhalten zu verschaffen. Wann ist uns jemand sympathisch und wann nicht?
Menschen, die wir gut finden
Ob wir es wollen oder nicht, vieles Unbewusste beeinflusst unser Bild, das wir uns von unserem Gegenüber machen. Vorurteile und Urteile, gut abgewogene und schnell gefällte. Welcher Mensch hat Ihrer Meinung nach die bessere Allgemeinbildung: Sophie oder Chantal? Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe nichts gegen die beiden Namen, aber ich weiß jetzt schon, was Sie sagen werden. Jedenfalls heißt keines meiner Kinder Sophie oder Chantal – vor allem nicht mein Sohn, weshalb mich die Antwort kaltlassen wird.
Mit Namen assoziieren wir etwas und pflegen so unsere Klischees. Ende der sechziger Jahre schon wollten Forscher wissen, wie weit diese Klischees an dieser Stelle gehen. Das Resultat: Personen mit ungewöhnlichen Namen wurden sehr viel häufiger als psychisch auffällig klassifiziert. Außerdem ergab die Studie, dass Schüler mit beliebten Namen in der Schule von den Lehrern besser bewertet wurden als die mit den unbeliebten Namen. Menschen mit unbeliebten Namen werden sozial eher isoliert und leiden öfter unter Minderwertigkeitskomplexen als diejenigen mit gängigem Namen (Hartmann, Nicolay, Hurley, 1968).
Glücklicherweise studierte ich erst mit Mitte zwanzig in den USA, zu einem Zeitpunkt, zu dem ich schon ein bisschen Selbstbewusstsein aufgebaut hatte, denn Thorsten ist im englischsprachigen Raum ein wirklich unpraktischer Name – vor allem wegen des «Th» am Anfang. Übrigens,Wissenschaftler der University von San Diego fanden heraus, dass die Initialen eines Menschen sogar die Lebenserwartung beeinflussen können. Sie differenzierten zwischen Leuten, deren Initialen eine positive Konnotation hatten – wie «Joy» für Freude oder «Hug» für Umarmung –, und Personen mit Initialen mit negativer Konnotation wie «Pig» für Schwein und «die» für stirb. Sie wissen ja, dass in den USA gern der zweite Name abgekürzt wird, wie bei John F. Kennedy, daher JFK. Außerdem wertete man per Datenbank Sterbeurkunden aus Kalifornien aus. Das verblüffende Resultat: Männer mit «positiven» Initialen lebten durchschnittlich vier Jahre länger, Frauen drei. Wenigstens hatten die Träger «negativer» Initialen der Studie zufolge keinerlei Nachteile. Sie lebten so lange wie der Durchschnitt, aber auch nicht weniger lang. Dafür nahmen sie sich besonders häufig das Leben!
Diese Ergebnisse zeigen, wie sehr wir alle unterschwellig auf etwas reagieren, was uns ständig begleitet. Schließlich: Außer den Wörtern «ja» und «nein» hören wir fast nichts so oft wie unseren Namen. Er hat somit, wie wir gerade gesehen haben, einen erheblichen Einfluss auf unsere
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