Denk doch, was du willst
darauf, dass wir sie einfach nur besitzen wollen, sondern auf ihrem Gebrauchswert: Wir wollen sie essen oder trinken oder berühren oder anhören oder fahren oder sie anderweitig verwenden. In solchen Fällen sollte man sich unbedingt daran erinnern, dass knappe Dinge allein aufgrund ihrer begrenzten Verfügbarkeit eben nicht im Geringsten besser schmecken oder funktionieren und sichauch nicht besser anfühlen, anhören oder fahren lassen.» Ich hoffe, Sie kommen trotzdem noch freiwillig zu mir auf die Bühne.
Die Frage macht den Unterschied
Im Sommer 2002 stand ich mit meiner damals hochschwangeren Frau an einem S-Bahnhof in München. Es war Nachmittag, wir kamen aus der Stadt zurück, wo wir für unsere Tochter, die bald auf die Welt kommen sollte, ein paar Babysachen gekauft hatten. Wir waren gerade bestens gelaunt. Am Bahnsteig warteten wir länger als sonst. Die S-Bahn kam einfach nicht. Nach zirka fünfzehn Minuten kam die Durchsage, dass alle weiteren Züge sich aufgrund eines Personenschadens auf unbestimmte Zeit verspäten würden. «Na toll», sagte ich, «da hat sich wieder irgendein Idiot vor den Zug geworfen.» Langsam gerieten wir unter Zeitdruck, denn wir hatten abends noch einen Termin. Wir mussten zu einer Veranstaltung, auf der ich auftreten sollte. Als die S-Bahn endlich kam, wurde es wirklich eng. Wir mussten uns beeilen, um erst mal nach Hause zu kommen und von dort aus zum Auftrittsort zu fahren. Ich musste ja noch meine Requisiten zusammenstellen und mich umziehen. Am Ende hat alles geklappt. Wir kamen noch früh genug an, und mein Auftritt lief gut. Als ich danach in die Umkleidekabine zurückkam, wartete meine Frau kreidebleich auf mich. Der Idiot, der sich vor den Zug geworfen hatte, war ein enger Freund unserer Familie gewesen.
Ich erzähle Ihnen diese Geschichte, weil dieser Freund nicht irgendein Bekannter gewesen war, sondern weil er einer der Menschen war, die mir gezeigt hatten, dass man davon leben kann, Seminare und Vorträge zu halten. Er war sogar der Erste, der mich dazu motivierte. Das war Ende derneunziger Jahre gewesen. Ich kannte den Beruf des Redners bis dahin nicht. Nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte, gründeten wir beide sogar gemeinsam eine Firma. Er war ein sehr guter Seminarleiter gewesen, und noch heute benutze ich – sowohl bei meinen Bühnenauftritten als auch bei meinen Seminaren – Methoden und Techniken, in die er mich vor vielen Jahren eingewiesen hatte. Sein Name war Dr. Ingolf Glabbatz, und ich denke gern an ihn zurück.
Oft mit einem Gefühlsmix aus Traurigkeit und auch ein wenig Hilflosigkeit – er war psychisch offensichtlich sehr viel stärker belastet worden, als wir alle vermutet hatten. Ich glaube, ohne Ingolf hätte ich sehr viel länger gebraucht, um zu erkennen, dass ich in der Lage bin, Menschen in meinen Bann zu ziehen und ihnen etwas Besonderes zu bringen. Schade, dass ich ihm das nie persönlich sagen konnte.
An dieser Stelle sollte ich unbedingt erwähnen, dass er auch einen Mentor hatte, dessen Name Andreas Bornhäußer ist. Die Methoden und Techniken, die ich Ihnen hier vorstelle, stammen für mich zwar weitgehend aus einem Seminar von Dr. Ingolf Glabbatz, der eigentliche Urheber war aber Andreas Bornhäußer. Später irgendwann kaufte ich mir auch sein Buch «Präsentainment» und konnte daraus viel Nutzen ziehen. Ich kann es auch heute noch nur wärmstens empfehlen. Für mich werden die Erkenntnisse aber immer mit Dr. Ingolf Glabbatz verbunden bleiben.
Einer seiner Lieblingssätze war, dass es zwei Sorten von Menschen gebe: diejenigen, die machen, und diejenigen, mit denen gemacht wird. Die zweite Gruppe hat es nicht leichter als die erste – aber sie hat es bequemer. Falls Sie zur ersten Gruppe gehören möchten, dann gebe ich Ihnen zwei seiner Leitsätze mit. Hier der erste:
«Die Betroffenen wollen stets die Beteiligten sein»
Das Kapitel über Hypnose hat es bereits gezeigt: Es ist unerlässlich, die Menschen genau da abzuholen, wo sie gerade sind. Nur dann können Sie sie von Ihren Ideen überzeugen. Eine gute Methode, um herauszufinden, wie – und auch was – Menschen denken, ist etwas sehr Einfaches, aber für sehr viele ein Buch mit sieben Siegeln: gekonnt fragen. An welche Schulstunden erinnern Sie sich am ehesten? An die, in denen ein – meist schlechtgekleideter – Lehrer vor Ihrer Klasse stundenlang doziert hat, oder an die, in denen mit dem Lehrer – der sich ein bisschen dynamischer gab –
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