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Denk doch, was du willst

Denk doch, was du willst

Titel: Denk doch, was du willst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Havener
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bedeutet der Begriff das, was wir als Leichenschau bezeichnen würden. Wenn Sie also einen englischen Geschäftspartner zu Gast haben und fragen den, ob man am Abend mitkommen wolle zum Public Viewing, dann glaubt der, in Ihrer Familie hätte es einen Todesfall gegeben, ist verstört, dass Sie ausgerechnet ihn dazu einladen, und geht nicht davon aus, dass Sie Fußball mit ihm schauen wollen.
    Ein weiteres meiner Lieblingsbeispiele wurde mir von einem meiner Seminarteilnehmer berichtet und kommt von der Lufthansa. Die hat ihren Passagieren vor einigen Jahren versiegelbare Plastikbeutel zur Aufbewahrung von Shampoo, Zahnpasta und anderen Flüssigkeiten angeboten. So verpackt war es erlaubt, sie im Handgepäck mit an Bord zu nehmen. So weit, so gut, ein schönes Detail fehlt aber noch: Die Fluggesellschaft hatte diese Beutel nämlich mit der Aufschrift «Body bag» bedrucken lassen – schließlich darf man sie ja im Handgepäck oder direkt am Körper mit ins Flugzeug nehmen. Sehr problematisch ist meines Erachtens allerdings die Tatsache, dass Body Bag auf Deutsch «Leichensack» bedeutet. Da hat man eh schon Flugangst, und bekommt vor dem Start auch noch Leichensäcke ausgeteilt.
    Auch ein gutes deutsches verspätetes Frühstück gibt es nicht mehr, man trifft sich sonntags nur noch zum Brunchen. Wenn es eine Kombination aus Breakfast und Lunch gibt, warum treffen wir uns denn dann überhaupt noch zu Kaffee und Kuchen und nicht zum Lupper oder Linner?
    Den Autor Hank Moody gibt es übrigens nicht wirklich – er ist die Hauptperson in der Serie «Californication». Wenn Sie wirklich mal eine ungewöhnliche Serie sehen wollen, dann sollten Sie sich die auf jeden Fall anschauen. Allein die erste Szene ist überwältigend – sofern man schweinische Witze und harte Dialoge gut vertragen kann. Moody ist ein Autor mit Schreibblockade, der in Los Angeles lebt. In einem Radiointerview wird er gefragt, was ihn auf die Palme bringe. Er antwortet sinngemäß, dass ihm unglaublich auf den Geist gehe, dass die Menschen offensichtlich immer blöder würden. Das ist übrigens normal und geht uns älteren Leuten wahrscheinlich früher oder später so. AuchGoethe hat sich zu seiner Zeit schon über die Jugend aufgeregt.
    Achtung: Jetzt wird es wirklich vulgär – falls Sie das nicht so gut vertragen können, überspringen Sie den nächsten Absatz!
    «Wissen Sie, wir haben diese ganz unglaubliche Technik – trotzdem haben sich Computer zwischenzeitlich in Wichsmaschinen zum Eingeben von vierstelligen Buchstabencodes verwandelt. Das Internet sollte uns befreien, Demokratie bringen. Aber in Wirklichkeit hat es uns rund um die Uhr Zugang zu Kinderpornographie gebracht. Die Menschen schreiben nicht mehr, sie bloggen nur noch. Statt zu reden, texten sie. Keine Interpunktion, keine Grammatik gilt mehr. LOL dies, LMAO (Laughing My Ass Of – sehr vorsichtig übersetzt: Ich lache mir einen Ast ab) das. Wissen Sie, es kommt mir so vor, als würde eine Gruppe von dummen Leuten mit einem anderen Trupp dummer Menschen in einer Ursprache ‹Pseudo› kommunizieren, die mehr dem gleicht, was Höhlenmenschen von sich gegeben haben, als angemessener zeitgemäßer Sprache.» Nun, diese Stellungnahme ist natürlich extrem – aber im Kern hat Herr Moody recht, finde ich.
    Zurück zum Erkennen von Lügen. Viele von uns haben verlernt, den anderen beim Reden wirklich wahrzunehmen. Wir verlassen uns einfach auf ein unspezifisches Gefühl, das wir Bauchgefühl nennen, welches aber aufgrund unserer immer mehr von Technik dominierten Welt zu verkümmern droht.
    Beachten Sie übrigens, dass die Unwahrheit sagen nicht immer lügen sein muss. Es kann sein, dass ein Mensch tatsächlich denkt, er spräche die Wahrheit und trotzdemetwas sagt, das wir als Unwahrheit auffassen würden. Das liegt daran, dass es nicht nur eine objektiv messbare Wahrheit gibt, sondern mindestens so viele Wahrheiten, wie es Menschen auf der Welt gibt. Schließlich gilt noch immer der Grundsatz: «Die Welt ist das, wofür wir sie halten.»
    Lassen Sie mich das an einem Ereignis verdeutlichen, das ganz Deutschland tagelang in Atem hielt: Hat Jay Kahn vor seinem Antritt im Dschungelcamp eine geheime Absprache mit Sarah Knappik treffen wollen oder nicht? Klar, in Ägypten und Tunesien wurde in diesen Tagen die Welt buchstäblich aus den Angeln gehoben, die Mehrheit der Deutschen fand aber die Ereignisse im Dschungelcamp spannender. Na gut, war ja auch interessant. Irgendwann machte Sarah

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