Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denk doch, was du willst

Denk doch, was du willst

Titel: Denk doch, was du willst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Havener
Vom Netzwerk:
Emotion ja nicht nur Ihre Körpersprache, sondern es funktioniert auch umgekehrt. Sie haben Ihren Übersetzer also immer dabei. Unterschätzen Sie diesen Trick nicht. Er hat mir auf der Bühne schon beste Dienste geleistet.
    Angenommen, Ihr Gesprächspartner beginnt damit, seine Fingerspitzen aneinanderzudrücken und seine Finger wie ein Dach aufzustellen, während er mit Ihnen spricht oder Ihnen zuhört. Wahrscheinlich reflektiert er in diesem Moment, was Sie gerade sagen, oder überlegt, was er darauf sagen will. Diese Geste hat auch den Namen «Kirchturm». Falls Sie als nachdenklich und selbständig denkend wahrgenommen werden wollen, können Sie diese Geste benutzen, um genau diesen Eindruck zu erwecken. Allerdings ist Vorsicht geboten: Zu viel Selbstvertrauen kann auch ganz schnell arrogant rüberkommen.
    Folgende Szene spielt sich bei uns zu Hause regelmäßig ab: Mein Sohn kommt nach Hause, schmeißt seine Jacke und Schuhe von sich, und zwar dort, wo er gerade steht, und läuft in sein Zimmer. Wenn ich ihm dann folge und ihn höflich darauf hinweise, dass er bitte seine Jacke aufhängen und seine Schuhe in die Garderobe stellen solle, ist die Reaktion meist gleich. Er schaut mich an, als käme ich aus einem anderen Universum, hebt beide Hände, positioniert sie seitlich neben seinem Kopf und sagt: «Immer muss ich irgendwas machen!», dabei macht er mit beiden Händen gleichzeitig eine hackende Bewegung nach unten. BeideHände vollführen sozusagen einen Handkantenschlag in der Luft, auf den jeder Karatemeister stolz wäre. Er macht das so energiegeladen, dass man den Eindruck hat, er könnte zentimeterdicke Steinblöcke locker durchschlagen. Würde er diese Energie aufs Aufhängen und Wegräumen verwenden, wäre alles bestens. Aber so scheint sie ihm sinnvoller eingesetzt zu sein. Diese Geste gehört ja auch zu den universellen. Jeder von uns, der etwas sehr stark unterstreichen möchte, benutzt seine Hände genau so. Wenn jemand nicht aufrichtig ist, dann kann es gut sein, dass er eine banale Aussage mit genau dieser Geste zu sehr unterstützt. Diese Geste kommt nur dann, wenn wir wirklich mit voller Energie hinter dem Gesagten stehen und wenn das Gesagte auch ein besonderes Gewicht hat. In Nullachtfünfzehn-Situationen benutzen wir diese eher nicht. Wenn sie also hier benutzt wird, könnte das verräterisch sein.
    Es gibt noch eine weitere Bewegung, die wir gern verwenden, um den Wahrheitsgehalt einer Aussage zu untermauern. Wollen wir etwas sehr betonen, dann bewegen wir bei unserer Aussage rhythmisch dazu passend eine Hand nach unten. Meistens ist sie dabei geöffnet, und die Handfläche zeigt bei der Bewegung nach unten. Das Ganze sieht so aus, als würden wir gerade auf eine imaginäre Tischplatte hauen. Diese Bewegung wirkt sehr dominant, wir drücken unser Gegenüber damit nach unten, versuchen es klein zu machen und uns damit größer. Das weckt bei ihm nicht unbedingt ein angenehmes Gefühl.
    Bei Männern lohnt sich ein Blick auf den Kehlkopf. Sobald die Muskeln nach einer Aussage – oder auch beim Zuhören – eine Schluckbewegung machen, dann ist das ein guter Indikator für Stress, Angst oder auch Ablehnung dessen,was gerade geäußert wurde. Also: «Ich freue mich sehr, dich zu sehen» – und danach folgt ein Schlucken. Wohl keine echte Begeisterung.
    Und dann ist da noch das Augenblinzeln. Normalerweise blinzeln wir alle zwanzig Sekunden. Bei einer normalen Konversation, bei der Ihr Gesprächspartner mit Ihnen auf einer Wellenlänge liegt, wird er ungefähr genau so oft blinzeln wie Sie. Meistens in dem Moment, in dem Sie beim Reden eine Pause machen. Alles, was darüber hinausgeht, kann bedeuten, dass Ihr Gegenüber Schuldgefühle hat, ängstlich ist, scheu reagiert – oder dass seine Kontaktlinse verrutscht ist. Wenn wir intensiv nachdenken, zum Beispiel, um uns eine gute Lüge zu überlegen, steigt die Blinzelrate meistens an. Das geht oft parallel zum Blick und zur Blickrichtung. Geht der Blick nach unten, ist das meist auch ein guter Indikator für Schuldgefühle. Dasselbe kann aber auch der Fall sein, wenn Ihnen jemand bloß zu sehr und zu lange in die Augen geschaut hat. (Ich habe ja bereits gesagt, Sie brauchen auch Ihre Intuition.) In diesem Fall kann es nämlich sein, dass er seine Schuldgefühle gerade damit verbergen will, dass er Ihnen geradewegs in die Augen schaut. Das hat dann schnell etwas vom Wer-schaut-zuerst-weg-Spiel aus Schulzeiten.
    Der konzentrierte Blick in die

Weitere Kostenlose Bücher