Denk doch, was du willst
Wangenknochen. Zum anderen gibt es den «Musculus orbicularis oculi». Der zieht die Wangen nach oben und bewirkt dadurch, dass die Haut seitlich der Augen Fältchen bildet.
Ekman und sein Kollege Friesen haben Jahrzehnte zum Thema geforscht. Vorher hatte es niemand für möglich gehalten, dass man im Gesicht verborgene Gefühle lesen könnte. Sie fanden nun heraus, dass die Duchenne-Marker nur eines von mehreren Merkmalen eines echten Lachens sind. Der Musculus zygomaticus major wird bei einem echten Lachen beispielsweise kürzer aktiviert als bei einem falschen. Ein kurzes Lächeln ist also wahrscheinlich echter als ein zu langes.
Im Rahmen dieser Studien hat Ekman auch herausgefunden, dass ein echtes Lachen einen Menschen noch besser gelaunt macht. Sobald wir glücklich sind, lachen wir also, und wenn wir lachen, macht uns das glücklich. Eigentlich könnten wir alle ein echtes von einem falschen Lachen gutunterscheiden, wenn wir das nur wollten. Eigentlich! Wir wollen das nämlich nicht. Es gibt die Hypothese, dass wir beispielsweise wollen, dass die Dame an der Kasse sich freut, uns zu sehen. Wir wollen, dass andere Menschen bei unserem Anblick freundlich lächeln, und verhalten uns entsprechend. Es ist einfach schöner so, als wenn wir uns vorstellten, dass sie uns eigentlich nicht mögen oder dass wir ihnen sogar egal sind. Aus diesem Grund glauben wir auch einem falschen Lächeln gern.
Übrigens: Meistens hält der Gesichtsausdruck bei einer Emotion ungefähr zwei Sekunden lang an. Manchmal dauert er auch nur eine halbe Sekunde oder auch vier. Je länger der Ausdruck dauert, desto stärker ist die Emotion dahinter. Eine nur sehr kurz aufblitzende Reaktion bedeutet meistens, dass die betreffende Person ihr Gefühl verbergen will, bewusst oder auch unbewusst, weil sie bemüht ist, ihr Gesicht sofort wieder in den Griff zu bekommen. Hält die Mimik länger an und ist sie aber nur schwach ausgeprägt, handelt es sich dabei meistens um ein kontrolliertes Gefühl.
Der Gesichtsausdruck lässt keine Rückschlüsse auf die Ursache der Emotion zu! Wir wissen also nur, welche Emotion hinter einem Gesichtsausdruck steckt. Wir wissen aber nie, warum diese Regung zustande kam und wodurch sie ausgelöst wurde. Und: Unsere persönlichen Erwartungen und Überzeugungen haben immer, ob wir das wollen oder nicht, Einfluss darauf, wie wir einerseits einen Gesichtsausdruck deuten und was wir als Auslöser dafür annehmen. Wir müssen also immer im Hinterkopf behalten, dass der Gesichtsausdruck uns zwar Aufschluss über die Emotion geben kann, aber überhaupt gar nichts über das objektive Entstehen der Emotion verrät.
Die Wahrheit über die Lüge
«Er hat gesagt, dass Künstler lügen, um die Wahrheit zu sagen. Aber Politiker lügen, um die Wahrheit zu vertuschen.» Ein Filmzitat aus «V wie Vendetta». Nachdem ich im Fernsehen zwischenzeitlich zahlreiche Lügner überführen konnte und meine besten Geschichten dazu im Vorwort zu Paul Ekmans Buch «Ich weiß, dass du lügst» schon alle erzählt habe, wollte ich dieses Kapitel zuerst nicht schreiben. Bis ich eines Tages bei «Amazon» die Bewertungen von Ekmans Buch las. Dort schreibt unter anderem ein Leser, dass ihm das Werk viel zu langatmig sei. Zuletzt meinte er: «Letzte Anmerkung: Vielleicht sollte sich Thorsten Havener doch einen Ruck geben und zumindest eine Lightversion des Buchs verfassen.» Bitte sehr, das mache ich gern. Hier ist meine abgespeckte Variante.
Um eine Lüge zu entlarven, muss man auf sehr viele Dinge beim Lügner achten. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Das Wichtigste ist, die Veränderung im Gesicht oder am Körper Ihres Gegenübers zu beobachten, die müssen Sie erkennen und im Auge behalten. Über Körpersprache und Betonungen in unseren Aussagen unterstützen wir das Gesagte. Das hilft dem Beobachter. Sobald die Betonung oder ein Körperausdruck nicht zu einer Aussage passt, können wir davon ausgehen, dass die Worte nicht so gemeint sind, wie sie geäußert wurden. In unserer technologisierten Welt wird es immer schwieriger, die Betonung oder die Mimik hinter einer Aussage zu bewerten.
Das ist nicht ganz unproblematisch. Weil wir das spüren, greifen wir zu Hilfsmitteln, die meines Erachtens das geschriebene Wort wie einen Virus infiziert haben – ich spreche von Emoticons. Dieser Begriff setzt sich aus Emotion und Icon zusammen und ist ein Symbol, das die Gefühle und Intentionen des Textverfassers deutlich werden
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