Denk doch, was du willst
Aussage, die uns unangenehm ist, passieren.
Das Berühren der Lippen – mit den Fingern oder einem Gegenstand – kann eine ganze Bandbreite von Emotionen zeigen. Um diese richtig zu deuten, sollten Sie immer auch andere Indikatoren beachten. Es kann ein Zeichen von Unsicherheit sein, von Stress, Angst oder großer Nachdenklichkeit. Die Geste ist aber auch ganz nah am Daumenlutschen anzusiedeln – also an einer Geste des Sich-selbst-Beruhigens. Wenn Sie mit jemandem reden und er berührt sich plötzlich an den Lippen, dann kann es sein, dass das ein Zeichen dafür ist, dass er seine Meinung nicht sagt. Beim Flirten ist das Berühren der Lippen – oder noch besser, das Benetzen der Lippen mit der Zunge – ein Zeichen dafür, dass man gern zur Sache käme.
Wir haben uns bisher nur mit emotionalen Prozessen während des Lügens beschäftigt. Hinter einer Lüge stecken meistens Emotionen wie Angst oder Aufregung. Oft steckt eine Kombination aus mehreren dieser Emotionen dahinter. Vielleicht hat der Lügner ein schlechtes Gewissen. Es kann sein, dass er die negativen Konsequenzen seines Tunsfürchtet, vor allem wenn für ihn wirklich etwas auf dem Spiel steht. Es kann ebenso sein, dass er weiß, dass alle im Raum die Wahrheit kennen und sich hinter dem Rücken des Befragers köstlich über die stramme Lüge amüsieren. In dem Fall unterdrückt der Lügner meistens nicht seine Angst, sondern Aufregung oder ein Lachen.
Neben den emotionalen Aspekten gibt es noch die inhaltlichen Prozesse, die es zu beachten gilt. Lügen ist eine sehr komplexe Aufgabe. Es ist anstrengend. Deshalb ist es auch so schwierig, glaubhaft zu lügen, erst recht, wenn wir immer wieder und wieder befragt werden. Vor allem wenn uns der Frager überrascht, geraten wir leicht ins Trudeln. Wir müssen logisch und schnell denken, sobald wir schwindeln. Es kann gut sein, dass wir unser Verhalten dabei ändern. Um diese Veränderungen geht es, sie können uns gute Hinweise geben.
Hier übrigens eine meiner Lieblingsmethoden, schnell eine Lügengeschichte zu erkennen. Lassen Sie sich eine Story von A biz Z erzählen. Hören Sie einfach zu. Je länger Ihr Gegenüber spricht, desto besser. Wenn es fertig ist, dann bitten Sie Ihr Gegenüber einfach, alles noch einmal in umgekehrter Reihenfolge, also rückwärts, zu erzählen. Bei einer Lüge wird das nicht schlüssig funktionieren, bei der Wahrheit schon. Es sei denn, es handelt sich um Meisterlügner. Der Trick ist wirklich gut. Während wir uns eine Lüge ausdenken, sind wir derart beschäftigt, dass wir normalerweise nicht die genaue zeitliche Reihenfolge der Ereignisse behalten können. Deshalb können wir eine Lügengeschichte meistens nicht von hinten nach vorne erzählen.
Als dritter bemerkenswerter Aspekt sind da noch die Kontrollprozesse. Wir versuchen, unser Verhalten besonderszu kontrollieren und sehr souverän zu wirken, weil wir in Wirklichkeit unsicher sind. Genau diese Unsicherheit blitzt aber meistens immer wieder kurz durch und kann für einen konzentrierten Beobachter unter Umständen gut zu erkennen sein. Das zwanghafte Kontrollieren der Situation wirkt unentspannt und ist es auch.
Ich kann es nicht oft genug betonen: Bevor Sie beginnen, nach Zeichen für eine Lüge Ausschau zu halten, müssen Sie zunächst wissen, wie sich Ihr Gesprächspartner normalerweise verhält. Das nennt man kalibrieren. Reden Sie mit ihm über ganz normale Dinge. Über Themen, die keine besondere Relevanz für Sie haben. Beobachten Sie hierbei, ob er vielleicht irgendeinen Tick erkennen lässt. Schaukelt er mit dem Stuhl hin und her, spielt er mit seinem Ring oder seinen Händen? In so einem Fall kann die Tatsache, dass er damit aufhört, bedeuten, dass etwas nicht stimmt. Jetzt haben Sie den Normalzustand erfasst und eine Basis, anhand deren Sie Veränderungen festmachen können. Anstatt also nach ganz speziellen Gesten, sprich Tells, zu suchen, beobachten Sie einfach das Gesamtbild Ihres Gegenübers. Sobald Sie nur nach einzelnen Gesten suchen, beschäftigt Sie das zu sehr. Sie sind so sehr auf etwas konzentriert, dass Ihnen andere – vielleicht sehr wichtige – Signale schnell entgehen. Sie versäumen das Finden aufgrund des Suchens. Denken Sie daran: Die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Gerade Ihre eigene Haltung bestimmt, wie sehr Ihr Gegenüber Zeichen der Nervosität zeigt oder eben nicht. Auch hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Sobald Sie sich selbst merkwürdig verhalten, wird Ihr Gegenüber
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