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Denkanstöße 2013

Denkanstöße 2013

Titel: Denkanstöße 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Nelte
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was unser Ich prägt, ist mit den Familienverhältnissen verflochten, in denen wir aufgewachsen sind. Dem Kern unseres Daseins sozusagen, einem komplizierten Geflecht aus Beziehungen und Abhängigkeiten. »Nichts und niemand ruft so starke Gefühle hervor, und nichts ist manchmal so vernichtend wie Familie«, schreibt der Therapeut Eia Asen. Aber welche Position nehmen wir ein in dem familiären Beziehungsgeflecht? Warum reagieren wir in ähnlichen Situationen immer wieder gleich? Warum kommt es bei bestimmten Themen ständig wieder zum Streit? Auf die Spur kommen lässt sich diesen Fragen mit einer »Familienskulptur«, einer Technik der Familientherapie. Doch können damit auch vergessen geglaubte Traumata wieder ins Bewusstsein zurückgeholt werden?
    â€“Beispiel Körpermerkmale: Kopieren Sie doch einmal die Innenfläche Ihrer rechten oder linken Hand, und berechnen Sie den Fingerquotienten. Ein im Verhältnis langer Ringfinger gilt als Zeichen ausgeprägter Männlichkeit; der Fötus wurde im Mutterleib mit besonders viel Testosteron versorgt. Frauen schätzen solche Herren übrigens auch als besonders männlich ein. Laut einer Studie der Universität Cambridge sind Männer mit langen Ringfingern als Börsenmakler weitaus erfolgreicher als Männer mit eher kurzen Ringfingern. Sollte der Fingerquotient auch unsere Berufswahl prägen?
    â€“Beispiel genetischer Code: Nehmen Sie ein Wattestäbchen zur Hand, streichen Sie sich etwas Speichel von der Innenseite der Wange, und schicken Sie die Probe einem Biotech-Unternehmen zur genetischen Sequenzierung. Für gut 100 Euro haben Sie das Ergebnis nach einigen Wochen schwarz auf weiß: ob das Urvolk, zu dem Sie gehören, Kelten, Iberer, Slawen, Wikinger oder auch Hunnen waren. Womöglich finden Sie sogar entfernte Verwandte. Aber kann die Biologie tatsächlich die Arbeit der Hobby-Genealogen mit ihren Stammbäumen ersetzen?
    â€“Beispiel Informationstechnologie: Nehmen Sie an einer Online-Studie der Universität Harvard teil, um mehr über Ihr Glücksempfinden zu erfahren. Unter www.trackyourhappiness.org kann man sich mit seinem iPhone registrieren und bekommt regelmäßig Aufforderungen, seine momentane Stimmungslage einzuschätzen. Etwas Ähnliches findet sich unter www.moodscope.com; dort können Sie Ihre persönlichen Stimmungsschwankungen aufzeichnen lassen, um auf diese Weise langfristig Ihre Glücksfähigkeit zu verbessern. Selbstdiagnose und Selbsterkenntnis durch moderne Technologie als Alternative zur Couch eines Therapeuten – das ist ein mächtiger neuer Trend aus Kalifornien, vorangetrieben durch sogenannte Selftracker und Lifelogger, die sich auf Portalen wie quantifiedself.com austauschen. Werden wir unser gesamtes Leben schon bald als endlosen Datenstrom vor uns liegen haben?

Jesse Bering
Die Erfindung Gottes – Zeichen, Zeichen, überall Zeichen
    So, wie wir in anderen Menschen mehr als nur ihren Körper sehen, neigen wir auch dazu, in natürlichen Ereignissen mehr zu sehen als nur Naturgeschehen. Und diese über das Offensichtliche hinausgehende Wahrnehmung folgt wieder aus jener sehr speziellen Art, in der unser Gehirn sich entwickelt hat – seiner Fähigkeit zur Mentalisierung. Bei allen Wendungen scheinen wir zu glauben, in jedes Schnitzwerk der Natur seien subtile Botschaften eingeritzt: fein gearbeitete Zeichen oder Hinweise darauf, dass Gott oder eine andere übernatürliche Wesenheit versucht, uns eine Lektion oder einen Gedanken zu übermitteln – und häufig uns allein. Gewöhnlich geht es darum, wie wir uns verhalten sollten. Also hören wir aufmerksam zu und übersetzen Ereignisse der Natur mühelos in göttliche oder übernatürliche Botschaften.
    Die besten Beispiele dafür, dass in der Natur der Geist Gottes am Werk gesehen wird, sind tendenziell auch die lachhaftesten. Doch gerade an ihnen können wir erkennen, wie die religiösen und spirituellen Ansichten mit der von unserer Spezies durch Evolution erworbenen Fähigkeit zur Mentalisierung zusammenhängen. Der freimütige afroamerikanische Bürgermeister von New Orleans, Ray Nagin, meinte Reportern 2005 gegenüber, der Hurrikan Katrina – einer der wildesten und zerstörerischsten Stürme, die Nordamerikas Küsten je heimgesucht haben – sei in Wahrheit ein klimatisches Zeichen für Gottes

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