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Denken hilft - frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität

Denken hilft - frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität

Titel: Denken hilft - frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wolff
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Unsere Vorstellungskraft, unsere Fähigkeit, die Wirklichkeit zu simulieren, erstreckt sich über alle Sinne. Im Grunde haben wir sogar eine geistige Nase,
eine geistige Zunge und einen geistigen Tastsinn. Und je mehr Sinne an einer Vorstellung beteiligt sind, umso stärker ist die Auswirkung aufs Gedächtnis.
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    Die Zahlenassoziationen und die phonetische Schleife werden Ihnen im Alltag gute Dienste leisten. Im Profibereich, bei den Gedächtnissportlern, sind noch trickreichere Techniken im Einsatz. Die Profis überlassen es nicht dem Zufall, ob ihnen bei einer Zahl eine Assoziation einfällt. Sie haben ein sinnstiftendes System: Jede Ziffer wird durch einen Buchstaben ersetzt: I = t, 2=n, 3=m, 4 = r, 5=1, 6=sch, 7=g, 8=f, 9=b. Durch Anwendung dieses sogenannten Major-System-Codes werden Zahlenkolonnen in Reihen von Konsonanten verwandelt, Ziffer für Ziffer. Unter Beimischung von Vokalen entstehen Wörter und aus diesen Wörtern wiederum Geschichten. Kleines Beispiel: Die Ziffern »1« und »2« werden zu »t« und »n«. Dann werden passende Vokale beigemischt, und aus »t« und »n« entsteht das Wort »Tanne«. Die Ziffern »1« und »3« werden auf gleichem Wege zur »Tomate«. Die Ziffernfolge »1213« wird entsprechend zur »Tanne, an der Tomaten wachsen«. So werden aus vierstelligen abstrakten Ziffern starke mentale Bilder. Probieren Sie es mal mit Ihrer Geheimzahl aus.
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    Richtig nützlich ist dieses System, wenn Sie sich wirklich lange Ziffernfolgen merken wollen. Und es gibt Menschen, die wollen das. Die wollen sich ein paar Tausend Nachkommastellen der Kreiszahl Pi merken. Zum Beispiel Chao Lu aus China. Im Jahr 2005 stellte er seinen Weltrekord auf und erinnerte sich mal eben an 67.890 Nachkommastellen. Gott sei Dank hat die Zahl Pi unendlich viele Stellen nach dem Komma, so dass es Chao Lu nicht langweilig wird. Ein weiterer Pi-Besessener ist Dr. Ulrich Voigt aus Hamburg, Autor von »Esels Welt« und Betreiber eines Spezialverlages für Mnemotechnik. Vor ein paar Jahren traf ich Dr. Voigt auf eine kreisrunde Tasse Tee, und er
erzählte mir von einem literarischen Experiment. Er plante die Zahl Pi in eine Art unendliche Geschichte zu verwandeln, eine Geschichte, die durch das Umwandeln von Ziffern in Buchstaben entsteht. Inzwischen gibt es diese Geschichte. Ihr Titel und Anfang lautet »Mata Hari«. Denn die ersten Ziffern der Zahl Pi sind »3,14…«, daraus wird »m, tr…« und daraus wiederum »Mata Hari«. Leuchtet ein, oder? Falls Sie interessiert, wie es weitergeht, Sie finden die schräge Geschichte auf www.likanas.de .
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    Ich gehe davon aus, dass Sie weder Chao Lu den Rekord abjagen noch eine experimentelle Beziehung zur Zahl Pi eingehen wollen. Was sich aber auf jeden Fall lohnt, ist, auch in Zahlen nach Bedeutung zu suchen, sie liebevoll zu betrachten, als kleine abstrakte Symbole, die der Zuwendung bedürfen, sie vor dem geistigen Auge geschrieben zu sehen, sie vor dem geistigen Ohr erklingen zu lassen. Stiften Sie ihnen einen Sinn. Ihr Gedächtnis wird sich bedanken.
    Mehr als merkwürdige Meisterschaften
Ein Besuch bei der Gedächtnismeisterschaft und drei sportliche Testaufgaben.
    Sie müssen unbedingt einmal zu einer Gedächtnismeisterschaft fahren. Das ist wirklich sehenswert. Der Gedächtnissport ist die einzige Sportart, bei der die Athleten völlig bewegungslos auf ihren Plätzen verharren. Sie tragen Ohrenstöpsel, legen die Stirn in Falten und lutschen Traubenzucker.
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    Die Disziplinen tragen schwungvolle Namen wie Zahlensprint, Wörterlauf oder Binärziffernmarathon. Und trotzdem bewegen sich die Sportler keinen Millimeter von der Stelle. Zumindest
nicht äußerlich. Der Zuschauer kann nur erahnen, wie der Hirnmuskel hinter der Denkerstirn tobt. Wenn der erfolgreichste deutsche Gedächtnissportler, Dr. Gunther Karsten, ein gemischtes 52-Blatt-Spiel durchblättert und sich dessen Reihenfolge in 46 Sekunden einprägt, dann rast sein Geist in Höchstgeschwindigkeit durch eine bizarre mentale Bilderwelt. Sie können sicher sein: Wenn diese mentale Bilderwelt für die Zuschauer sichtbar wäre, dann hätte der Gedächtnissport der Formel 1 schon längst den Rang abgelaufen. Vielleicht steckt ja auch in Ihnen ein Gedächtnissportler? Mit freundlicher Genehmigung des Veranstalters der Meisterschaften, Klaus Kolb, darf ich

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