Denken hilft - frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität
anzuwenden. Sie birgt allerdings auch eine Gefahr: Sobald ein Glied der Kette fehlt, reiÃt der Faden der Erinnerung
ab. Darum verwenden die Profis zumeist die Loci-Methode, bei der vertraute Orte oder Routen zur Anwendung kommen. Die Loci-Methode gilt als die ursprünglichste aller Mnemotechniken. Spüren wir sie also auf, die sicheren Orte für flüchtige Gedanken.
Sichere Orte für flüchtige Gedanken
Wie Sie Gedanken an mentalen Orten ablegen und dort jederzeit wiederfinden â zum Beispiel die Stichworte einer Rede.
Wo suchen Sie die tägliche Post? Im Briefkasten! Wo suchen Sie die Gedächtniskirche? In Berlin! Wo suchen Sie nach einer neuen Brille? Bei Fielmann! Offensichtlich gibt es Orte, an denen wir bestimmte Dinge ganz sicher finden. Was liegt da näher, als auch neue Informationen, die wir ganz sicher erinnern wollen, an Orten abzulegen â an mentalen Orten.
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Ein sicherer mentaler Ort ist Ihre Wohnung. Aufgrund von Gewohnheit, im schönsten Sinne des Wortes, können Sie Ihre Wohnung jederzeit mental aufsuchen. Es kostet Sie überhaupt keine Mühe, im Geiste durch die Tür zu treten, an der Garderobe vorbei in die Küche zu gehen, durchs Wohnzimmer zu schlendern, noch einmal das Badezimmer aufzusuchen, um schlieÃlich im Schlafzimmer anzukommen und sich ins Bett zu legen. In jedem Zimmer gibt es typische Einrichtungsgegenstände. In der Küche zum Beispiel den Esstisch, die Anrichte, den Kühlschrank, die Spüle und den Herd. Die Gedächtniskünstler sprechen hier von »Routenpunkten«. Wenn Sie in fünf Zimmern jeweils fünf solcher Routenpunkte festlegen, haben Sie schon 25 mentale Orte zur Verfügung, an denen Sie Informationen ablegen können.
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Stellen Sie sich vor, Sie wollen eine freie Rede halten und müssen sich an 25 Stichwörter erinnern. Sie können auf Spickzettel verzichten, wenn Sie jedes Stichwort an einem dieser 25 mentalen Orte ablegen. Das bedeutet konkret: eine Assoziation zwischen Routenpunkt und Stichwort herstellen. Wie funktioniert das? Nehmen wir an, fünf Ihrer Stichworte sind: Känguru, Firmenwagen, Aspirin, Eiffelturm und Schuhsohle. Als mentalen Ort für diese fünf Stichworte wählen Sie die Küche. Stellen Sie sich vor: Das Känguru hüpft auf Ihrem Esstisch. Der Firmenwagen brettert über Ihre Anrichte. Ihr Kühlschrank ist leer bis auf eine Tablette Aspirin. In der Spüle schrubben Sie den Eiffelturm sauber. Und auf dem Herd verbrennt stinkend eine Schuhsohle. Wenn Sie die Stichworte später erinnern möchten, brauchen Sie nur im Geiste durch Ihre Küche zu spazieren. Der Esstisch wird Sie wieder ans Känguru erinnern, die Anrichte an den Firmenwagen, der Kühlschrank an die Aspirin, die Spüle an den Eiffelturm, und was verschmort da stinkend auf dem Herd? Richtig, eine Schuhsohle! Die weiteren Stichworte der Rede bringen Sie in den anderen Zimmern unter. Am besten ordnen Sie jedem Zimmer ein Thema oder einen Abschnitt Ihrer Rede zu. Dann können Sie auch einfach mal ein Zimmer überspringen, wenn Sie spontan kürzen müssen.
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Aber nicht nur Ihre Wohnung ist geeignet für Routenpunkte. Auch entlang eines gewohnten Weges können Sie solche Punkte definieren. Falls Sie joggen: Ihre Laufstrecke enthält bestimmt Dutzende geeigneter Orte. Profis legen in jedem Urlaub eine neue mentale Route bei einem Spaziergang durch den Urlaubsort an. Die tollste Route aber verläuft entlang Ihres eigenen Körpers. Von Kopf bis FuÃ, vom Ellenbogen bis zum Knie: Diese Route haben Sie immer dabei. Sie können am Körper assoziativ Dinge aufbewahren, die Sie sonst vielleicht vergessen würden. Zum Beispiel Witze.
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Ich mag den folgenden Witz: Treffen sich drei Kühe. Sagt die erste: »Muh.« Sagt die zweite: »Muh.« Sagt die dritte: »Muh, muh, muuuuh.« Da erschieÃt die erste Kuh die dritte Kuh. »Warum hast du das getan?«, fragt die zweite die erste. Antwort: »Sie wusste zu viel!« Ein guter Witz. Ich stelle mir da immer so eine Kuh mit John-Wayne-Hut und rauchendem Colt vor. Herrlich absurd. Ich mag übrigens auch den Witz mit den beiden Schriftstellerinnen. Der geht so: Treffen sich zwei ältere Schriftstellerinnen. Sagt die eine: »Ihr neues Buch ist ausgezeichnet. Wer hat es Ihnen denn geschrieben?« Sagt die andere: »Schön, dass es Ihnen gefällt. Wer hat es Ihnen denn
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