Denken hilft - frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität
Fehrmann baute mir über Nacht einen tollen Helm mit vier groÃen elektrisch leuchtenden Ohren. Die Nummer funktionierte. Erst ein paar Monate später, als ich mal wieder durch alte Ordner blätterte, fiel mir eine fast zehn Jahre alte Skizze in die Hand. Sie stammte aus Zeiten meines Studiums bei Schulz von Thun an der Uni Hamburg. Auf der Skizze war ein Kopf mit Helm und vier Ohren zu sehen. Die Idee mit den vier Ohren zum Aufsetzen hatte ich offensichtlich in einer Vorlesung gehabt. Ich hatte die Idee notiert und abgeheftet, und wahrscheinlich ist sie mir nur deshalb im richtigen Moment wieder in den Sinn gekommen.
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Ideen notieren hat zwei gute Gründe. Erstens: Die Idee geht nicht verloren. Und zweitens: Ihr Gehirn wird die Idee â auch ohne Nachblättern â im entscheidenden Moment von ganz allein wiederfinden. Durch das Notieren oder Skizzieren einer Idee manifestieren Sie den Gedanken. Danach können sie ihn loslassen und sicher sein: Der kommt wieder.
Den Schalter umlegen â von der Ideenfindung zur Umsetzung
Warum Sie zum Umsetzen einer Idee ein anderer Mensch werden müssen.
Egal in welches Buch Sie schauen, Sie werden den kreativen Prozess immer in vier bis fünf Phasen vorgestellt bekommen, die ursprünglich von dem französischen Mathematiker Henri Poincaré formuliert wurden: Zunächst definiere man die Aufgabe und sammle möglichst viele Informationen. Dann durchdenke man die Sache in vielfältiger Weise. SchlieÃlich verbanne man alles aus dem Bewusstsein und lege eine schöpferische Pause ein, bis nach einer Zeit der Inkubation plötzlich eine Illumination erfolgt â der berühmte Geistesblitz. Dann prüfe man die Idee auf Verwendbarkeit und setze sie mit Elan um.
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Naja, man kann den Prozess der Ideenfindung sicherlich in solchen Phasen beschreiben. Meine eigene Sichtweise ist etwas pragmatischer. Ich komme selten dazu, eine Aufgabe aus dem Bewusstsein zu verbannen, der Inkubation zu überlassen und auf den ungewissen Zeitpunkt der Illumination zu warten. Das macht kein Kunde mit. Wenn ich eine kreative Aufgabe zu lösen habe, dann gibt es einen Zeitpunkt des Briefings, eine Deadline für die Abgabe, eine Vereinbarung darüber, wie die Idee oder das Konzept präsentiert wird â und ein fair verhandeltes Honorar. Ideenfindung ist eine Dienstleistung, kein esoterischer Erleuchtungstanz. Es geht darum, in gegebener Zeit und mit gegebenen Mitteln einen kreativen Output zu produzieren  â und einen Kunden zufriedenzustellen. Vielleicht auch den Chef, oder sich selbst, oder sonst wen. Am Ende jedenfalls ist eine Idee dafür da, einen Nutzen zu stiften und jemandem einen Dienst zu erweisen.
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Eine typische Aufgabe lautet bei mir etwa so: »Guten Tag, Herr Wolff, in drei Monaten kommen wir mit den 130 Führungskräften unseres Unternehmens zu einer Tagung zusammen. Es geht darum, das Thema Innovation nach vorne zu bringen. Wir werden erstmals einen Innovationspreis verleihen. Im Anhang dieser Mail finden Sie 37 PowerPoints, denen Sie bitte die notwendigen Informationen entnehmen. Wir würden uns freuen, wenn Sie bis Ende der Woche (heute ist ja erst Donnerstag) eine Leitidee und ein Konzept mit Motto, Tagungsablauf, Abendprogramm und Teamerlebnis vorlegen.« Und dann geht es an die Arbeit.
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Beginnen wir einmal mit der gegebenen Zeit zwischen Auftrag und Deadline. Die Zeit müssen Sie sich einteilen in Ideensuche und Ideenumsetzung. Fast immer und überall wird für das Suchen zu wenig und für das Umsetzen zu viel Zeit eingesetzt. Nehmen wir als Beispiel eine Projektgruppe, die der Geschäftsführung eine Idee für eine zukünftige Mitarbeiterzeitung präsentieren soll. Die Projektgruppe setzt sich zusammen und macht ein Brainstorming. GroÃe Freude stellt sich ein, wenn eine Idee gefunden wird, die allgemeine Zustimmung erfährt. Damit hat die Suche nach weiteren Alternativen ein Ende, obwohl vielleicht erst 30 Prozent der geplanten Arbeitszeit verbraucht sind. Die anderen 70 Prozent werden investiert, um die Präsentation für die Geschäftsführung vorzubereiten, ein schickes Layout herzustellen, ein Papier zu schreiben, das die Idee noch einmal im Detail erklärt, und natürlich die Arbeitsteilung für die Präsentation zu besprechen: Wer sagt was in welchem Moment? Die Enttäuschung ist dann umso gröÃer, wenn die
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