Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten!
gleichzusetzen. Das erklärt auch, warum der rote Saft automatisch mit Kirsch- oder Erdbeergeschmack
assoziiert wird und der gelbe Saft mit Zitrone oder mit was auch immer. Dabei kommt es natürlich aufs Gelb an.
Ein anderes Beispiel ist das Licht. Ich sitze gerade in einem wunderschönen Garten im Languedoc-Roussillon – für mich eine
der schönsten Gegenden der Welt. Hier habe ich noch immer gute Freunde, die ich kennenlernte, als ich bei ihnen 1989 einen
Sprachurlaub machte. Als Saarländer fühle ich mich Frankreich ohnehin sehr verbunden. Ich liebe die französische Art zu leben,
die Küche und nicht zuletzt die Sprache. Kürzlich bekam ich von einer 1 5-jährigen Leserin eine Mail. Sie wollte von mir wissen, warum ich ausgerechnet ein Fach wie Französisch studiert habe. Meine Antwort
war einfach: In mir saßen genau die richtigen «Anker», wenn es um das Erlernen dieser Sprache ging: Ich hatte als Schüler
eine tolle Gastfamilie, zu der ich heute, 19 Jahre später, noch Kontakt habe, und ich reiste dorthin, wann immer es möglich war, und mit dem Land und den Menschen machte
ich selbst nur beste Erfahrungen. Aus diesem Grund werde ich auch immer widersprechen, wenn jemand schlecht über Frankreich
oder die Franzosen redet. Zudem bin ich im Dreiländereck Deutschland – Frankreich – Luxemburg aufgewachsen. Für mich waren Grenzen also immer eine Bereicherung: Ich hatte die Möglichkeit, das Beste aus Luxemburg,
Frankreich und Deutschland gleichzeitig zu genießen, und war stolz, wenn mich jemand als Saar-Franzosen bezeichnete.
|85| An diesem Exempel kann man wieder einmal gut sehen, wie sich Werte verschieben: Für meine Großmutter war der Begriff «Saar-Franzose»
ein Schimpfwort – heute empfinde ich ihn als ein Kompliment: «Die Welt ist das, wofür wir sie halten.» Nun, was ich eigentlich
sagen wollte: Hier, im Languedoc, kann ich richtig frei denken. Und das liegt unter anderem am Licht und damit an den Farben
der Landschaft. Auch das beeinflusst unser Verhalten nachhaltig. Das sieht man an folgenden Tatsachen: In nordischen Ländern
ist die Selbstmordrate in den dunklen Monaten am höchsten. Warum? Weil die Lichtverhältnisse ungünstig sind.
Die Auswirkung von Licht auf das Lernverhalten von Kindern wurde vor diesem Hintergrund unter anderem an Hamburger Schulen
getestet. Das eindeutige Ergebnis: Helles Licht macht die Kinder wach. Morgens um acht Uhr im Winter sind viele somit noch
nicht so wirklich lernbereit. Der frühe Schulbeginn wirkt sich damit negativ auf die Leistung aus. Und bei mir oft auch auf
die Stimmung … In den Schulen, die am Versuch teilnahmen, wurden die Kinder durch eine Lichtdusche allmorgendlich in die richtige Stimmung
gebracht. Auf Knopfdruck konnte der Lehrer das gewöhnliche Licht in eines verwandeln, das dem eines strahlend blauen Himmels
ähnelte. Die augenfällige Wirkung zeigte sich sofort: Die Kinder wurden aus der Müdigkeit herausgeholt und wurden aktiver,
beteiligten sich mehr am Unterricht. Umgekehrt: Wurde die Menge an Aktivitäten zu groß und die Kinder zu unruhig, konnte das
Licht modifiziert und auf Beruhigungsmodus geschaltet werden. Dann ähnelte es eher normalem Tageslicht. Unter seinem Einfluss
wurden die Kinder spürbar ruhiger, konzentrierter und erbrachten unterm Strich bessere Leistungen. Das sogenannte dynamische
Licht wirkte sich besonders auf die Parameter Lesegeschwindigkeit und Hyperaktivität aus. Die Lesegeschwindigkeit nahm bei
richtiger Beleuchtung um nahezu 35 Prozent zu, wohingegen die Hyperaktivität spürbar nachließ.
|86| Forscher sagen allerdings auch, dass es wichtig sei, sich immer zur richtigen Zeit dem richtigen Licht auszusetzen. Falls
Sie beispielsweise abends von aufputschendem Licht beschienen werden, kommt Ihre innere Uhr durcheinander, und Ihre Leistungsfähigkeit
nimmt ab. Falsches Licht beim Zähneputzen, bevor Sie ins Bett gehen, kann schon die ausreichende Menge sein. Kurzum: Tageslicht
am Abend sorgt für Schlafstörungen. Die Forscher haben entdeckt, dass unter dem Einfluss von Leuchtstofflampen, wie sie in
vielen Badezimmern hängen, der Körper nicht in den erforderlichen Schlafmodus kommt, was sich wiederum negativ auf die Ruhephase
auswirkt. Das Licht der Neonröhren ist zu weiß – der Körper erhält nicht das Signal, seine Funktionen runterzuschalten. Ganz
im Gegenteil, diese Beleuchtung macht sogar wach. Aus demselben Grund wirken
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