Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten!
nah zu sein. Wenn mir dagegen «jemand stinkt», gehe ich ihm wohl eher aus dem Weg.
Wir umgeben uns am liebsten mit Menschen, deren Geruch uns angenehm ist. Unser bewusstes Denken mag das Sympathie nennen oder
entscheiden, ein Mensch habe Ausstrahlung oder eben nicht. Doch im Grunde hat uns unbewusst unser Riechkolben vorgegeben,
wen wir nett finden dürfen und wen nicht. Diese Reaktionen laufen unbewusst ab, weil viele Nervenbahnen, die vom Geruchssinn
belegt sind, direkt in tiefe Hirnregionen führen, die unter der Großhirnrinde liegen. Die Großhirnrinde ist unter anderem
für bewusste Wahrnehmung zuständig und über die Aktivität des Geruchssinns nicht immer vollständig informiert. Daher ahnen
die wenigsten, wie sehr er unser Handeln beeinflusst.
Gerüche sind gegenüber Geräuschen oder optischen Sinneseindrücken sehr komplexe Reize. Ein Geruch enthält |80| meist zahlreiche unterschiedliche Duftstoffe, deren chemische Struktur stark differieren kann. Dennoch kann auch der Mensch
mehrere tausend verschiedene Gerüche wahrnehmen und auseinanderhalten – Letzteres allerdings nur, wenn er beispielsweise als
Parfümeur seine Nase lange trainiert hat. Obwohl beim Menschen zwei Drittel der Erbanlagen, die die Bauanleitung für Riechrezeptoren
enthalten, defekt sind, kann die Welt der Gerüche für ihn also mindestens genauso reich und vielgestaltig sein wie die der
Töne oder Farben. Riechrezeptoren sind Eiweißmoleküle, die auf der Oberfläche von Rezeptorzellen sitzen und verschiedene Duftstoffe
binden können. In diesen Rezeptorzellen wird dann eine elektrische Erregung erzeugt, die in verschiedene Hirnregionen weitergeleitet
wird.
Weil der Geruchssinn in enger Verbindung zur Amygdala und zum Hypothalamus steht, können Gerüche in uns starke Emotionen auslösen
und Erinnerungen wachrufen, die an einen bestimmten Geruch gekoppelt sind. Schon Marcel Proust hat das Phänomen in seinem
Roman «Auf der Suche nach der verlorenen Zeit» beschrieben: Ein duftender Lufthauch genügt, um den Menschen in jahrzehntealte
Erinnerungen zurückzuversetzen. Warum gerade der Geruch so lange gespeichert wird und wie genau die engen Kontakte zwischen
Sinnen und Erinnerungen funktionieren, wissen die Experten noch nicht.
Die Evolution jedenfalls hat ihn als essenziellen Sinn konzipiert, der schon bei der Geburt vollständig ausgebildet ist, damit
das Kind die Mutter an ihrem Geruch erkennen kann. Beim Menschen wie bei allen an Land lebenden Tieren dient der Geruchssinn
außerdem dazu, frische von verdorbener Nahrung zu unterscheiden sowie auf den Geruch von Fressfeinden mit Flucht oder Abwehr
zu reagieren. Übrigens: Wer seinen Geruchssinn verloren hat, für den schmecken auch die köstlichsten Speisen langweilig und
fade. Diese beiden Sinne stehen also in unmittelbarem Kontakt und hängen stärker voneinander ab als Seh-, Gehör- oder Tastsinn.
|81| Senat: über das Hören
Ich unternahm als Jugendlicher mit meinem Vater und meinem Bruder sehr oft Städtereisen. In Paris hörten wir ein und dieselbe
Kassette immer wieder rauf und runter («Für Usszeschnigge» von BAP). Wenn ich heute zum Beispiel das Lied «Jupp» höre, kommen
mir automatisch die Bilder dieser Reise in den Sinn. Die Lieder sind so stark mit meinem Bruder und der Reise nach Paris verknüpft,
dass es unmöglich ist, bei dem Lied
nicht
an ihn zu denken. Genauso ist es mit einigen Liedern, die ich immer mit meiner heutigen Frau gehört habe, als wir uns kennenlernten.
Wenn diese Lieder laufen, geht es uns automatisch gut. Diese Anker sind ein sehr mächtiges Mittel, wenn man sie richtig nutzt.
Wie das geht, finden Sie ausführlich im Kapitel «Ankern: entscheiden und konditionieren» . (S. 162 ff.).
i Von Amboss, Hammer, Steigbügel & Co.
Der menschliche Embryo ist erst wenige Zentimeter groß und hat sich gerade im Uterus der Mutter eingenistet, da sind bereits
mikroskopisch kleine Ansätze zur Bildung von Ohren an ihm zu erkennen. Die Hörschnecke ist schon in der 22. Schwangerschaftswoche vollständig ausgebildet, wohingegen jeder andere Teil unseres Körpers bis zum 17. oder 18. Lebensjahr wächst. Und obwohl die Natur sich mit der Ausbildung des Gehörsinns so wenig Zeit lässt, hat sie damit trotzdem
das empfindlichste Sinnesorgan des Menschen geschaffen. So ist die dynamische Breite des Hörens sehr groß: Der Schallreiz,
der ausreicht, um unser Trommelfell in Schwingung zu
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