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Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten!

Titel: Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Havener
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Versuchsperson
     in die Höhe getrieben werden kann (vgl. S.   19   ff.). Durch solche negativen Glaubenssätze sterben Menschen, weil sie sich etwa von einem Voodoopriester verflucht fühlen.
     Auch gibt es hier Ärzte, die mit falschen Erklärungen oder einer ungünstigen Wortwahl Menschen in den Tod treiben können.
     Die Angst, die geschürt wird, wirkt zuverlässig. An der Universitätsklinik Marburg wurden im Rahmen einer Studie 130   Patienten mit Rückenschmerzen betreut. Die Mehrzahl der Patienten hörte während der Behandlung Sätze wie: «Ihre Wirbelsäule
     ist ein Wrack.» Oder noch besser: «Falsche Bewegungen können zu Lähmungen führen.» Mit dieser |185| Angst im Genick wurden die Schmerzen dann oft unerträglich und ließen erst unter richtiger psychotherapeutischer Behandlung
     wieder nach.
    Das Wissen um diese Zusammenhänge können Sie auch bei Ihren Kindern einsetzen. Sagen Sie ihnen einfach, dass ihnen bei langen
     Autofahrten bestimmt schlecht werden wird, und sie beginnen schon nach kurzer Fahrt, sich zu übergeben. Prophezeien Sie in
     solchen Fällen nichts, haben Sie eine viel höhere Chance, mit sauberem Innenraum ans Ziel zu kommen.
    Natürlich darf ein Arzt nicht lügen und keinem Patienten eine Scheinwelt aufbauen – zumal es sehr wahrscheinlich ist, dass
     der spürt, wenn er angelogen wird, und die Wahrheit wirklich wissen will. Die Interdependenzspirale dreht sich in dem Moment
     sofort nach unten, was sicher nicht erwünscht ist. Erst Empathie und viel Fingerspitzengefühl, gepaart mit medizinischem Wissen,
     lassen den Kranken eine reelle Chance.
    Was für die krankmachende Richtung gilt, hat natürlich auch für die heilende seine Gültigkeit. Wie das aussehen kann, zeigt
     eine meiner Lieblingsgeschichten. Diese habe ich das erste Mal von dem herausragenden Zauberkünstler René Lavand gehört. Auch
     der hervorragende Zauberer Jörg Alexander erzählt sie ab und zu in seinem Abendprogramm.
    Das letzte Blatt – eine Geschichte von O.   Henry
    «In einem kleinen Stadtteil westlich des Washington Square sind die Straßen verrückt geworden und haben sich selbst in schmale
     Streifen aufgespalten, die man ‹Plätze› nennt. Diese ‹Plätze› bilden merkwürdige Winkel und Kurven. Eine Straße überkreuzt
     sich selber ein- bis zweimal. Ein Künstler entdeckte einmal eine wertvolle Möglichkeit in dieser Straße. Angenommen, ein Kassierer
     mit einer Rechnung für Farben, Papier und Leinwand würde, während er durch diese Straße geht, sich selbst auf dem Rückweg
     begegnen, ohne auch nur einen Cent für die Rechnung bekommen zu haben!
    |186| Bald durchstreifte das Künstlervolk das seltsame Greenwich-Viertel und suchte nach Nordfenstern, nach Giebeln aus dem achtzehnten
     Jahrhundert, nach holländischen Mansardenzimmern und billiger Miete. Dann brachten sie noch einige Zinnkannen und ein bis
     zwei Kohlenbecken aus der Sixth Avenue an und wurden zur ‹Kolonie›.
    Im obersten Stockwerk eines gedrungen wirkenden, dreistöckigen Backsteinhauses hatten Sue und Johnsy ihr Atelier aufgeschlagen.
     ‹Johnsy› bedeutete eigentlich Johanna. Diese stammte aus Maine, die andere aus Kalifornien. Sie hatten sich an der Table d’Hôte
     bei ‹Delmonico› in der Eighth Street getroffen und so viel Übereinstimmung in ihrem Geschmack für Kunst, Chicoréesalat und
     Puffärmel gefunden, dass daraus das gemeinsame Atelier entstand.
    Das war im Mai gewesen. Im November schlich ein kalter, unsichtbarer Fremder, den die Ärzte Pneumonia nannten, durch die Kolonie
     und berührte einmal dort und einmal da einen mit seinem eisigen Finger. Drüben im Osten schritt dieser unverschämte Verwüster
     mit Riesenschritten aus und holte sich seine Opfer zu Hunderten, aber hier, durch den Irrgarten der engen und moosüberwachsenen
     ‹Plätze›, schritten seine Füße langsam.
    Mr.   Pneumonia gehörte nicht zu denen, die den Titel eines ritterlichen, alten Kavaliers verdienten. Jenes bisschen von kleiner
     Frau, deren Blut durch die warmen kalifornischen Winde dünn geworden war, stellte kaum eine richtige Jagdbeute für den rotfäustigen,
     kurzatmigen alten Dummkopf dar. Aber Johnsy berührte er; und sie lag fast regungslos auf der lackierten Bettstelle und blickte
     durch die holländischen Fensterscheiben auf die glatte Mauer des anschließenden Backsteinhauses.
    Eines Tages bat der vielbeschäftigte Arzt Sue in die Diele und runzelte seine struppigen grauen Augenbrauen. ‹Ihre

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