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Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
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stichhältig — daß Kaiser Franz durch eine rotangestrichene Stelle („Die Loge ist eine demokratische Republik") in der Rechtferti-gungsschrift der Prager Logen (1794) aufgebracht wurde. Aus den Zeitungen jener Zeit, welche die öffentliche Meinung vor-stellen, ist nicht viel zu entnehmen, denn meist arbeiteten sie im Interesse der Regierung und wirkten eher aufhetzend als beruhi-gend, was besonders von den Blättern des Professors L. A. Hoffmann und des Ex Jesuiten Hofstäter gilt (vgl. A. Fäulhammer, Politische Meinungen und Stimmungen in Wien in den Jahren 1793 und 1794. Progr. Salzburg 1893. S. i6ff.), während die freiheitlich Gesinnten sich um Alxinger und Josef Schreyvogel scharten, deren „Öster-reichische Monatsschrift" offen und ehrlich Opposition gegen das herrschende System, wenn auch in patriotischer und loyaler Weise trieb (Fäulhammer, S. 23 ff.). Interessant ist, daß der Wiener Pöbel mit großem Vergnügen an den Opfern der Regierungsgewalt seine Schau- und Sensationslust kühlte, wie aus den Eipeldauerbriefen des Josef Richter hervorgeht (Fäulhammer, S. 15 f.).
    ^^) Dazu vergleiche man einen Ausspruch von Alxinger, der Ende 1792 an Wieland schrieb: „Sie (die Minister) möchten gern so regieren wia vor hundert Jahren Mode war, schelten alles Jako-biner, was die alte Mode mißbiUiget und sind entschlossen, es auf ihre Art durchzusetzen, es koste, was es wolle" (G. Wilhelm, Briefe des Dichters Joh. Bapt. v. Alxinger. Wien 1898. S. 71). Blumauer, der 1796 gar nicht mehr hervortrat, wurde von einem Anonymus

    als „Jakobiner" denunziert (Gugitz, Grillparzer Jahrbuch, XVIII, S. 8i). — Es gab damals eigene Jakobinerlieder.
    8M) Salvatore Vigano (1769—1821), ein Neapolitaner, hatte in Rom die Wienerin Josef a Maria Mayer (1756—1821) geheiratet, mit der er 1793 und 1794 im Wiener Nationaltheater auftrat. Er wurde
    1793 Ballettmeister, blieb dies bis 1798 und bekleidete diese Stelle nochmals 1803—1806. Über beider Auftreten und Wirken am Nationaltheater vgl. Wurzbach, L, S. 287f.; Rieh. Wallaschek in: Die Theater Wiens. IV, (Wien 1909), S. 22f. mit Bildern; Katalog der Portrait-Sammlung der k. und k. General-Intendanz der k. k. Hoftheater, Wien 1892, S. 442. Gedichte auf deren Auftreten am 3. März und 2. August 1794, sowie ein Sonett auf die Vigano als Terpsichore und eine dadurch hervorgerufene mythische Dich-tung „Die Weihe der Tanzkunst", die Herrn und Madame Vigano vom Dichter G. Leon zugeeignet ist, enthält der „Wiener Theater-ahnanach für 1794 und 1795" (Goedeke, VI, S. 515: aß). Das Sonett auf die Vigano (Wien am 29. Julius 1793: Wiener Theater-almanach 1794, S. 82f.) klingt in die Worte aus:
    Laßt uns sie mit jungen Rosen krönen, Sie hat uns der Griechen Kunst gebracht. Die die Herzen sanft und fröhlich macht.
    Sie erhebt mit ihrem süßen 3piel Himmelan das menschliche Gefühl Und den Geist zum Ideal des Schönen.
    Kaiser F ranz fand an der Vigano Wohlgefallen, worüber die Gräfin Lulu Thürheim (Mein Leben, I [München 1913], S. i26f.) sich einige Bemerkungen gestattet. Josef Richter (Gedichte. ^ Wien 1809. S. 29, 37, 58) wendet sich scharf gegen die Mode der Vigano-bäuche, gegen den Pas de deux der Vigano und gegen das Herein-bringen von Pferden auf die Bühne im Viganoschen Ballett „Richard Löwenherz". '*') Antonio Muzzarelli (1744—1821) war seit 1791 Tänzer, seit
    1794 Ballettmeister des Naitionaltheaters und k. k. Hoftanzmeister (Wallaschek, a. a. O. IV, S. 23, Anm.; Katalog der Portrait-Samm-lung, 5,441).
    '**) Vgl. dazu die vielen Angaben, welche (Josef Richter) „Briefe eines Eipeldauers an seinen Herrn Vetter in Kakran über d'Wien-Btadt" bringt (Heft XXXVII. Wien 1797. S. [28 ff.] des Registers). Verschiedene dieser Moden, so bei den Damen das Tragen von Jakobinerhüten, Schleppen, dünner Stoffe um den Busen und langer goldener Ketten, bei den Herren die großen Männerhals-binden, nimmt Josef Richter auch in Gedichten satirisch her (Gedichte. 2 Wien 1809. S. 8, 18, 43, 60).

    •*") Franz Josef Graf v. Saurau (1760—1832) kam 1789 von Prag als Regierungsrat und Stadthauptmann nach Wien und wurde 1791 Hof rat, 1792 Geheimer Rat und August 1795 Präsident der niederösterreichischen Regierung. 1789 war er auch Adlatus des Präsidenten der Polizeihofstelle und beteiligte sich als solcher hervorragend an der Unterdrückung der Jakobiner, er, der früher selbst Freimaurer gewesen. Er war 1797 Qänner) der Anreger der Hymne auf Kaiser Franz, die L.

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