Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben
ausgerechnet ein so hinreißendes und hinreißend artikulierendes Mägdlein derart allein auf der Welt sein soll, auf der so rappelvollen. Wäre es nicht gar so allein, verlöre es womöglich sein Unwiderstehliches, Bezwingendes – und vielleicht weiß es das, nicht unkokett, sogar. Dieser Zwiespalt rührt, sogar noch unreflektiert, seinerseits zu Tränen. Und das tut er über die Tragödien-Mitleidstheorie von Aristoteles bis Schiller hinaus, die diesen Weingrund beide noch nicht kennen.
Aber nein, ein bißchen tut Dvořáks Nachsinnigkeits-Ritardando in der Pointenzeile »Alle meiden mich« schon auch noch dazu.
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Ob ich wirklich immer so oft und sehr recht habe und allzeit hatte, wie ich nicht nur weiß, sondern in letzter Zeit ja auch schon beinahe allzu oft höre? Sowie auch andererseits letztlich jenes sehr sanfte Gemüt war, das, dem prima-vista-Schein von Werken wie den »Erledigten Fällen« zuwider, ich tatsächlich war und bin, dem Grundmotiv der »Kulturgeschichte der Mißverständnisse« auch im Fall meiner Person gehorchend – was ich in letzter Zeit aber auch schon fast gar zu oft zu verstehen kriege? Ob es nicht trotzdem hinter diesen unleugbaren Kernbeständen von Klugheit und Gutmütigkeit und Zartheit eine Dimension des absolut Doofen in mir gibt, des überaus Problematischen, ja des wahrlich Nichtsoganzzurechnungsfähigen?
Aber, der Leser ahnt es schon, ich will darüber ggf. auch nicht so gern nachdenken und gar schreiben; weil ich werde, mit dem Dichter (welchem?) zu reden, mir nicht nur immer uninteressanter.
Sondern war es mir wohl immer schon.
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Lieblingsfeinde
Eine Bilanz 1976–2011
Bereits der Vorreiter Karl Kraus mußte sich mehrfach des Verdachts bzw. Vorwurfs erwehren, er schlage gar zu häufig bzw. sich wiederholend und also ein bißchen überflüssig auf seine »Lieblingsfeinde« ein, also auf Kerr und Harden und später vor allem auf den österreich-ungarischen Journaille-Berserker Imre Békessy; und er tat es auch mit ehernen Worten. Ähnlich sah sich später der jüngere Hermann Gremliza anläßlich seiner frühen »konkret-express«-Polemiken genötigt, seinen Lesern auseinanderzulegen, warum gar so penetrant und einsinnig er sich immer wieder den »Zeit«-Chefredakteur und leading Schmarrkopf Ted (»Theo«) Sommer vornehme; es stünden doch auch noch zahlreiche andere und vielleicht noch gefährlichere und auch dööfere Kandidaten zur Wahl. Gremliza im Oktober 1981 belehrend: »Warum also immer wieder Theo? Weil jeder andere Beispiel für vieles ist, er aber das Beispiel für alles (…) In Theos Sprache drückt sich mir alles aus, was er in seiner Sprache nie auszudrücken vermöchte.«
Der Sprache des, Gremliza zusammengefaßt, gebildeten Gymnasialtrottels und des Parvenüs, des Aufsteigers und des Ranwanzers, des Wissenssimulanten und Opportunisten, des stellvertretenden Weltpolitikers und der doch unverrückbar mit sich selbst identischen schwäbischen Provinzmaus.
Ein spezieller Fall von Initiation, sicherlich, es gibt andere Gründe für den feindschaftlichen Coup de foudre. Abgesehen davon, daß auch Gremliza ja damals nicht allein »Theo« präferierte und sorglich traktierte, sondern gleichzeitig auch noch Raddatz, Zadek, Zwerenz, Wallraff und die unsägliche Gräfin: Nicht recht recht hatte einst z.B. auch Ulrich Holbein, als er, am 4.4.1992, mir anläßlich eines Essays zu meinen »Sudelblättern« in der Frankfurter Rundschau nachrühmte oder auch nachschmähte (das war nicht so ganz klar), wie gefräßig, ja vielfraßmäßig so ein Satiriker nach immer neuen Opfern schnappe, nimmersatt und ewig rach- und abstrafdurstig. Nun sind die »Sudelblätter« so wenig primär satirische Paradigmata wie Holbeins Satirebegriff kaum mit meinem koinzidiert. Aber immerhin befinden wir uns hier, mit diesen drei angerissenen Fällen, so oder so schon mitten im angekündigten Thema:
»Meine Lieblingsfeinde«, sagen wir zwischen 1979 (da hatte es meine erste leserbriefliche Einlassung zu Reich-Ranicki) und 2011 (da meine letzte winzige zur Großgaunerin Rinser) – es waren dies wohl in chronologisch ungeordneter Folge also vor allem der sog. Kabarettist und Satiriker Hüsch, der katholische Theologe H. Küng, die Alttörin Hildegard Hamm-Brücher (momentan 90), der genannte sog. Literaturkritiker Reich-Ranicki, der etwas gespensterhafte Spitzenpolitiker Björn Engholm, die immerhin in aller Verblasenheit sehr reelle Autorin Luise Rinser (es war nicht schwer, damals
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