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Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Titel: Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eckhard Henscheid
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noch da o.s.ä.; was ein Unfug und pseudohumanistisch-parachristlicher Gutmenschenqua – –
    Wer? Was ist? Wer fehlt hier noch? Das hohe Tübinger Ehepaar Inge und Walter Jens in unverdrossen »Fontanescher Heiterkeit und Gelassenheit« (so die beiden nach 1988 ca. jeden dritten Tag)? Dem ortsansässigen heroischen Renegaten King-Kong-Küng sein Sub-Kaspar und Knülch und Ex-Kofferträger, der auf den Namen Karl-Josef Kuschel hört? –
    Der gesamte zutiefst verworfene Großkomplex Strauß-Stoiber-Zwick-Wiesheu usw.? Nein. Gar zu tot, das G’schwörl. Meine abendländisch besinnungslose Prozeßgegnerin Gertrud (»American Express«) Höhler? Ach was. Mir einfach viel zu erhaben. Aber – wenn sich der späte Nachfahr zu Guttenberg trotz allem weiter so bewährt, z.B. mit seinem mir überaus erwünschten Comeback? Sehe ich Chancen für ihn, beste Chancen. Doch. Trotz aller momentanen Formkrise. Das walte Gott der Dicke.
    Zuletzt aber seien alle Lieblingsfeinde nochmals bedankt. Denn nicht anders als diejenigen von Franz Josef Strauß, dessen Frau Marianne dafür aber nicht ganz ohne Grund nochmals und umgekehrt Geld abgreifen wollte, setzten sie ja auch mich unterm Strich sehr gut ins Brot. Doch.
    *
    Wohlan denn, um den gar nicht seltenen Fehldeutungen und Falschmeinungen aus interessierten Leserkreisen hier gerade noch rechtzeitig zu begegnen bzw. ihnen für die da und dort vielleicht doch noch brav nachwachsende Generation zuvorzukommen:
    Meine Feind- und bisweilen bedrohlicherweise auch fast Freundschaft mit dem noch immer nicht ganz vergessenen Literaturkritiksimulanten M. Reich-Ranicki wurde begründet mit einem scharfgestochenen Leserbrief an die FAZ , meiner Erinnerung nach im Jahr 1979. Dort hatte der Literaturblattleiter zuvor eine ebenso gewaltsame, überwiegend taktisch-lärmschlagende und bösartige, von heute aus gesehen nicht mal durchwegs unbegründete Abrechnung mit Karl Kraus veröffentlicht; mit Kraus, dem von ihm, Reich, später häufig als Vorläufer mit schon gar zu beklemmendem Unrecht reklamierten Wiener Kritiker, dem in beinahe jeglicher Hinsicht Gegenbild und Antitypus Ranickis. Ich wähnte leserbrieflich rhetorisch eine Art Selbstparodie des Nachläufers als Kritiker – das war vielleicht zu hoch gegriffen: Reich-Ranicki war immer nur ein schierer und platter Geistesschluri und operierte in dieser Eigenschaft immerzu nur taktisch und im engeren und weiteren Sinn erbärmlich intrigantisch: »Die Bosheit war sein Hauptpläsir« (Wilhelm Busch) – er wollte immer nur ärgern und aufstacheln und sogestalt erfreut auffallen.
    Keineswegs, weil ich, wie viele ältere Kollegen von Koeppen über Walser bis Gernhardt, insgeheim nur darauf hoffte, von ihm gefördert und rezensiert und sei’s verrissen zu werden, sondern mit einer dichten Mischung aus aufrechtem Abscheu und Belustigtheit veröffentlichte ich ab ca. 1980 eine Reihe kleiner und größerer Attacken und Abrechnungen gegen und mit dem da nur noch sekundär der FAZ zugehörigen »deutschen Kritikerpapst«, scheint’s allseits gefürchteten Vernichter und oder mindestens Zerberus-Darsteller; u.a. die ihn mit vielen wörtlichen Zitaten parodierende und vorführende »Herrmann Burrger«-Satire: auf die Reich-Ranicki in einem Fernsehfilmchen, wie ich aber erst viel später erfuhr, halb gereizt, halb wohl auch geschmeichelt dahingehend reagierte, daß er, etwas feig ohne Namensnennung, mich zum Deppen ernannte; wie schon ausgeführt.
    Ansonsten ließ Reich-Ranicki ab 1980, einige Ausnahmen beiseite, von willigen Leibeigenen bestellte Verrisse und abgefeimte Erledigungen, bestensfalls halbherzig freundliche Rezensionen über meine Bücher schreiben. Um ein Haar wäre es dann noch später, 1989, kurz vor des Literaturpapsts FAZ -Verabschiedung, passiert, daß sein willigster Vasall und Nachfolgekandidat, der Tübinger Rhetorikprofessor und Jens-Erbe Gert Ueding die Novelle »Maria Schnee« für die FAZ besprochen hätte, mit, wie gewünscht, dem allzeit und sogar unausgesprochen fälligen Verriß: Allzu locker-flockig-hybrisfroh aber ließ der Rezensent am Telefon den inzwischen als FAZ -Nachfolger im Amt installierten Frank Schirrmacher wissen, er habe zwar das Buch noch nicht gelesen, aber der Verriß verstehe sich ja von selber; für Schirrmacher nach meiner Erinnerung willkommener Anlaß, den ohnehin nicht genehmen sozusagen fernsituierten FAZ -Rivalen vor die Tür zu setzen. Eine schöne, unbeabsichtigte Tat gewissermaßen der

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