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Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Titel: Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eckhard Henscheid
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schon recht zu behalten – zu ihrem 100. hat nun das Gesamtfeuilleton diese meine Sicht übernommen); sodann der schon überreelle G. Grass, der vollkommen verkommene Schriftsteller Gerh. Zwerenz, das ebenso vergammelte wie belustigende Zwischenfach Pfarrer Sommerauer ( TV -Christentum, überkonfessionell) – die meisten von ihnen bereits fast kanonisch versammelt in der »Titanic«-Serie der »Erledigten Fälle« von 1984ff. und in den z.T. analogen Textchen der »Sudelblätter«; von heute aus zu ergänzen etwa durch die Megapeinlichkeit und -verlogenheit einer Ex-Bischöfin Margot Käßmann – bei ihr darf ich mit einem gewissen traurigen Stolz sogar Erstlingsrecht vermelden, weil ich sie nachweislich und gleichfalls in der »Titanic« (7/2004) überaus zeitig vorführte und dabei auch schon im Kern restlos durchschaute.
    Wie z.B. auch, was mich sogar selber ein bißchen verwunderte, bereits 1987, also sieben Jahre vor seinem schleswigholsteinischen politischen Hinschied, den Supergutmenschen und Oberschlawiner Engholm: ein mir nun wirklich – anders als Reich-Ranicki, Raddatz oder auch der frühe Joachim Kaiser, die ja auf ihre reichlich verwahrloste Art immerhin schneidige Persönlichkeiten waren und partiell noch sind – bloß widerwärtiger, verhaßter Mensch; der, nicht ganz zu vergessen, 1994ff. ums Arschlecken beinahe unser aller neuer SPD -Kanzler geworden wäre und vielleicht heute noch sein möchte, wenn ihn sein eigenes Gutmenschentremolo, sein allzeit artistisch eingesetzter persönlicher Wallungswert nicht doch noch hinweggerafft hätte. »Was ist eigentlich der Herr Engholm für einer?« lautete mein vormaliger Essay- und Buchtitel, der es später bis hin zur FAZ zum annähernd geflügelten Wort brachte und übrigens auf das Ahnungsvermögen meiner Frau Gattin zurückgeht; die, als im September ’87 sich alles nur über Pfeiffer, Barschel und über beider Absturz belustigte, mit exakt dieser so an mich gerichteten Frage den dazumaligen und späteren Seelenfänger und Schönbabbler auch schon restlos erraffte. Und ich mich dem nur noch anzufügen hatte.
    Was lernen wir bisher daraus?
    Nicht so sehr, daß, wie der besagte FR -Aufsatz über mich und die Satire unscharf wähnt, der Kritiker-Satiriker-Polemiker ein genuin-habitueller Gourmand, ein halbwegs unziviler Vielfraß wäre und sein müßte. Nein, es schmeckt ja auch meistens nicht gar zu gut, was er da zu verzehren hätte – und dabei hätte ich eine besonders unappetitliche Lieblingsfeindin oder doch nur Spielzeugfigur noch gar nicht angebissen, die inzwischen 93jährige und von irgendwelcher sich in Gedankenlosigkeit selbstfortzeugender medialen Öffentlichkeit immer noch sogenannte Grande Dame der deutschen Psychoanalyse, Margarete Mitscherlich-Nielsen also, die da ihren Alexander bis 2012 cosimagleich überlebt und übertüncht hat, hätte ich sie doch ums Haar in dieser eklen Brühe glatt vergessen.
    Nein, Gusto ist es selten – sondern schon mehr und ohne viel Übertreibung: Soziale Verantwortung; einer muß es halt machen. Stellvertreterverantwortung, Purifikationsauftrag im sozialhygienisch eingetrübten und desolaten Geistes- oder auch vielmehr Gaunergenre, was den dazu befugten Schriftstellerkritiker trägt, zur Bissigkeit oder auch gottstellvertreterlich pontifikalen Attitüde treibt – und, zugegeben, zum Eigennutz auch einigermaßen bei Laune hält. Die von Richard Wagner und vielen anderen ins Feld geführte und legitimierte »geifernde Lust« (Rheingold, 4. Bild), die Lust am wenn schon nicht Untergang, so doch am Vorführen der noch in ihrem eigenen Untergang hemmungslos Triumphalen, dieser vielen Unsäglichen und dabei glanzvoll erhobenen Haupts durchs öffentliche Leben Marschierenden –: das ist es, was den Giftbecher dieser dissoluten Unerquicklichen wenigstens etwas versüßt.
    Untergang? Nein, der traf keinen. Ich wüßte keinen unter meinen Lieblingsfeinden und Chargen in all den Jahren, den ich zum Hartz- IV -Empfänger gemacht, den ich und sei’s zum postumen Untergang manövriert hätte. Nicht mal den 1985 und 1990 von mir vollends verantwortungslos angegriffenen Böll, den ich auch nicht durchwegs zu meinen Feinden rechnen möchte. Der fast mal eine Art Vorbild, Leitbild war und manchmal auch beinahe was Gutes zuwege gebracht hätte. Und der jedenfalls, wenn auch leicht geschwächt, meine Attacken ohne allzu viele Blessuren als Toter überlebte, auf der Grundlage der allg. kulturnationellen Torheit,

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