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Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Titel: Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eckhard Henscheid
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und Iffezheim sehr lange hängengeblieben. Also beschloß Henscheid, in die nächstgelegene Ortschaft zu wandern, um durstlöschendes Bier zu holen. Es war um sechzehn Uhr herum, zudem glutheiß. Der Wirt des ersten erreichbaren Lokals beschied das Ansinnen des jungen Henscheid, zwei kühle Flaschen Bier kaufen zu wollen: »Ein Bier für zwei genügt.«
    So war’s. Einleuchtender wäre aber gewesen und hätte mir noch besser gefallen, der recht törichte Wirt hätte darauf bestanden, daß zwei Bier bei der Hitze zu wenige seien. Jeder zwei – oder gar keins.
    Im übrigen: Wir blieben dann im schon nahen Iffezheim nächtens hängen und fuhren am anderen Tag mit der Kleinbahn nach Straßburg weiter – aaaber: Am Abend zuvor hatten von zehn unsererseits befragten Iffezheimern sieben behauptet, von hier gehe keine Bahn mehr weg – nur drei hatten von der Existenz eines Eisenbahnverkehrs in ihrem Dorf läuten gehört.
    So soll es sein. Gemessen daran waren unsere Erlebnisse in Paris eher geringfügig. Obwohl wir den »Mongmatter« (Robert Gernhardt) natürlich nicht ausließen. Den damals, s.o., noch lebenden Philosophen »Satter« (ders.) trafen wir aber lieber nicht. Das denn dann doch nicht.
    *
    Wilhelm Treue, Deutsche Geschichte, 1990, S. 1001:
    »Adenauer übersah im Gegensatz zu Brentano, daß Kennedy von vornherein diejenigen Themen vermied, die später das Verhältnis zwischen den beiden Staatsmännern belasten sollten.«
    »Übersah« – in welchem Sinne von zwei möglichen? Es wird klar, daß ich unter diesen Umständen das Politische damals und auch 1990 noch nicht recht begreifen konnte. Dagegen leuchtete mir schon im Dezember 1960 ein:
    »Kennedy, lach nicht zu früh!« Jawohl, diese Schlagzeile der Münchner Abendzeitung, die verstand ich. Daß irgendwelche Unsauberkeiten bei der Stimmauszählung in der Folge der Wahl gegen den allerdings noch unsaubereren Nixon passiert waren.
    Kennedy als charismatischer Heilsbringer: Von diesem Gefühlsgemeinplatz, wie er von 1960 bis 1963 von Tante Elfriede bis zu den Linksintellektuellen gang und gäbe war und z.T. heute noch ist, dergestalt, daß »Focus« Ende 2010 in einem Herrn »Röttgen« den neuen Kennedy erlauert – davon darf ich mich immerhin freisprechen.

1961–1971
    W itze im engeren Sinn entflammten mich, früh wie später, selten. Aber es hat Ausnahmen. Mein Dauerfavorit seit ca. 1961:
    Der berühmte Schauspieler Laurence Olivier gibt einmal mehr den Hamlet. »To be or not to be«, hebt er wie gewohnt an und legt eine winzige pathetische Kunstpause ein – da kommt eine Stimme vom dritten Rang: »Ey, Larry, sing us ›Sweet Adeline‹!« Olivier stutzt, stockt, glaubt sich verhört zu haben. Legt ein kurzes der Besinnung dienliches Schweigen ein und hebt wiederum an: »To be or not to be that« – kommt erneut die Stimme vom Rang: »Ey, Larry, sing us ›Sweet Adeline‹!« Laurence Olivier schweigt. Sinnt und setzt seine Hoffnungen erst nochmals in eine dramatische Kunstpause. Nimmt sodann alle seine Kräfte zusammen und einen letzten Anlauf. Beginnt piano und steigert rasch zum Fortissimo: »To be or not to be« – die Stimme senkt sich wie beschwörerisch ins Leise zurück: »that is the question …«
    Kommt zum drittenmal die Stimme vom Rang: »Okay, Larry, forget it. But show us your cock now!«
    *
    Wie erschreckend dürftig, zurückgeblieben, nichtswürdig andererseits mein Humorbegriff, mein Lachniveau jenseits von Hamlet und Olivier, noch weit über die Pubertät hinaus dahergewackelt kam, z.T. noch nach der Erlangung der Reife, das beleuchte hier erneut die entsprechende Erinnerung dahingehend, daß ich um 1959 auch gar noch über das bis zum Abwinken altbackene Wortspiel »Katzen würden Whisky saufen« als naheliegendste Parodie des langjährigen Werbespruchs in der auch sonst bedauerlichen Faschingsausgabe der Süddeutschen Zeitung heftig lachen mußte, konnte, wollte. Was nun wirklich aller Tränen wert ist.
    Merke: »Das Lachen ist ein Effekt aus der plötzlichen Verwandlung einer gespannten Erwartung in nichts« (Kant, Kritik der Urteilskraft, 1790).
    Eben. Oder eben hier eines Nichts in nichts. Bzw. mit dem Kant-Schüler Hegel und kongruent beider Nachfahr Adorno im Zuge eines leicht taumeligen, zuletzt schon fast garzuviel zitierten Merksatzes aus den »Minima Moralia« zu faseln: »Wahr sind einzig die Gedanken, die sich selber nicht verstehen.«
    Aber schließlich: ist und bleibt meine frühe und leider sehr

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