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Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Titel: Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eckhard Henscheid
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lange Zeit kaum zu erahnen und offensichtlich von Gott nicht partout vorgezeichnet gewesen.
    Und es wurde dann ja auch noch nach 1978 nicht immer erkannt und korrekt wahrgenommen. Noch zehn, zwanzig Jahre später galt der Trilogie-Romancier manchen als bestenfalls Satiriker, auch noch als Bierhumorproduzent, als »Klamaukautor«. Aber das alles ist ein noch weiteres Themenfeld.
    *
    Über die alte Hegel-Regel befindet Thomas Kapielski: »Alle großen Weltgeschehnisse ereignen sich nun nicht mehr zwei-, sondern viermal wenigstens: als Tragödie, dann als Farce und ein drittes Mal als Fernsehfilm mit viertens immer den gleichen Knallchargen, was uns wie eine tragische Farce vorkommen will, die dann noch mehrmals im Regionalfernsehen wiederholt wird.«
    Eine kulturelle Sprungdialektik hat Kapielski dabei übersehen: Die vom Original zum Remake. Das ist aber nicht die von Tragödie bzw. Hochkunst zu Farce. Sondern von Farce zu Farce. Siehe »Außer Atem« I und, mit halt jetzt anderen Knallchargen, »Außer Atem« II . Schon bei der Filmpremiere 1959 meinte ich meinen zu sollen, daß, trotz einer gewissen Aufheiterung durch den über zwei Stunden hinweg dauerhaft tapfer brennende Gauloises im Mundwinkel führenden Belmondo, der Quatsch ein durch keinerlei Remake noch quatschiger zu machender war. Sein würde? Ist.
    *
    Der Klassensprecher hieß zu Vorabitur-Zeiten Roland Adler, er verließ die Schule aber vorzeitig, wurde Architekt und SPD -Stadtrat, war ehedem schon und noch auf dieser Marschroute Hallenbad-Promoter und Faschingsprinz – und auch bereits zu seinen Schulzeiten in mancherlei Fun-Festivitäten als Sprecher im Einsatz. Das führte dazu, daß ich ihm erstmals nach dem Tanzkurs-Abschlußball in meiner Berichterstattung für die Heimatzeitung die etwas ironisch-salbungsvolle Schlußzeile einräumte:
    »Die Gesamtleitung des Abends lag in den bewährten Händen von Roland Adler.«
    Das wiederholte sich wortwörtlich und ohne weiteren Grund bei einem anderen Ball: »Die Gesamtleitung des Abends lag in den bewährten Händen von Roland Adler« – da hatten mein Kombattant Dieter Meiller und ich Blut gerochen, wir machten das gleich noch einmal – und schreckten dann, ohne daß es jemand aufgefallen wäre, ohne daß sich wer gar gegen diese unseriöse Art Journalismus aufgebäumt hätte, gleichfalls unbeanstandet auch vor dem Äußersten nicht länger zurück; nämlich anläßlich eines Tournee-Gastspiels von Oskar Werner als Hamlet:
    »Die Gesamtleitung des Abends lag in den bewährten Händen von Roland Adler.«
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    Bei meinem ersten Agatha Christie, dem genialen »Nikotin«-Roman, gelesen kurz vorm Abitur 1960, kam ich nicht im mindesten auf die Lösung, durchschaute ich die brillante Konstruktion erst einmal überhaupt nicht. Beim zweitenmal, »Dreizehn bei Tisch« (Lord Edgeware Dies), ging es schon besser, etwas gewitzter erahnte ich schon einige beliebte Christie-Tricks, z.B. den problemlösenden Zusammenhang »Páris« – »París«. Bei den folgenden Romanen verfehlte ich manchmal die Lösung – oder ich kam drauf, erwitterte zumindest die logisch-optisch täuschende Anlage des Ganzen.
    Aber im Mai 2006 war es dann so weit, und dies glanzvoll: Beim Roman »Der Tod auf dem Nil« schwante mir nach dem verblüffend quasi-fehlerhaften Doppelbeginn bereits so dies und jenes und daß das alles nicht so ganz stimmen könne. Auf S. 139 (Deutsche Ausgabe 2005) aber war mir dann endlich der Gipfelhöhepunkt meiner Krimileserkarriere vergönnt, ja ein Höhepunkt vielleicht meines Lebens. Ich stolperte nachdenklich über einen der typisch harmlosen, in Wahrheit die Lösung enthaltenden Agatha-Christie-Sätze, gesprochen von dem gerade zur Vernehmung auf dem Nildampfer anstehenden Dienstmädchen Louise:
    »Ich kann doch unmöglich irgendwas gehört haben. Natürlich, wenn ich die Treppe hochgegangen wäre, dann hätte ich den Mörder vielleicht gesehen, dieses Ungeheuer« –
    – sagt sie, im Beisein dieses überaus wach zuhörenden, hier aber noch unerkannten Mörders – sowie von Poirot, dem aber an dem Satz noch nichts auffällt, mir jedoch in Poirot-Art sehr wohl! Poirot erinnert sich erst knapp fünfzig Seiten später dieses merkwürdigen und verräterischen Satzes, der inzwischen Louise aus gleicher Mörderhand das Leben gekostet hat – Poirot schlägt sich vors Hirn, anders als der durchschnittliche und noch immer ahnungslose Christie-Hudelleser. Weit vor Poirot, und dem Leser sowieso, um es zu

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