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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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ist kompliziert, wird länger dauern, ich meine, einige Tage.« Michael drückte seine Verwunderung aus und fragte vorsichtig, wie viele Tage.
    »Zwei, drei Tage, vielleicht fünf, ich kann dir nicht erklä ren, warum, aber ich habe es dir im Voraus gesagt. Und jetzt kannst du mir deine Fragen zeigen.«
    Balilati setzte sich hin und legte seine großen Hände auf den Fragebogen, den Michael vorbereitet hatte. Nachdem er einen flüchtigen Blick darauf geworfen hatte, sah Balilati auf und meinte: »Um wen geht's? Die Braut, die hier auf dich gewartet hat? Über die du gesprochen hast? Die der Bursche verfolgt hat? Rafi hat erzählt, sie wäre mit Hämmerchen verheiratet, stimmt das?« Michael nickte, und Balilati nahm sich eine Zigarette aus der zerquetschten Noblesse-Packung, die auf dem Tisch lag. »Wird mir ein Vergnügen sein, ihm eins auszuwischen. Vielleicht flirtet sie zuviel? Nahe liegend. Du willst Auskünfte zum Militärdienst? Waffenschein? Verbindungen mit dem durchgedrehten Diplomatensöhnchen? Ob sie was mit ihm hat? Du übertreibst! Sie könnte seine Mutter sein!«
    Hier erklärte Michael dem Nachrichtenoffizier, daß Dina Silber Elischa Navehs Psychologin gewesen sei, und er fügte hinzu, daß er sich undeutlich daran erinnere, daß zu einer gewissen Zeit das Leben des Richters bedroht gewesen sei. Er wolle wissen, ob eine Waffe angeschafft wurde und ob in dem großen Haus in Jemin Mosche jemand gelernt habe, damit umzugehen.
    »Weshalb fragen wir nicht den Computer?« Michael setzte ihm auseinander, daß hier Diskretion erforderlich sei.
    »Ist schon lange her«, sagte Balilati langsam, »daß ich so eine Untersuchung hatte. Schönheiten, Richter, Truppen kommandanten, was haben wir noch? Ah, Psychologen, natürlich.«
    »Sag nicht, das Leben sei uninteressant«, bemerkte Michael und stellte das Tonbandgerät ab. »Gehen wir, laß uns sehen, wie sie unten vorankommen.«
    Er nahm das Zigarettenpäckchen, und beide verließen das Zimmer.
    Chedva Tamari, die junge Ärztin aus dem Margoa-Krankenhaus, wurde gerade von Zila verhört, die sofort den Raum verließ, als sie Michael hörte. Sie ging auf ihn zu und wischte sich die Stirn. »Die Frau wimmerte die ganze Zeit«, berichtete sie. »Das zweite Verhör heute, ich bin gleich fertig, aber wir haben von ihr nichts Neues erfahren. Jedesmal, wenn ich die Ermordete nur erwähne, bricht sie in Tränen aus. Seit einer Stunde geht das jetzt so, und das einzige, was wir noch nicht Wußten, ist, daß sie eine besondere Regelung mit dem Bereitschaftsarzt hat: Er steht den ganzen Tag zu ihrer Verfügung, wenn sie Notdienst hat. Was die Männer nicht alles für ein Mädchen tun!«
    Michael ließ sich von Zilas aufgeräumter Stimmung nicht irreführen. Ihre Verhörmethoden waren scharf und effek tiv.
    »Die erste Vernehmung hat länger gedauert, etwa zwei Stunden. Dr. Daniel Waller von der Ausbildungskommission, erinnerst du dich an ihn? Der mit den grauen Haaren. Auch aus ihm habe ich nichts herausbekommen. Beide sind bereit, sich mit Lügendetektor vernehmen zu lassen«, sagte sie, ohne gefragt worden zu sein.
    Menni verhörte in einem anderen Raum Tami Zvi'eli, für die die Party bei Joe Linder gegeben worden war, eine verwelkte Blondine mit rosa Augen. »Auch sie«, sagte Menni, »ist bereit, sich an den Lügendetektor anschließen zu lassen.«
    »Jeder hat irgendein Alibi«, meinte Rafi. »Nichts Besonderes, nichts, was wie geplant wirkt, sondern ganz alltägliche Sachen. Sie waren mit der Familie zusammen, haben ferngesehen, sind schlafen gegangen, sind am Sabbat spät aufgestanden. Ich habe über keinen etwas Auffälliges herausbekommen.«
    Balilati ging seinen eigenen Angelegenheiten nach, und Michael kehrte in sein Zimmer zurück, um sich mit Dr. Giora Böhm, Kandidat am Institut und Stationsarzt im Kfar-David-Krankenhaus, zu treffen. Es war der bärtige Glatzköpfige, der Dina Silber in die Einsegnungshalle begleitet hatte.
    Dr. Giora Böhm sprach mit schwerfälligem südamerikanischen Akzent, er rollte die Worte, als genieße er ihren Klang. Am Freitagabend hatten ihn Freunde zum Abendessen besucht. Am Sabbatmorgen war er mit seinen Kindern spazieren gegangen und um halb zehn nach Hause zurückgekehrt, wo er die Kinder – zwei Jungen und ein Mädchen, keins älter als acht – seiner Frau übergeben hatte, bevor er ins Institut fuhr.
    Dr. Neidorf war seine Lehrerin im Institut, das heißt, sie unterrichtete seinen Jahrgang, zehn Leute, für die Dauer von

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