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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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erstklassige Empfehlung mitgegeben hat und daß Rosenfeld zufolge keinerlei Zweifel an ihrer Auf nahme durch die Ausbildungskommission bestanden hät ten. Welches Motiv also könnte sie gehabt haben?«
    Michael Ochajon öffnete den Mund, aber schließlich stopfte er etwas von dem klein geschnittenen Salat hinein und nickte trübsinnig.
    Nira war tatsächlich nach Europa gefahren, und Juval wohnte bei ihm. Morgens beklagte sich der Junge, daß er nachts aus dem Nebenzimmer gehört habe, wie der Vater im Schlaf mit den Zähnen knirschte. Michael wurde immer verschlossener und versank in Depression, ohne zu wissen, weshalb.
    Mit Maja konnte er sich unmöglich in seiner Wohnung treffen. Während der wenigen Begegnungen in ihrem kleinen Cafe an der Ecke beklagte sie sich nicht, sondern blickte ihn nur sehnsüchtig an. Er konnte ihr nichts erwidern, ihm war nicht nach Gesprächen, er wollte sich nur in seinem Bett an sie schmiegen und umarmt werden. Maja behauptete, daß er jedes Jahr, wenn es Frühling werde, unter Depression leide, das wiederhole sich, aber er Wußte, daß dieser Fall an allem schuld war.
    Die Vernehmungen ergaben nichts Neues. Sie waren zumeist interessant, aber unergiebig. Bei einer der beiden Begegnungen mit Hildesheimer, sagte ihm der Alte, daß das Leben im Institut unerträglich geworden sei. »Das Institut ist krank«, sagte er traurig und sah Michael mit einem fragenden Blick an.
    Die Presse erleichterte die Lage nicht. Sie übte Druck aus, Polizeireporter protestierten energisch gegen den Mangel an Informationen. Jeden Morgen nahm der Sprecher am letzten Teil ihrer Lagebesprechung teil und erhielt, wie er es nannte, »die tägliche Instruktion, wie er mit vielen Worten nichts sagen könne. Wann gebt ihr mir etwas Wesentliches, damit ich ihnen was zu fressen geben kann? « Dabei warf er Michael einen vorwurfsvollen Blick zu. Auch die täglichen Begegnungen mit Arie Levi, dem Stadtkommandanten, hoben Michaels Stimmung nicht.
    Catherine-Louise Dubonnet erschien auf der Bildfläche und war in jener Zeit der einzige Lichtblick. Michael holte sie am Freitag selbst am Flugplatz ab, vier Tage, nachdem er durch die Familie der Verstorbenen von ihr erfahren hatte.
    Auf dem Flugplatz, der ihm eine Ahnung von der großen, weiten Welt gab, dachte er neidisch, daß er selbst jahrelang das Land nicht verlassen hatte. Wieder träumte er von einem ruhigen Leben in Cambridge, vom Studium der Renaissance, von Italienreisen.
    Er stand neben der Paßkontrolle und blickte auf die lange Schlange der Ankommenden. Schließlich verlor er die Geduld und ließ Frau Dubonnet über den Lautsprecher ausrufen.
    Drei Gespräche führte er mit ihr. Das erste fand im Auto statt, auf dem Weg vom Flugplatz zum Hotel. Sie wollte im Hotel wohnen, trotz der herzlichen Einladung von Familie Neidorf. Sie hätte es nicht ertragen können, erklärte sie, daß Eva nicht mehr da war.
    Sie hatten ihr ein Zimmer in einem billigen Hotel bestellt, aber als Michael sie sah, fuhr er sie direkt zum Hotel King David, und Zila, die auf seine Bitte zur Zentrale ging, erledigte alle Einzelheiten.
    Catherine-Louise Dubonnet, erfuhr Michael Ochajon von seinen Pariser Kollegen, war die bedeutendste Analyti kerin am Pariser Institut. Auch Hildesheimer sprach über sie mit Ehrfurcht und großer Hochachtung, trotz seiner grundsätzlichen Bedenken gegen die »Franzosen im allge- meinen «. Ihrem Paß hatte er entnommen, daß sie sechzig war. Ihr weißes Haar war über dem Nacken zu einem dicken Knoten zusammengefaßt, sie hatte braune Augen, die Klugheit und Wärme ausstrahlten und riesengroß wa ren, wie die eines Babys. Bevor er ihr in die Augen gesehen hatte, machte sie auf ihn den Eindruck einer liebenswürdigen Großmutter auf dem Weg in die Küche. Sie trug ein dunkles, unförmiges Kleid, darüber einen abgetragenen Mantel, ihr Gesicht war ungeschminkt, und ihre unregelmäßigen Zähne, die sie beim Lächeln entblößte, ließen sie ein wenig vernachlässigt aussehen. Ihre flachen Schuhe waren braun und Paßten nicht zur Farbe ihres Kleides. Sie fügte sich nicht in das stereotype Bild, das er von französischen Frauen hatte. Wo ist die Eleganz, von der alle reden, dachte er, als sie auf dem Flugplatz voll Wärme seine Hand drückte. Doch als er ihr in die Augen blickte, verlor die Frage der Eleganz jegliche Bedeutung.
    Noch im Auto fragte er sie nach der Zusammenkunft in Paris. Eva habe sich kaum vierundzwanzig Stunden in ih rem Haus aufgehalten,

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