Denn am Sabbat sollst du ruhen
Bereitschaftsarzt in der Klinik. Sechsmal im Monat war er als Bereitschaftsarzt zu Hause, aber nur selten wurde er nachts in die Abteilung gerufen. Er achtete darauf, daß seine Arbeitszeit nicht auf die Nächte fiel, in denen das Hadas sah-Krankenhaus in Ein-Kerem für die Notaufnahme zu ständig war, damit er einigermaßen Ruhe hatte, wie er Rina, der Oberschwester aus der Notaufnahme, erzählte.
Diesmal zum Beispiel erzählte er ihr in jener Freitagnacht, als sie ihre Schicht um halb elf begann, würde er die Zeit eigenen Angelegenheiten widmen können, weil das Krankenhaus auf dem Skopusberg Notdienst hatte. Er hatte vor, einige Sitzungen der vergangenen Woche zu protokollieren, denn am nächsten Tag hatte er Supervision bei Ro-senfeld. Inzwischen, sagte er zu Rina, könne er aber noch mit ihr plaudern. Rina, eine allein stehende Frau Anfang Vierzig, eher pummelig, mit flachem, breitem Gesicht, warf ihm einen verführerischen Blick zu, lehnte sich an den Schalter, brachte ihr Gesicht dicht an seins und fragte ihn mit weicher Stimme, ob er denn heute Nacht unbedingt Protokolle schreiben müsse.
Gold war verlegen und errötete. Er hatte nie über die Sorglosigkeit verfügt, mit der manche Kollegen unverbindlich in den langen Nachtschichten mit Rina flirteten, ziem lich stürmisch, wie sie am anderen Morgen berichteten. Daß er so schüchtern war, amüsierte Rina und veranlaßte sie, sich noch näher an ihn heranzudrängen. Endlich sagte er: »Vielleicht hörst du auf, du bringst mich in Verlegenheit«, und seine hellen Augen wichen ihrem vergnügten Blick aus. Die Situation wurde vom diensthabenden Arzt der Intensivstation gerettet. Sobald er eingetreten war und sich ebenfalls an den Schalter lehnte, widmete Rina ihm all ihre Aufmerksamkeit.
Im Gegensatz zu Gold war Dr. Glauer ein junger Mann, der sich betont locker gab. Er sah nicht besonders gut aus, trat aber mit einem Selbstbewußtsein auf, das Gold niemals aufgebracht hatte. Glauer lächelte Rina aufmunternd zu, ging auf die andere Seite des Schalters, legte ihr den Arm um die Schulter und spielte mit dem Kragen ihrer weißen Bluse, die sie über ihren weißen Hosen trug. Der Reißverschluß der Bluse öffnete sich ein wenig unter den vorwitzigen Händen Glauers, der die halbherzigen Proteste der Schwester ignorierte.
Gold errötete noch stärker und war im Begriff, die Notaufnahme zu verlassen, als eine Krankenbahre hereingetragen wurde. Rinas Gesicht wurde plötzlich abweisend, und sie sagte: »Wir haben heute keinen Notdienst.« In der Stille der fast völlig leeren Notaufnahme klang ihre Stimme hart und streng. Gold war überzeugt, daß sie die Träger mit der Bahre hinauswerfen werde, aber da betrat Jakob den Raum, und Rinas Gesicht wurde besorgt und interessiert. »Wer ist das, Jakob?« fragte sie. »Ist das jemand, den du kennst?«
Jakob, ein Medizinstudent im vierten Jahr, der sich sein Geld in der Notaufnahme verdiente, verstand es, in Rina mütterliche Empfindungen hervorzurufen, was keinem vor ihm gelungen war. Er war bleich und schweißbedeckt, er nickte nur und deutete auf die Bahre, von der ein Arm hervorschaute, der an einen Tropf angeschlossen war. Die Pfleger, die die Bahre getragen hatten, begannen, den Patienten vorsichtig auf das erste freie Bett, neben dem Jakob stand, zu heben.
Rina blickte auf den jungen Mann, der auf dem Bett lag, dann auf Jakob und sagte: »Ist das nicht der junge Mann, mit dem du zusammenwohnst?«
Jakob wischte sich das Gesicht und sagte mit zitternder Stimme: »Er hat alles mögliche eingenommen und auch etwas getrunken, sein Puls geht sehr schwach, er ist in keinem guten Zustand.« Er sah Rina an und sagte verzwei felt: »Nun, tut schon was, tut etwas, warum steht ihr alle so herum?«
Sofort begann ein Vorgang, den Gold immer den »Tanz der Dämonen« nannte. Blitzartig faßte Glauers Hand den Puls, das Bett begann sich zu bewegen, Rina rief: »Den Respirator, ich brauche auch den Respirator«, und jemand sprach von Magenspülung. Die Notaufnahme war vom Lärm der in weißen Kittel hin- und herlaufenden Menschen erfüllt, das Bett wurde in den Korridor geschoben und Jakob nach Einzelheiten befragt. Er antwortete, während er hinter dem Bett herlief, daß er eine Flasche Cognac gesehen habe, er wisse nicht, wie viel Elischa davon getrunken habe, und er habe auch die leeren Behälter der Medikamente gesehen. Nach seiner Schätzung habe Elischa zwanzig Antidepressiva und zehn Barbiturate geschluckt.
Glauer sah
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