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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Chedva Sabbatdienst hatte, bat sie Baum, falls er Bereitschaftsarzt war, mit ihr im Krankenhaus zu bleiben, da sie sich davor fürchtete, die alleinige Verantwortung zu übernehmen. Man hatte Dvora diese Regelung nicht mitgeteilt, aber ihren Augen blieb nichts im Krankenhaus verborgen. Und obwohl sie gegen Baum Einwände hatte – sie arbeitete nicht gern mit ihm, weil er »Unordnung und Unruhe in die Abteilung« brachte mit seinen sonderbaren Methoden – er mißachtete Regelungen, er scherzte mit den Kranken –, zog sie jetzt seine ärztliche Erfahrung einer Beratung mit Chedva vor.
    »Seht, seht!« begrüßte Dr. Baum die Schwester. Er hatte es sich in seinem Sessel bequem gemacht und die Beine auf den Tisch gelegt. »Seht, wer da am Sabbatmorgen zu Besuch kommt. Möchten Sie Kaffee?«
    Sieh da, dachte die Schwester und wandte sich zur Seite an ein unsichtbares Publikum, das wäre ein Beispiel für seine Dummheiten. Ich komme zu Besuch! Nein, wirklich!
    »Nun«, fuhr Baum fort, während ein Lächeln in seinen Augen spielte. »Möchten Sie oder nicht?«
    »Was? Möchten was?« fragte Dvora, in Gedanken versunken.
    »Na, na, wir wissen schon nicht mehr, was wir wollen«, lachte Baum, faßte an seinen hellen Schnurrbart und sah sie amüsiert an. »Gute Zeiten. Man kann an viele Dinge denken. Was meinen Sie?«
    Schwester Dvora errötete nicht, und indem sie sein Lächeln demonstrativ ignorierte, sagte sie: »Ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen, daß wieder etwas nicht stimmt mit Tobol. Mir scheint, er fängt wieder an. Heute Morgen, als er aufstand, war er noch in Ordnung. Ich weiß nicht, was seitdem geschehen ist, aber mir scheint, er fängt wieder an.«
    Dr. Baum wurde ernst. »Sind Sie sicher?« fragte er, doch er erwartete keine Antwort, er wußte, daß Schwester Dvora Erfahrung hatte und besser diagnostizierte als mancher Arzt, den er kannte. Trotz seiner Scherze schätzte er ihre Arbeit und ihren Umgang mit den Kranken sehr. »Schade«, sagte er endlich, rupfte an seinem Schnurrbart, »es ging ihm so gut letzten Monat, ich dachte sogar daran, ihn auf Abteilung A zu verlegen.« Die Männerabteilung A war eine – je nachdem, wie man es sehen wollte – halb offene oder halb geschlossene Abteilung. jedenfalls genossen die Patienten dort mehr Freiheiten als auf Station D, die völlig geschlossen war. »Was fehlt ihm diesmal? Was haben Sie beobachtet?«
    »Nun«, sagte Dvora zögernd, »er ist einfach anders als sonst. Er liegt im Bett, will nichts essen, wissen Sie, aber diesmal wirkt er auch beunruhigt, außerordentlich beunruhigt – so scheint es mir jedenfalls.« Die letzten Worte sagte sie mit besonderer Schärfe, um ihre Unsicherheit zu verbergen, denn sie hatte Angst, sich mit einer Diagnose festzulegen.
    »Seine Medizin nimmt er wie gewöhnlich?« fragte Baum, und Dvora nickte. Darauf wandte er sich dem grauen Metallschrank zu, in dem die Patientenakten aufbewahrt wurden. Er rückte seinen Sessel mit einem lauten Kreischen dorthin, und während er murmelte: »Tobol, Tobol Nissim, was bekommt er?«, zog er einen prall gefüllten Aktendeckel heraus. Dvora begann, ihm laut die Medikamente aufzuzählen, und Baum bestätigte sie nach dem Krankenblatt.
    »Man kann ihm noch mehr Melril geben«, sagte Baum nachdenklich zu sich selbst, »aber vielleicht ist es besser, noch abzuwarten, wenigstens bis heute Abend. Was meinen Sie?« Er wartete die Antwort nicht ab, sondern fuhr fort: »Gut, warten wir bis heute Abend. So lange bin ich hier. Wenn etwas passieren sollte, rufen Sie mich. In Ordnung?«
    Dvora schwieg. Wenn es nach ihr ginge, hätte man längst etwas unternommen, die Melril-Dosis erhöht, beispielsweise. Aber niemand fragte sie. Sie hatte das Ihre getan. Schwester Dvora versetzte den Fußboden in Schwingungen, als sie den Raum verließ. Baum beherrschte sich und kniff ihr nicht in den breiten Hintern; schmunzelnd kehrte er zu seinem Buch zurück. Er las, bis er hungrig wurde. Es war bereits ein Uhr, er mußte sich beeilen, wenn er das Mittagessen nicht versäumen wollte. Allerdings war seit den letzten Sparmaßnahmen das Essen so schlecht geworden, daß sogar die Depressiven sich empörten. Nachdem er das Buch zur Seite gelegt hatte und hinaus in die Sonne getreten war, beschloß er, auf seinem Weg in die Kantine nach Tobol zu sehen. Er betrat die Station, vergewisserte sich, ob er auch die Türklinke bei sich trug – denn er wollte auf keinen Fall Dvora um ihre Klinke bitten, das wäre ein Triumph für

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