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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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machte beim Pförtner halt und bat um das Telefonbuch. Er suchte die Nummer des Instituts heraus und wählte hastig. Doch als er feststellen mußte, daß die Leitung belegt war, verließ er die Klinik wieder und lief bis zu dem grünen Tor, an dem sich eine Gruppe von Menschen zusammengeschart hatte. Er kannte sie alle, einige hatten mit ihm an der medizinischen Fakultät studiert, andere in den psychiatrischen Kliniken gearbeitet.
    Er sah Gold, mit dem er zusammen studiert hatte und der jetzt an der psychiatrischen Abteilung des HadessaKrankenhauses arbeitete, aus dem Streifenwagen steigen und sich auf die Steinmauer stützen, das Gesicht sehr blaß. Er sah die schöne Dina Silber, die er am Anfang ihres Weges als Psychologin in der Margoa-Klinik kennenge lernt hatte. Er erinnerte sich lebhaft an seine gescheiterten Versuche, sie zu verführen. Sie war noch immer bildschön, vor allem in dem blauen, flauschigen Mantel, den sie trug.
    Auch Dr. Joe Linder, von dem er verschiedentlich gehört hatte, war dort. Er erinnerte sich, wie einmal eine Frau über ihn gesagt hatte, er sei der einzige attraktive Mann am Institut, »und außerdem ein brillanter Kopf«.
    Drei Menschen, die ihm unbekannt waren, umgaben diese Gruppe und stellten laut Fragen. Ein dicker, schwitzender Mann, der ein Mikrofon in der Hand hielt, schrie Dina Silber zu: »Ich bitte nur um den Namen, das muß doch möglich sein!« Dina Silber ignorierte ihn, aber er ließ nicht locker und wiederholte seine Frage, bis Joe Linder ihn am Ärmel packte und zur Seite zog, indem er etwas sagte, was Baum nicht hören konnte. Der Mann entfernte sich von ihnen und stand nicht weit vom Streifenwagen. Baum trat zu Gold und fragte: »Was geht hier vor?«
    Gold, der noch blasser war als vor seinem letzten Ex amen, zog Baum die Straße hinunter und erzählte ihm von dem morgendlichen Geschehen. Er ignorierte die entsetzten und ungläubigen Ausrufe Baums und beendete seine Erzählung mit einer Bemerkung über die Journalisten, die umher stehen und auf Informationen warten. »Wie Schmeißflie gen, sie leben vom Dreck«, sagte er angewidert, und daß er sich Sorgen um Neidorfs Patienten mache. Dann erinnerte er sich daran, daß er selbst einer von ihnen war und schwieg. Baum rief wieder aus: »Unglaublich! Im Institut! Gott! Und noch dazu Neidorf!« Gold reagierte nicht. Dann sagte er mitgenommen, daß er gerade vom Russischen Platz zurückgekehrt sei, wo sie seine Zeugenaussage aufgenommen hätten, und beklagte sich, daß sich das Verhör ewig hingezogen hätte.
    Baum hatte einige Vorträge Eva Neidorfs gehört, die vor seiner Zeit viele Jahre in der Klinik gearbeitet hatte und noch als Beraterin in der ambulanten Station tätig war. Im Krankenhaus und in der Poliklinik verehrte man sie rückhaltlos. Er selbst hatte immer gesagt, daß sie eine Meisterin ihres Fachs war, spottete aber insgeheim etwas über ihre Humorlosigkeit.
    Er machte Gold auf seine grünliche Gesichtsfarbe aufmerksam, drückte heiser seine Anteilnahme aus, er habe sicherlich einiges durchgemacht, und lud ihn zu einer Tasse Kaffee ins Ärztezimmer ein. Gold nahm die Einladung an, ohne zu wissen, warum. Er hatte sich niemals in Baums Gesellschaft wohl gefühlt, er verstand seine Scherze nicht, und seitdem sie ihr Studium beendet hatten, vermied er es, mit ihm zusammenzukommen. Er ging hinter ihm her und murmelte, daß er eigentlich zu Hause sein sollte.
    Der Kaffee, den Baum ihm im Ärztezimmer aus der Thermosflasche eingoß, war lauwarm und trübe, aber Gold trank ihn, ohne sich zu beklagen. Seine Beinmuskeln zitterten vor Schwäche wie nach schwerster körperlicher Anstrengung. Das mußte an der Migräne liegen, dachte er und nahm Platz, ohne das Zittern der Muskeln beherrschen zu können.
    Baum redete unaufhörlich. Er hatte während des ganzen Wegs und während er den Kaffee eingoß gesprochen, er sprach auch jetzt, als sie saßen und tranken. Er stellte alle Fragen, die sich in dieser Situation stellten: »Wer könnte sie deiner Ansicht nach erschossen haben?« und: »Welches Mordmotiv könnte es geben?« auch: »Was hatte sie eigentlich dort zu tun?«
    Genau diese Fragen quälten Gold seit Stunden, doch er entgegnete bloß, daß er keine Ahnung habe, woher auch, und daß es Gott sei Dank die Polizei gebe, die sich ihren Kopf zerbrechen solle, und daß sich die wichtigsten Leute im Institut um die Patienten kümmern würden und daß sich am Ende alles aufklären würde, weil dieser gut aussehende

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