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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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sieht eher wie ein Spielzeug oder ein Kunstgegenstand aus mit dem Perlmuttergriff und den Gravierungen. Tatsächlich habe ich ihn von einem Kunsthändler erworben, und der Belag und die Gravierung sind Handarbeit.«
    Während er ein Formular aus der Schublade zog, bat Michael in amtlichem Ton um Einzelheiten über die Waffe. Joe zog aus seiner Tasche einen zerknitterten Zettel, einen Waffenschein über eine Beretta, Kaliber .22.
    Michael zuckte nicht mit der Wimper, als er Dr. Joe Linder fragte, weshalb er annehme, daß eine Verbindung zwischen dem Todesfall im Institut und seinem Revolver bestehe.
    Joe hob die Schultern, öffnete den Mund, um etwas zu antworten, überlegte noch einmal und sagte, daß er es nicht wisse. Er dachte einfach, es bestehe eine Verbindung, das sei alles.
    Michael betrachtete den Waffenschein und fragte vor sichtig, während er etwas auf das vor ihm liegende Formu lar kritzelte, wann genau Dr. Linder den Revolver zum letzten Mal gesehen habe.
    Als Antwort begann Joe über seine Rückenschmerzen und seine Schlaflosigkeit zu sprechen. »Das scheint Ihnen nicht zur Sache zu gehören, aber es gehört dazu, denn nur weil ich eine Schlaftablette gesucht habe, habe ich bemerkt, daß der Revolver verschwunden war. Das letzte Mal, als ich eine Tablette genommen habe – und ich erinnere mich genau, wann das war –, lag er noch an seinem Platz.« Und dann erzählte Linder von der Nacht vor zwei Wochen, als in seinem Haus die große Party stattfand. Damals brauchte er keine Schlaftabletten, und danach beschloß er, in Zukunft keine mehr zu nehmen, denn sein Kollege Rosenfeld habe wohl Recht, er könne davon abhängig werden. »Vermutlich ist es mir als Analytiker verboten, dies zu sagen, aber schließlich und endlich ist der Mensch ein charakterschwaches Geschöpf, und vielleicht habe ich wegen dieser Tragödie von gestern meinen Vorsatz gebrochen.«
    Michael ignorierte den vertraulichen Ton, die Offenherzigkeit, die Linder schon gezeigt hatte, als er über den Erwerb des Revolvers sprach. Michael sagte, wenn er ihn richtig verstehe, so sei der Revolver zum letzten Mal in der Nacht vor der großen Party, von der Dr. Linder zuvor gesprochen habe, gesehen worden.
    Linder nickte und sagte, er könne den Doktortitel ruhig weglassen. »Alles in allem bin ich sowieso nur ein Hochstapler, ich bin kein wirklicher Doktor und eigentlich weder Psychologe noch Psychiater.«
    Man kann die Ablehnung, auf die ein Mensch dieser Art bei Hildesheimer stieß, verstehen, dachte Michael, der sich an die Worte des Alten über den Ausnahmefall erinnerte. Etwas störte ihn an der übertrieben aufdringlichen Offenherzigkeit, die Linder an den Tag legte. Ständig schien er zu sagen: »Hier sind alle meine Mängel vor Ihnen ausgebreitet. Ich habe keine schlimmeren, akzeptieren Sie mich, wie ich bin, bitte.«
    Frauen, dachte Michael, fühlten sich sicher von dieser Art Mann angezogen. Hinter dieser pathetischen Fassade mußten gefährliche Fallen lauern. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, als er seine Frage wiederholte: »Wo genau waren Sie in der Nacht von Freitag auf Sabbat und Sabbatmorgen?«
    Linder sah auf seine Uhr und sagte, er müsse gehen, um pünktlich zu sein, wenn der nächste Patient komme. In dem formellsten Ton, dessen er fähig war, mit der vollendeten Höflichkeit eines englischen Bürokraten erklärte ihm Michael, daß er ihm nicht gestatten könne zu gehen. Er müsse ihm empfehlen, alle für den Morgen vereinbarten Sitzungen abzusagen. Linder reagierte mit einem Wutanfall. Es fielen böse Worte über »diesen Staat«: Wer sich wie ein guter Bürger benehme, werde noch schikaniert, und »Hilfsbereitschaft hat sich noch nie gelohnt«. Wie, bitte, könne er seinen Patienten im letzten Augenblick absagen und noch dazu mit diesen Schlagzeilen in den Morgenzeitungen, die sicher alles aufrühren würden? Warum zum Teufel können diese Sachen nicht warten?
    Erst da sagte ihm Michael, daß seine Beschreibung des Revolvers genau auf die Waffe passe, die man in der Nähe des Instituts gefunden habe, und daß auch die Seriennum mer übereinstimme. Er behielt seinen ruhigen und formel len Ton und sein verschlossenes Gesicht bei, als er hinzufügte, daß es nicht viele Revolver dieser Art gebe. »Sie verstehen sicher, Dr. Linder, wie sehr Sie in die Ermittlungen verwickelt sind. Im Augenblick kann ich unmöglich auf Ihre Anwesenheit verzichten.« Dann läutete das Telefon.
    Das ballistische Labor teilte,

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